Nozon
(Le) (Kt. Waadt,
Bez.
Orbe und Cossonay).
Kleiner Fluss; entspringt im Juragebirge in einem Thälchen zwischen der
Dent de Vaulion
und dem
Rücken der
Côte de
Mont la Ville (in 990 m und 1,5 km s.
Vaulion), geht sö. an
Vaulion und s. an
Romainmôtier und
Croy
vorbei, tritt dann ins
Mittelland ein und biegt zugleich aus der bisherigen O.-Richtung nach S. und nachher
nach SO. um. Er bildet unterhalb
Croy in einem engen und tiefen
Tobel einen
Wasserfall, durchfliesst
Pompaples und
Orny (470 m),
wendet sich nun nach N., zieht dem W.-Rand der Orbesümpfe entlang, nimmt mehrere der diese entwässernden
Kanäle auf und mündet 2,5 km nö.
Orbe mitten in der
Ebene in 440 m von links in den
Talent, der sich in einer weitern Entfernung
von 800 m seinerseits von rechts mit der
Orbe vereinigt. Das Thal des Nozon
ist besonders in seinem obern Abschnitt bis
¶
mehr
Orny sehr malerisch. 22 km lang, wovon 14,5 km bis Orny und 7,5 km von da bis zur Mündung; Gefälle bis Orny 36‰ und weiterhin
bis zur Mündung 4‰, mittleres Gefälle 25‰. Die Nebenadern des Nozon
sind alle nur unbedeutend. Zu erwähnen ist eine
ihm bei Romainmôtier zufliessende grosse Quelle. Oberhalb Pompaples zweigen vom Fluss zwei schon seit 1481 bestehende
und den Moulin Bornu treibende Kanäle ab, die ihm einen grossen Teil seines Wassers entziehen. Der Lauf des Nozon
ist in geologischer
Vorzeit, besonders während der Glazialepoche, vielfachen Veränderungen unterworfen gewesen. So muss z. B. einst der Flussabschnitt
oberhalb Romainmôtier durch das heute mit Moränenschutt angefüllte Trockenthälchen Fontannaz-Vivaz-Ruz
de Gras (seitlich von Bretonnières) direkt zur Orbe gegangen sein, während zu gleicher Zeit der untere Nozon
von La Foule
an einen selbständigen Wasserlauf gebildet hat.
Ebenso interessant sind die Bettverschiebungen in der Umgebung von Pompaples, wo der Fluss einst durch den (heute
noch von einer Verzweigung des Mühlekanales durchflossenen) Engpass zwischen dem Moulin Bornu und La Sarraz zog, um sich mit
der Venoge zu vereinigen. Im 16. Jahrhundert lenkten dann die an Wasser Mangel leidenden Bewohner von Orny diesen Nebenarm der
Venoge künstlich zum heutigen Unterlauf des Nozon
ab. Da der Herr von La Sarraz sich als Eigentümer der
auf seinem Gebiet fliessenden Wasser ansah und deshalb 1551 die Wiederzudeckung dieses Abzugskanals verlangte, entstand eine
langwierige Rechtsstreitigkeit, die erst 1854 zu Gunsten der Gemeinde Orny endgiltig beigelegt worden ist.
Der dem Einzugsgebiet des Rhein angehörende Lauf des Nozon
steht durch den künstlich von ihm abgezweigten
Kanal des Moulin Bornu mit der Venoge und daher auch mit dem Flussgebiet der Rhone in Verbindung, was den Dichter Juste Olivier
veranlasst hat, ihn zum Symbol des Waadtländers als eines Mannes, der sich nicht bestimmt für eine Seite zu entscheiden
weiss, zu stempeln. Im Unterlauf ist der Nozon
(gleich der Orbe und den andern Wasserläufen der Sumpfgegend)
auf eine Strecke von 3 km kanalisiert worden. Er treibt zahlreiche industrielle Etablissemente, so z. B. in Romainmôtier
mechanische Werkstätten und Uhrenfabriken, in Vaulion eine Gerberei, bei Croy und Pompaples verschiedene Mühlen, eine Reihe
von Sägen (bei Vaulion, Nidau, Romainmôtier, Croy) etc. Der Kanal zur Venoge treibt den Moulin Bornu und in
La Sarraz zwei Gerbereien, eine mechanische Werkstätte und andere Anlagen. Um 650: Novisonum; 1049: Noisonem fluvium.