Tendre ab und senken sich nach W. zur französischen Grenze und dem obersten Abschnitt des
Thales der Orbe.
S. der Senke von
Saint Cergue
steht als isoliertes Verbindungsglied zwischen der Waadtländer Kette des
Mont Tendre und dem französischen
Rücken des Mont
Reculet der wohlbekannte steile
Kamm der
Dôle mit den Gipfeln des
Cuvaloup (1632 m) und der
Dôle (1678
m), welch' letztere den höchsten Punkt der Waadt
und den zweithöchsten Punkt (nach dem
Mont Tendre) des ganzen schweizerischen
Juragebirges bildet und eine sehr umfassende Aussicht auf die
Alpen bietet.
Der Abschnitt des Bezirkes Nyon zwischen dem Jurafuss und demGenfersee erscheint als 7 km breite, etwas
geneigte und fruchtbare
Ebene mit zahlreichen
Dörfern und Weilern. Eine ähnliche Terrasse, wie sie sich in den Nachbarbezirken
Rolle und
Aubonne zwischen den
Jura und das Mittelland
einschiebt, findet sich im Bezirk Nyon blos im NO. mit den
DörfernGland,
Begnins
und
Bassins. Zwischen
Versoix und
Crans endlich erstreckt sich als 4 km breite Uferzone das Gebiet des Kreises
Coppet.
Der Bezirk Nyon gehört zum überwiegenden Teil dem Einzugsgebiet des
Genfersees an und hat zahlreiche Wasserläufe, die zumeist
an den Gehängen oder am Fuss des
Jura entspringen und alle nur wenig bedeutend sind. Wir nennen: die
an der N.-Grenze des Bezirkes fliessende und die
Wasser der Gehänge der
Côte sammelnde
Dullive;
die
Asse und den
Boiron, die in
dem vor dem Jurafuss gelegenen Sumpfland w. von
Chéserex und
La Rippe entspringen und nördl. bezw. südl. von Nyon in den
See münden;
die die Grenze gegen Frankreich bildende
Versoix, die zwar selbst nicht auf Waadtländer Boden übertritt, von
der aber Kanäle gegen
Crans,
Céligny und
Coppet sich abzweigen.
Die Uferzone ist von der Mündung der
Dullive bis
Versoix 18,5 km lang. Zum Einzugsgebiet der
Rhone gehört durch die Valserine, die
Bienne und den Ain auch noch die
W.-Flanke der
Dôle, während der
W.-Hang des
Noirmont durch die Orbe
demRhein tributär ist. Der gebirgige Anteil
des Bezirkes besteht vorwiegend aus
Jura- und Neocomkalken und der dem Mittelland
zufallende Anteil aus Molasse mit einer mächtigen
Decke von Moränenschutt und fluvioglazialen Ablagerungen, von deren abwechselnd tonigen oder kiesigen Beschaffenheit die
landwirtschaftliche Bedeutung des
Bodens abhängt. Im Gebiet zwischen
Saint Cergue und dem
Genfersee hat
nach dem Rückzug des grossen diluvialen
Rhonegletschers ein lokaler jurassischer Eisstrom auf die alpinen Moränen noch eine
mächtige Lage von jurassischem
Schutt abgelagert.
Aus diesen Materialien bestehen die Höhen von
Arzier le Muids bis
Coinsins und die ganze Zone zwischen
Bonmont und
Givrins mit
ihren zahlreichen Moränenrücken. Geschichtete fluvioglaziale Schotter liegen zwischen
Duillier,
Gland
und Rolle.
Am Seeufer treten die alten Uferterrassen auf und schiebt sich das rezente Delta der
Promenthouse vor, während die 35 m
höher gelegene Terrasse von
Gland ein älteres und jetzt trocken liegendes Delta dieses Flusses bildet, der zu dieser Zeit
bei Le Cottaye in den
See mündete.
Die flächengrösste Gemeinde mit 5530 ha ist Arzier.
Die grosse Mehrzahl der Bewohner lebt im Mittelland
und am Seeufer, wo sie sich
in
Dörfern und Weilern niedergelassen hat, sodass ziemlich wenige Einzelsiedelungen vorhanden sind. Die Zahl der Bevölkerung
ist in ständigem Wachsen begriffen. 1850: 10764, 1880: 12975, 1888: 13524, 1900: 14471 Ew. 2309
Häuser
und 3598 Haushaltungen. 11845 Reformierte, 2544 Katholiken, 37
Juden und 45 Andere;
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft, in den
Bergen gepaart mit Weide- und Waldwirtschaft.
Bedeutender Holzhandel. Der Boden ist meist fruchtbar, wenn auch am Seeufer einige steinige und daher wenig ergibige
Striche
vorkommen. Immerhin genügt der Getreidebau den Bedürfnissen der Bewohner nur knapp. Viel Weinbau, der seit einer Reihe
von Jahren an Bedeutung merklich gestiegen ist; die besten Produkte liefern der KreisBegnins und die
Hänge direkt über dem
Genfersee. Die produktive Bodenfläche verteilt sich schätzungsweise wie folgt:
Die Viehstatistik hat folgende Ergebnisse geliefert:
1886
1898
1902
Rindvieh
3978
4777
4634
Pferde
798
931
986
Schweine
1975
2449
2928
Schafe
1054
607
447
Ziegen
911
652
599
Bienenstöcke
1226
1052 (1897)
982 (1900).
Die industrielle Tätigkeit ist schwach entwickelt und beschränkt sich auf einige bestimmte Ortschaften (vor allen Nyon
selbst). In
Coppet eine Limonadenfabrik;
in
Vich eine Pantoffelnfabrik, eine
Spinnerei und eine Weberei;
Die Fremdenindustrie hat sich seit einer Reihe von Jahren
besonders in
Saint Cergue, dem höchstgelegenen
Ort (1040 m) des Bezirkes und besuchten Exkursionszentrum, entwickelt. Fremdenpensionen
daneben noch in Arzier,
Begnins etc.
deutsch
Neuss (Kt. Waadt,
Bez. Nyon). 378 und 404 m. Gem. und Stadt am rechten Ufer des
Genfersees, Hauptort des Bezirkes
Nyon; an der Strasse und Bahnlinie
Lausanne-Genf, 39 km wsw.Lausanne und 22 km nnö. Genf.
Der
Hafen von Nyon
ist einer der belebtesten des
Genfersees und wird im Sommer täglich etwa 20mal von Dampfschiffen angelaufen; Ueberfahrt von
der
Côte nach Thonon und Évian und Haltestelle fast aller von
Ouchy oder Évian nach Genf
oder umgekehrt fahrenden Schiffe. Poststrassen
nachDivonne, nach
Saint Cergue, Morez und dem Jouxthal, nach den
Dörfern am Jurafuss
¶
mehr
und nach Arzier. 1905 eröffnete Normalbahn über Crassier nach Divonne, wo sie an die französische Linie über Gex und Collonges
nach Bellegarde anschliesst. Elektrische Strassenbahn nach Arzier und Saint Cergue projektiert. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit La Métairie: 519 Häuser, 4882 zur grossen Mehrzahl reform. Ew. (254 Gemeindebürger, 2184 übrige Waadtländer, 1311 übrige
Schweizer und 1133 Landesfremde); Stadt allein: 382 Häuser, 4016 Ew. 1481 zählte man 160 Herdstätten, d. h. etwa 800 Ew.;
1581: 1065, 1803: 2116, 1860: 2926 Ew. Das Budget von Nyon sieht pro Jahr 225000 Fr. Ausgaben vor, wovon 65000 Fr. auf das
Schulwesen entfallen.
Die Stadt steigt vom See aus einen kleinen Höhenrücken hinan, bietet mit ihren
zahlreichen Terrassen, Gärten, gotischen Türmchen und altertümlichen Bauten vom See her einen reizenden Anblick und gestattet
selbst wieder eine prachtvolle Aussicht auf den Genfersee und seine Ufer. Nyon zerfällt in die am Hang und auf dem Rücken
des Höhenzuges stehende eigentliche Altstadt mit dem Aussenquartier Feur Portes(FuorisPortas = ausserhalb
der Mauern) und in das am Seestrand sich hinziehende Quartier La Rive.
Die schöne Lage und die reizende Umgebung machen Nyon zu einem beliebten und bevorzugten Aufenthaltsort für Fremde, was
seinerzeit auch Voltaire zu dem Entschluss veranlasste, sich hier niederzulassen, wozu dann allerdings
der Rat zu Bern
die Erlaubnis versagte. Der Ort stand schon vor dem Bau der Eisenbahnen in regem Verkehr mit Genf,
wohin alljährlich
für 150000 Fr. buchenes Brennholz geliefert wurde. Einen neuen Aufschwung gab sodann dem Warenverkehr die Eröffnung der
Strasse von Saint Cergue, die damals den kürzesten Weg vom zentralen und nördl. Frankreich nach dem
Genfersee bildete.
Diesem ehemals bedeutenden Warenaustausch haben die Eisenbahnen zwar zum Teil ein Ende gemacht, dafür aber die Einführung
mehrerer neuer Industrien begünstigt. Nyon ist übrigens von jeher ein gewerbreicher Ort gewesen, dem ein von den Bernern
von der Asse abgeleiteter und damals deren zwei Getreidemühlen treibender Kanal eine verhältnismässig
bedeutende Kraftquelle bot. Das älteste industrielle Etablissement der Stadt ist die 1781 vom Deutschen Müller und dem
Franzosen Dortu gegründete Porzellanfabrik, die sowohl Waren im Stile derjenigen von Sèvres wie Nippsachen im sog. etruskischen
Stil herstellte, aber trotz der Schönheit ihrer von Liebhabern heute sehr gesuchten Artikel sich nicht
halten konnte und 1813 endgiltig einging.
Ein 1878 auf diesem selben kunstgewerblichen Gebiet unternommener neuer Versuch hatte ebenfalls keinen Erfolg, so dass Nyon
jetzt nur noch gewöhnliche Steingutwaren liefert. Zahlreiche andere Betriebe: Fabriken von Kämmen, Glasziegeln, Feilen, Schrauben,
Zündhölzchen, Teigwaren, chemischen und pharmazeutischen Produkten, Pastillen und Leckerli, Schokolade,
eine Kupfergiesserei, eine Gasmotoren- und Automobilfabrik, eine Gerberei, grosse Schreinereien.
Zwei Buchdruckereien mit je einer Zeitung. Primarschule mit 11 Klassen, Gymnasium und Industrieschule, höhere Töchterschule.
In unmittelbarer Nähe der Stadt verschiedene Mädchenpensionnate. Ein 1877 gestiftetes Krankenhaus; private Nervenheilanstalt
La Métairie. Asyl für arme Mädchen reformierten Glaubens. Zahlreiche Vereine und Gesellschaften:
Armenverein (Société de bienfaisance), der Nahrungsmittel, Kleider etc. verteilt;
Œuvre du Vieux zur Versorgung der Armen
mit Kleidungsstücken;
Krippe;
Alters-, Kranken- und Sterbekasse (Société de secours mutuels), je
eine Sektion der «Fraternité»,
des Schutzaufsichtsvereins für entlassene Sträflinge und der «Solidarité»,
die sich der armen und verlassenen Kinder annimmt;
französischer Hilfsverein (Société française);
Gesellschaft der «Fourmis» (Anfertigung von Handarbeiten für Arme) etc.
Je eine reformierte und katholische Kirchgemeinde.
Unter den Sehenswürdigkeiten von Nyon ist in erster Linie das Schloss mit seinen malerischen Türmen zu erwähnen, das von
den Bernern in etwas gemischtem Stil erbaut oder reparirt worden ist, den städtischen Behörden und
dem Bezirksgericht als Sitz dient und auch das städtische Museum enthält. In diesem letztern findet man Gegenstände aus
der Pfahlbauzeit und eine sehr interessante Sammlung von römischen Altertümern. Von der Schlossterrasse erfreut man sich
einer prachtvollen Aussicht. Am Fuss der vom Schloss zur Rue de Rive herabsteigenden Treppe steht ein aus
mächtigen Bruchsteinen erbauter quadratischer Turm, der an seiner gegen den See gekehrten Mauer ein altes Standbild trägt
und deshalb vom Volk den Namen der Tour de César erhalten hat. Er dient schon lange Zeit als Mietshaus und war ursprünglich
vielleicht ein Wachtturm und eine Schutzstätte.
Die 1474 erbaute Pfarrkirche, Temple National geheissen, ist ohne besonderen architektonischen Charakter, zeichnet sich aber
dadurch aus, dass zum Bau ihrer Mauern Trümmer von alten römischen Bauten mit heute noch sichtbaren eleganten Verzierungen
zur Verwendung gekommen sind. Mehrere der bemerkenswertesten dieser Stücke sind später ausgebrochen
und im Museum untergebracht worden. Den 1801 eingestürzten Glockenturm hat man bisher nicht wieder aufgebaut.
Die Gruft dient jetzt als städtisches Archiv. Die an der PlaceSaint Jean stehende einstige Pfarrkirche zu St. Johannes wurde
von der eine Rückkehr der Bewohner zum katholischen Glauben befürchtenden Berner Regierung um die Mitte
des 17. Jahrhunderts erbaut. Unter den Plätzen und Spazierwegen zeichnet sich die hochgelegene Promenade des Maronniers (früher
eigenartig Promenade du Banc des Angles geheissen) bei der Porte deNotre Dame aus, da sie eine umfassende Bundsicht auf den
ganzen See, das von Dörfern übersäte Gegenufer, die Savoyer Alpen mit dem Mont Blanc, die Waadtländer
und FreiburgerAlpen bis zum Moléson und den Jura bis zum Mont Crédo gewährt.
Die von schönen Bäumen beschattete Place Perd Temps war früher der Exerzierplatz und dient jetzt zur Abhaltung von Volksfester,
sowie der Jahr- und Viehmärkte. Beim Quai ein grosser Brunnen mit dem Standbild eines mit Lanze und Schild
bewehrten Ritters, der im Volksmund Maître Jacques heisst und einen ehemaligen städtischen Münzmeister (maistre des monnoyes)
darstellen soll. Eine Nachbildung dieses interessanten Brunnens war 1896 im Schweizerdorf an der Genfer Landesausstellung zu
sehen.
Man hat in der Bucht von Nyon rechts von der Mündung der Promenthouse einen Pfahlbau aus der Steinzeit
und n. der Stadt einen solchen aus der Bronzezeit aufgedeckt, in welch' letzterem ums Jahr 1870 ein Haufen von nahe an 300 bronzenen
Ringen gefunden wurde, die einst offenbar an einem seither verfaulten Strick aufgereiht gewesen waren. Später war Nyon unter
dem Namen Noviodunum eine der von den Helvetiern bei ihrem Auszug verbrannten 12 festen Städte (oppida),
was durch Funde von Münzen aus vorrömischer Zeit bezeugt wird. Nach seinem Sieg über die Helvetier gründete Julius Caesar
an dieser Stelle zwischen 46 und 44 v. Chr. die Civitas¶
mehr
JuliaEquestris, die mit ausgedienten Reiterveteranen besiedelt wurde und die Strasse am Seeufer zu schützen bestimmt
war. (Dieser Ansicht widerspricht allerdings Theodor Mommsen, nach dem der Ort erst 27 v. Chr. durch Augustus angelegt worden
sein soll). Diese Römersiedelung war der Sitz der Behörden der ganzen Kolonie zwischen der Aubonne und
Genf
einerseits und dem See und Jura andererseits; sie hatte ihr Forum, ihre Tempel und Säulenhallen, war mit Mauern umgeben und
befand sich an der gleichen Stelle, an der das heutige Nyon steht.
Sie soll damals nach Maillefer zum mindesten 5000 Ew. gezählt haben. Ursprünglich keiner der römischen Provinzen
zugeteilt, kam dann diese Reiterkolonie zu Ende des 4. Jahrhunderts an die Provinz Sequanien mit ihrer Hauptstadt Vesontio
(Besançon). Das Christentum fand frühzeitig Eingang, und es scheint, dass nach der Einnahme von Besançon durch Attila
der dortige Erzbischof seinen Sitz nach Nyon verlegte, das dann auch nach der Rückkehr von dessen Nachfolgern
nach Besançon Sitz eines Bischofes verblieb, bis sich dieser infolge des Einfalles der Barbaren und der beständig kriegerischen
Zeiten nach Belley flüchten musste. (Vergl. die Mémoires pour servir à l'histoire de la Franche Comté. II, S. 169).
Von da an ist die Geschichte von Nyon für die Dauer von mehreren Jahrhunderten dunkel. Es scheint, dass
der Ort zu verschiedenen Malen zerstört und wieder aufgebaut worden ist und dass man die Reste von Bauten und Mauern nach
dem damals blühenden Genf
transportierte, um sie dort als Baumaterialien zu verwenden. Wenigstens lassen sich die in Genf
vorhandenen
zahlreichen Inschriften, die auf Nyon Bezug haben, am besten durch diese Annahme erklären. Das Gebiet
der einstigen Colonia Equestris kam zu Beginn des 6. Jahrhunderts an das Burgunderreich, dann an die Merowinger und nachher
an die Karolinger, die es der grossen GrafschaftGenf
zuteilten.
Zur Zeit des letzten Burgunderreiches wurde es zur eigenen Grafschaft, dem sog. Comté des Équestres,
mit der Hauptstadt Nyon. Diese muss aber für lange Zeit ein wenig bedeutender, blosser Flecken geblieben sein und wird seit
der Römerzeit erst wieder in einer Urkunde von 1122 erwähnt, wo sie als zum Erzbistum Besançon gehörig aufgezählt und
Nividunum genannt wird, welchen Namen sie während des ganzen Mittelalters beibehielt. Bei welcher Gelegenheit
die Erzbischöfe von Besançon zu Herren von Nyon geworden sind, ist nicht bekannt. Da diese Herrschaft zu entfernt lag, um
von Besançon aus direkt regiert werden zu können, gaben sie die Erzbischöfe zu Beginn des 12. Jahrhunderts dem HausCossonay-Prangins
zu Lehen, dem sie bis zu Ende des 13. Jahrhunderts verblieb, um dann an die Grafen von Savoyen zu kommen.
Graf Amé V. und sein Bruder Ludwig I. Herr der Waadt,
nahmen 1293 Besitz von Nyon und bestätigten dem Ort seine überkommenen Freiheiten
und Rechte, worauf ihm noch im selben Jahr Amé V. die gleichen Rechte verlieh, wie sie Moudon besass.
So wurde Nyon zu einer der 4 «bonnes villes» des Pays de Vaud. Nachdem Amé V. dann seinem Bruder Ludwig alle von ihnen gemeinsam
eroberten Ländereien des HausesPrangins abgetreten, errichtete der neue Herr in Nyon eine Münzstätte und gründete
in der Unterstadt ein Minoriterkloster des Ordens vom h. Franziskus. Zu dieser Zeit war blos die am rechten Ufer der Asse
stehende obere Stadt mit einem Mauerring umgeben, während das Quartier der Rive eine von der Strasse Lausanne-Genf durchzogene
offene Vorstadt bildete.
Als die Genf
zu Hilfe eilende Berner Armee 1536 sich der Stadt Nyon näherte, steckte die aus italienischen
Söldnern bestehende Garnison das Franziskanerkloster in Brand und
brachte sich dann selbst in Sicherheit. Nach der Eroberung
der Waadt
durch Bern
ward Nyon Hauptort einer bedeutenden Landvogtei und behielt einen guten Teil seiner Rechte und Freiheiten bei, so
dass Handel und Verkehr blühten und die Bevölkerung an Zahl stetig zunahm. Ums Jahr 1574 erbaute dann
die Regierung an Stelle der alten savoyischen Burg ein neues - das jetzige - Schloss, das durch nachträgliche Umbauten einigermassen
verunstaltet worden ist.
Als der Einmarsch der französischen Truppen bevorstand, erlangte Nyon im Januar 1798 von Bern
die Erlaubnis
zur Rückberufung seiner im Pays de Gex an der äussersten W.-Grenze stehenden drei Kompagnien, wofür es den Bernern seinen
Beistand gegen die Franzosen versprach. Bald aber griffen höhere Mächte ein: Landvogt von Rodt verliess Nyon, überall
tauchte die grüne Kokarde auf, und General Gaudin aus Nyon erhielt den Befehl über eine grössere Truppenmacht.
Seit der Selbständigkeit der Waadt
hat sich Nyon bedeutend weiter entwickelt, wie die von uns schon mitgeteilten Bevölkerungsziffern
zeigen. Heute greift die Stadt immer mehr gegen N. auf das jenseits der Bahnlinie gelegene Plateau über. Der Kreis Nyon umfasst
die Gemeinden Nyon und Prangins und zählt 5636 Ew.
Von aus Nyon stammenden bedeutenden Männern sind zu nennen: der General in holländischen Diensten David Louis d'Aubonne
(1711-1786), der Chirurg François David Cabanis (1727-1794), der Theologieprofessor in Montauban Benjamin Sigismond Frossard
(1754-1830), sein als General in österreichischen Diensten stehender Bruder Marc Étienne Gabriel Frossard (1757-1815)
und dessen Sohn Charles de Frossard (1805-1862), ebenfalls österreichischer General; der Botaniker Jacques Gay (1786-1864),
der holländische Offizier und nachherige Waadtländer Staatsmann André Urbain de la Fléchère (1758-1825), der Chirurg
Étienne Bénédict Puthod († 1699), der Theolog und Dichter Étienne Salomon Reybaz (1737-1804), der Offizier in sardinischen
Diensten Jean Georges Bénédict Rochemondet (1728-1791);
Reverdil (1732-1808), der zuerst Erzieher des
nachmaligen Königs Christian VII. von Dänemark war und nachher als dänischer Staatsrat vieles zur Aufhebung der Leibeigenschaft
beitrug;
César Soulier (1765-1830), Bürgermeister von Nyon und eines der rührigsten Mitglieder der Waadtländer Regierung;
Pfarrer Jean Gaudin (1766-1833), Verfasser der Florehelvétique;
der Theologe Jean Guillaume de la Fléchère
(1729-1785) und der Komponist Niedermeyer (1802-1861), dessen Denkmal am Quai von Nyon steht. In Nyon ist ferner der Schriftsteller
Eduard Rod geboren, der die kleine Stadt in seinen Roches Blanches und andern Romanen geschildert hat, hat der Historiker
Louis Vulliemin lange Zeit gelebt und liegt der Dichter Juste Olivier begraben.
Bibliographie.
Gingins-LaSarraz, F. de. Histoire dela Citéet duCantondes Équestres (in den Mémoires et Documents publ. p. la Soc. d'histoirede la SuisseRomande. 20, 1865); Maillefer, P. Histoire duCantondeVaud. Lausanne 1903; Testuz, Aug. Nyonundseine Umgebungen. (Europ. Wanderbilder. 12). Zürich
1880; Nyon à travers les siècles; guide.Genève 1901. Ueber die Geschichte
der Porzellanfabrik zu Nyon erteilt vollständige Auskunft: Molin, A. de. Histoire documentaire de la Manufacture de porcelainede Nyon.Lausanne 1904.