Oberburg
(Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf). 548 m. Gem. und Pfarrdorf im untern Emmenthal, am linken Ufer der Emme und am Eingang in den Lauterbach- und Krauchthalgraben, 2 km s. Burgdorf. Station der Linien Burgdorf-Langnau und Burgdorf-Thun. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Breitenwald, Oschwand, Font, Ober Oschwand, Rohrmoos und Zimmerberg: 273 Häuser, 2745 reform. Ew.; Dorf: 152 Häuser, 1863 Ew. Grosses Industriedorf mit zahlreichen neuen Wohnhäusern. Drei Giessereien, eine Schmiede, eine Holzwarenfabrik, fünf Käsereien, eine Leinwandfabrik, vier mechanische Werkstätten, eine Möbelfabrik, Mühle, ¶
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Ofenfabrik, zwei Sägen, eine Ziegelei, Steinbrüche. Zahlreiche Bewohner arbeiten auch in den Fabriken von Burgdorf. Landwirtschaft. Der Schachen geheissene Kern des Dorfes reiht sich auf eine Strecke von 2 km längs der Strasse Burgdorf-Langnau auf, während ein anderer Teil mit der Pfarrkirche etwas abseits vor dem Eingang in den Lauterbachgraben liegt. Die Pfarrkirche St. Georg stand zuerst unter dem Patronat der Herren von Brandis, die ihre Rechte 1256 an das Benediktinerkloster Trub verkauften, von dem sie nach der Reformation an Bern übergingen.
War bis 1401 zugleich auch Pfarrkirche von Burgdorf, wurde 1497 in gotischem Stil neu erbaut und 1870 restauriert und
mit einem schönen neuen Glockenturm versehen. Im Chor ein gutes modernes Glasgemälde (Christus die Kinder segnend). Von
Oberburg
lösten sich 1539 Tschameri und Gomerkinden (bei Hasle) und 1704 Heimiswil als eigene Pfarreien ab. Der Ort wird 1139 zum
erstenmal genannt und verdankt seinen Namen einer einst über der Kirche stehenden Burg, die im Gegensatz
zur sog. Unteren Burg in Burgdorf die Obere Burg hiess und der Sitz der um die Mitte des 14. Jahrhunderts erlöschenden Edeln
von Oberburch war. Im Bauernkrieg nahmen die Leute von Oberburg
Partei für die Aufständischen, wofür nachher der Ammann
Christian Wynistorf und zwei seiner Anhänger mit ihren Köpfen büssen mussten. Hier wirkte 1670-1701
als Pfarrer der durch verschiedene theologische Schriften bekannt gewordene Johann Erle aus Thun, der 1667-1670 Pfarrer von
Grindelwald gewesen war und sich damals während einer fürchterlichen Pestepidemie durch seine aufopfernde Tätigkeit
ausgezeichnet hatte. Siehe Schweizer, Karl. Chronik von Oberburg.
Burgdorf 1902.