Nymphomanīe
(griech., Mutterwut, Mannstollheit, Andromanie), eine durch vorherrschende erotische Delirien und Lascivität sich charakterisierende, durch ausartenden Geschlechtstrieb veranlaßte, vorzugsweise dem weiblichen Geschlecht eigentümliche Art der Manie (s. d.). Der analoge, übrigens weit seltenere Zustand beim Mann wird Satyriasis (s. d.) genannt. Beide unterscheiden sich von der Erotomanie (s. d.) dadurch, daß bei letzterer nur der geistige Organismus, das schwärmerische Phantasieleben, von einer Krankheit ergriffen wird, ohne Steigerung des körperlichen Geschlechtstriebs.
Das erste
Stadium der Nymphomanie
charakterisiert sich durch krankhaft gesteigerten und ungezügelten
Geschlechtstrieb ohne Delirien,
gleichzeitige Irritation der
Genitalien und Erfüllung der
Phantasie mit wollüstigen
Ideen und Bildern.
Der vergebliche
Kampf mit dem übermächtigen
Trieb,
Scham und
Reue in
Verbindung mit der physischen
Schwächung der
Kräfte, erhöhte
Reizbarkeit des
Nervensystems sind die charakteristischen Eigentümlichkeiten dieser
Geistesstörung. Unter den verschiedenen
Lebensaltern begünstigt die
Epoche der
Pubertät ihr Entstehen am meisten. Sie entsteht aber auch nicht
selten in der
Epoche der aufhörenden
Menstruation,
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und außerdem ist das Alter vom 25.-30. Jahr für Mädchen eine besonders gefährliche Periode. Klima,
[* 3] Sitten und Lebensweise
können das Entstehen von Nymphomanie
sehr begünstigen, besonders Verweichlichung und Müßiggang etc.
Die Nymphomanie
ist häufig heilbar; im ungünstigen Fall folgt den Erregungen ein langsam fortschreitender Zerfall der Geisteskräfte,
oft abschreckende Unreinlichkeit, Kotschmieren, schließlich völliger Blödsinn.
Vgl. Herpain, Essai
sur la nymphomanie
(Par. 1812).