Norwegen
[* 3] (norweg., schwed. und dän. Norge), Königreich auf der Westseite der Skandinavischen Halbinsel, grenzt im N. an das Eismeer, im O. an Rußland und Schweden, im S. an das Skagerrak und im W. an die Nordsee, den Atlantischen Ocean und das Eismeer. Das Land erstreckt sich in schmalem Streifen von Kap Lindesnäs bis zum Nordkap und von 4° 34' bis 31° 10' östl. L. von Greenwich. Seine Länge beträgt etwa 1750 km, die Breite [* 4] im N. des 63. Grades teilweise nur 15 km, im S. nie über 420 km. Der Küstensaum hat in gerader Linie etwa 2800 km Länge.
Die Landgrenze beträgt 2540 km, wovon 870 gegen
Rußland und 1670 gegen
Schweden. Der Flächeninhalt des
Landes beträgt offiziell 322304, nach Strelbitskij 325423 qkm; hiervon liegen etwa 39000 qkm in mehr als 1000 m absoluter
Höhe, etwa 91000 qkm zwischen 500 und 1000 m. Die Mittelhöhe des ganzen
Landes ist 490 m. Die Seen nehmen 7694 qkm,
die unbewohnbaren Fels- und Schneewüsten wenigstens 240000 qkm ein. (S. Karte:
Schweden und Norwegen
, beim
Artikel
Schweden.)
Über die Oberflächengestaltung s. Skandinavien.
Bevölkerung.
[* 5] Norwegen
ist ungemein dünn besiedelt. Es zählt (Jan. 1891) 1988674 (951290
männl., 1037384 weibl.) E.,
d. i. nur 6 E. auf 1 qkm (nach einer Schätzung für 1896: 2050000 E.).
Auch die bestbewohnten
Ämter
Söndre-Throndhjem und Jarlsberg og Laurvik haben nur 29 und 42 E. auf 1 qkm, während
Finmarken
fast menschenleer ist (0,6). Die ländliche
Bevölkerung (1526788 E.) wuchs seit 1875 jährlich nur um 0,52 Proz., die städtische
(474129 E.) um 7,14 Proz. Die
Vermehrung durch den Überschuß der
Geburten (1891: 26865) wird durch starke
Auswanderung (1887: 20741, 1890: 10991, 1892: 17049), die fast ausschließlich nach den
Vereinigten Staaten
[* 6] gerichtet ist,
wieder gemindert. Die Sterblichkeit ist die niedrigste in Europa.
[* 7]
Mit Ausnahme der (1875) 14645 ansässigen und 1073 nomadisierenden Lappen (in Norwegen
Finnen genannt) in den
nördlichsten Gegenden (s. Lappland) und der dort eingewanderten Kväner
(Finnen, 1875: 7594) sowie der Fanter
(d. i.
Zigeuner),
die keine festen Wohnsitze haben, sind die Norweger nordgerman.
Stammes. In ihnen gelangt infolge der ausgeprägtern Natur
des
Landes auch der skandinav. Volkscharakter in seiner größten
Schärfe zum
Ausdruck. Von Natur ein kräftiger
Menschenschlag, haben die Norweger im ganzen das echt german. Gepräge bewahrt.
Die weit überwiegend größte Zahl der Norweger bekennt sich zur luth. Kirche, welche hier wie in Schweden und Dänemark [* 8] die bischöfl. Verfassung (6 Bistümer, 83 Proostier oder Archidiakonate und 470 Kirchspiele) beibehalten hat und die Staatskirche bildet. Doch besteht freie Religionsübung. Katholiken giebt es (1891) 1004, Methodisten 8187, Baptisten 4228, Juden 214.
Im ganzen giebt es 61 Stadtkommunen, wovon 39 Kaufstädte (Kjöbsteder) und 22 Ladestellen (Ladesteder), die an den zugänglichsten Stellen der Küste liegen. Hamar, Lillehammer, Kongsvinger, Gjövik und Hönefos sind erst in neuester Zeit zum städtischen Range erhoben worden. An andern geeigneten Küstenpunkten befinden sich nur bei Häfen Strandstellen und Fischörter oder Kieze (Strandsteder und ¶
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Fiskevär), welche oft nur aus wenigen Wohnhäusern bestehen, die aber, wenn sie zu ansehnlichern Ortschaften erwachsen, vom Storting zu Städten erhoben werden. Im Innern des Landes müssen sich die Ansiedelungen der Landbauer ebenfalls nur auf gewisse Punkte beschränken, wo Boden und Klima [* 10] den Ackerbau gestatten. Aber auch diese Plätze gewähren selten Raum für größere Ansiedelungen, und es giebt nur bei den Bergwerken, Hüttenwerken, Sägemühlen u. dgl. größere Anhäufungen menschlicher Wohnungen (Dörfer).
Die übrige Bevölkerung wohnt in isolierten Höfen und Gütern, die in manchen Gegenden meilenweit getrennt, in den engen Thälern aber gewöhnlich nahe aneinander liegen. Mehrere dieser Gehöfte sind zu einem Kirchspiel (Sogn) verbunden, von denen wiederum gewöhnlich mehrere eine Pfarrei (Prestkald) bilden. Ein Kirchspiel oder eine Pfarrei bildet eine Kommune oder Gemeinde (Herred), die ihre innern Angelegenheiten selbständig verwaltet, aber den obersten Behörden von dieser Verwaltung Rechenschaft ablegt.
Landwirtschaft. Infolge der durchaus gebirgigen Natur und nördl. Lage des Landes sind seine Produkte nicht sehr mannigfaltig. Der Ackerbau wird von etwa der Hälfte der Bevölkerung als Hauptbeschäftigung betrieben; doch vermögen nur einige der südl. Ämter und von den nördlichen die beiden Throndhjem [* 11] die Bedürfnisse ihrer Bewohner zu befriedigen; Hedemarken, Akershus, Smålenene und Kristiansamt haben in ihrer Produktion gewöhnlich Überschuß. Die übrigen Landstriche bedürfen selbst in guten Jahren der Zufuhr vom Auslande.
Die Getreideeinfuhr beträgt im jährlichen Durchschnitt beinahe die Hälfte des Bedarfs. Acker- und Wiesenland wird auf etwas über 900000 ha oder nicht ganz 3 Proz. des ganzen Areals geschätzt. Das Klima gestattet den Ackerbau überall, wo die Höhe des Landes nicht unüberwindliche Hindernisse in den Weg legt. Es waren angebaut (1892) mit Weizen 4245 ha, mit Roggen 13372, mit Gerste [* 12] 49409, Hafer [* 13] 93003, Kartoffeln 35769 ha. Sehr beschränkt sind Obst- und Gartenbau.
Zwar reifen in den südl. Thälern sowie in geschützten Stellen an den Fjorden der Westküste bis über
den 64. Grad hinaus noch edle Obstarten, aber der Gesamtertrag ist gering. Norwegen
besaß (1891) 150873 Pferde,
[* 14] 1005203 Rinder,
[* 15] 1412488
Schafe,
[* 16] 272721 Ziegen, 120937 Schweine
[* 17] und 167774 Renntiere. In den Gegenden, die für den Ackerbau nicht geeignet, bildet
die Viehzucht
[* 18] einen selbständigen Nahrungszweig und wird im Gebirge, wie in den schweiz. Alpen,
[* 19] in Sätere
(Sennereien) auf halbnomadische Weise betrieben. Die norweg. Pferde sind klein, aber kräftig, besonders die des Gudbrandsdalen.
Die Zucht des Rindviehs, das ebenfalls kleinen Schlags, wird bis in den äußersten Norden
[* 20] betrieben. Die Schafe sind fleischig,
tragen aber nur grobe Wolle. Während der letzten Jahre ist die Viehzucht und die Butter- und Käsebereitung
(360 Meiereien) in hohem Grade verbessert worden; doch ist auch hier Einfuhr notwendig.
Forstwirtschaft. Der Gewinn, den in dem südlichen Norwegen
die trotz der schlechten Forstwirtschaft noch immer bedeutenden
Wälder gewähren, ist ansehnlich; 67905 qkm sind mit Wald bewachsen. In den Fjelden herrscht arktische Flora,
meist eintönig und arm an Arten, das Gestein oft weithin nur mit grauen Flechten
[* 21] bedeckt; aber an sieben im Lande zerstreuten
Flecken ist
eine bunte Dryas-Formation bis nach dem berühmten Dovrefjeld entwickelt. An der Küste im milden Seeklima reichen
kultivierte Holzgewächse merkwürdig weit nach Norden.
An der entwaldeten Westküste brennt man Torf, und auch die Einfuhr von Steinkohlen, besonders aus England, nimmt alljährlich zu. Die Wälder bestehen vorzugsweise aus Kiefern (73 Proz.) und Tannen, daneben aus Eichen, Eschen, Erlen und Birken, im Amte Jarlsberg und Laurvik kommen sogar Buchen vor. Eine Menge Pelztiere (Bären, Wölfe, Füchse, Luchse, Vielfraße, Fischottern u. s. w.) sowie Seehunde an den Küsten gewähren eine ansehnliche Ausbeute für den Handel.
Von viel geringerer Bedeutung ist die Jagd der einheimischen grasfressenden Tiere, des Elens, Renntiers, Hirsches u. s. w., und des kleinern Vogelwildbrets (z. B. Schneehühner). Zu erwähnen ist ferner die Jagd auf Walrosse, auch Walfische, Eisbären u. s. w., welche bei Spitzbergen getrieben wird. Gewinnreich ist auch die Einsammlung der wertvollen Dunen der Eidergänse und anderer Wasservögel. Viele centraleurop. Tiere erreichen in den verschiedenen Teilen N.s ihre Nordgrenze, doch gehen sie im allgemeinen weiter nach Norden als in dem benachbarten Schweden.
Fischerei. [* 22] Eine der Hauptnahrungsquellen ist die Fischerei; sie liefert neben den Waldprodukten den wichtigsten Ausfuhrartikel. Der Fang wird im Innern des Landes auf den vielen Seen und Flüssen zum Hausbedarf, an der ganzen Küste in den zahlreichen Fjorden und innerhalb des schützenden Gürtels der Schären getrieben, ist aber vorzüglich als Hochseefischerei auf Kabeljau oder Dorsch und Hering von Bedeutung. Hauptsächlich findet die Seefischerei in den Monaten Februar und März zwischen den Lofoten und dem Festlande in dem großen Vestfjord, dem besten Fischplatz Europas, statt.
Ende Januar versammeln sich hier aus allen Gegenden 20-30000 Fischer mit mehr als 5000 Booten, welche nach besondern Gesetzen ihr Geschäft betreiben und ein eigentümliches Leben auf den rauhen, öden Felsinseln führen. Weniger wichtig ist die Sommerfischerei des Kabeljaus, welche man Loddefischerei nennt, weil der Lodde (Mallotus villosus Müller) dann an die Küste kommt und von dem Kabeljau (Dorsch) gejagt wird. Die Heringsfischerei im Januar und Februar hat jetzt beinahe ganz aufgehört, während der Fang im Sommer sehr wichtig geworden ist.
Außerdem erstreckt sich der Fang noch auf andere Fische [* 23] (z. B. Heiligbutten, Lachse, Lengen, Makrelen, Anchovis u. s. w.), sowie auf Austern, Hummern und Krabben. Im ganzen beschäftigt die Fischerei auf Kabeljau und Hering (1891) 125966 Personen. Gefangen wurden (1892) 63 Mill. Dorsche, 460000 hl Frühjahrs- und Winterhering und 935000 hl Fetthering, ferner Makrelen im Werte von 600000 Kronen [* 24] und 3409 Wale, [* 25] die 52000 t Thran ergaben. Beim Seehundsfang wurden 98786 Felle und 18900 Fässer Speck erbeutet.
Die Industrie im engern Sinne hat eine nur geringe Entwicklung. 1890 wurden in sämtlichen Fabriken 60000 Arbeiter beschäftigt, davon 14000 bei der Veredelung von Holzwaren, 8000 in der Textilindustrie, 4000 in der Metallindustrie, 4000 in Ziegeleien u. s. w. Es gab 1892: 54 Holzschleifereien, 16 Fabriken stellten Holzmasse auf chem. Wege dar; die Papiermühlen lieferten 25000 t Papier, von den 374 Sägewerken und Hobeleien ¶
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befinden sich die größten im Amte Nedenäs, Maschinenbau und Schiffswerfte sind unbedeutend. Es liegt in der Natur der Verhältnisse, daß der norweg. Landmann vielfach noch sein eigener Handwerker ist.
Wenig wichtig ist auch der Bergbau, [* 27] der namentlich auf Eisen, [* 28] Silber, Kobalt (bei Modum, Amt Buskerud), Kupfer [* 29] und Chrom betrieben wird. In den Gruben wurden 1893: 1639 und in den Hütten [* 30] 255 Arbeiter beschäftigt. Die Produktion geht zurück; die Eisenerzgewinnung ist sehr beschränkt. Das Silberbergwerk bei Kongsberg (s. d.) liefert jährlich 6100 kg Chrom liefert Rörås. Die Produktion von Kupfer und Schwefelkies (17 Gruben) und von Nickel steigt.
Handel und Verkehr. Der Handel wird durch die bedeutende Anzahl guter Landungsplätze an den tief einschneidenden Fjorden und die winterlichen Schlittenbahnen gefördert. Die Handelsflotte N.s zählte 859 Dampfer (gegen 501 im J. 1887) und 6453 Segler mit zusammen 1,51 Mill. t mit Frachtschiffahrt, welche (1893) 92 Mill. Kronen brutto einbrachte, besonders nach England, den Vereinigten Staaten, Schweden, Frankreich, Deutschland [* 31] und nach verschiedenen südamerik.
Ländern. Vom Auslande kamen (1893) in norweg. Häfen an 11551 Schiffe
[* 32] mit 2846948 t, darunter 5912 in
Ballast, während 11669 (1460 in Ballast) mit 2958432 t abgingen. Die Gesamteinfuhr betrug (1894) 206 Mill. Kronen, gegen 223 Mill.
im J. 1891. Die Ausfuhr 132 Mill. (gegen 130 im J. 1891), davon kommen auf Nahrungsmittel
[* 33] in der
Einfuhr 24,8, in der Ausfuhr 10,5, auf Rohstoffe 39,7 und 8,9, auf Tiere 11,1 und 2,9, auf Fabrikate 24,4 und 77,7 Proz. Haupteinfuhrartikel
waren: Getreide
[* 34] und Mehl
[* 35] (31459200 Kronen), Kolonialwaren (24314600), Textilwaren (23662600), Mineralien
[* 36] unbearbeitet (19729800), Schiffe, Wagen, Maschinen u. s. w. (18947900), animalische Produkte (13102200), Garn und Seile (12103000),
Talg, Öle
[* 37] u. s. w. (11891600), Metalle verarbeitet (10089400), Holz
[* 38] und Holzwaren (8093700),
Metalle nicht oder nur teilweise verarbeitet (7814200), Haare,
[* 39] Felle u. s. w. (7726700), Alkohol und ähnliche (4374400); Hauptausfuhrartikel
waren: Holz und Holzwaren (44098200), animalische Produkte (42614300), Talg, Öl u. s. w. (6574800), Haare,
Häute u. s. w. (6412300), Textilwaren (5175600), Papier und Papierwaren (4133400 Kronen) u. s. w. Das wichtigste Verkehrsland
ist Großbritannien
[* 40] mit Einfuhr nach Norwegen
von 58, Ausfuhr von 45 Mill. Kronen.
Dann folgt Deutschland (56 und 15 Mill.), Schweden (29 und 22 Mill.). Die wichtigsten Handelsstädte sind: Kristiania, [* 41] Bergen, [* 42] Drammen, Stavanger, [* 43] Kristiansand, Frederiksstad, Frederikshald, Skien, Ålesund und Throndhjem. Die südl. Städte führen besonders Holz, die westlichen vorzugsweise Fischwaren aus. Münzeinheit ist die Krone (s. d.). Das Geldwesen ist durch die Skandinavische [* 44] Münzunion geregelt. Die Norwegische Bank (Kapital 2 ½ Mill. Spezies = 10 Mill. Kronen) ist das einzige Noteninstitut des Landes. - Der Verkehr im Lande wird beeinträchtigt durch den Mangel an schiffbaren Flüssen, durch die Gebirgsnatur und das Klima. Gleichwohl existieren auch Landstraßen von über 1000 m Höhe. 1890 betrug die Länge der sämtlichen Landstraßen, welche mit Wagen befahren werden konnten, 25484 km, davon 9198 km Hauptwege.
Von den zahlreichen, meist langgestreckten, aber schmalen Landseen des Innern werden mehrere, besonders im Süden, regelmäßig von Dampfschiffen befahren; auch sind durch Kunst wichtige Wasserstraßen hergestellt worden. Längs der ganzen norweg. Küste wird ein regelmäßiger Verkehr mit Dampfern unterhalten; die Fahrt nach dem Nordkap ist in den letzten Jahren eine beliebte Touristenroute geworden.
Über die Bahnen s. Norwegische Eisenbahnen.
Die Länge der Telegraphenlinien beträgt (1895) 9908 km mit 19641 km Drähten. Postanstalten bestehen 1824, die im innern Dienst 37,2 Mill. Briefe und Karten beförderten. Die Fernsprecheinrichtungen haben sehr große Ausdehnung. [* 45]
Die Verfassung beruht auf dem in der Reichsversammlung auf Eidsvold errichteten, vom König bestätigten
Grundgesetz. Dasselbe trägt einen entschieden demokratischen Charakter und begründet unter monarchischen Formen eine fast
republikanische Regierungsweise, die aber faktisch eine Aristokratie des Besitzes, insbesondere des bäuerlichen, anerkennt.
Nach diesem Grundgesetz, dem Stolz der Norweger, ist Norwegen
ein unabhängiges Königreich, das aber mit Schweden
die Dynastie, die äußere Politik und Diplomatie gemeinsam, sonst aber seine eigene Gesetzgebung, Regierung und Verwaltung
hat, mit besondern Finanzen, Heer und Flotte.
Der König kann nur nach Vernehmung mit dem Staatsrate Krieg erklären und Frieden schließen, Bündnisse eingehen und aufheben. Ihm gehört die Ernennung der höhern Geistlichen sowie der höhern Civil- und Militärbeamten, die er auch ohne weiteres verabschieden kann, während die übrigen Angestellten nur wegen Amtsvergehen gesetzlich abgesetzt werden dürfen. Der König kann ferner Ritterorden austeilen, aber keine Titel ohne Amt, noch jemand in den Adelstand erheben, da der Adel gegen den königl. Willen, gänzlich aufgehoben wurde und aller Geburtsadel mit dem Ableben der bis dahin geborenen Mitglieder der 15 noch vorhandenen adeligen Geschlechter N.s aufhören soll.
Alljährlich hält sich der König einige Zeit in Norwegen
auf. Während seiner Abwesenheit kann er an die Spitze der Regierung einen
Vicekönig stellen, der aber nur der Kronprinz oder dessen ältester mündiger Sohn sein kann. Die Regierung
besteht aus zwei Staatsministern und mindestens sieben (jetzt acht) Staatsräten, für Kultus und öffentlichen Unterricht,
Justiz und Polizei, Inneres, Finanzen und Zölle, Armee, Marine und Posten und für Revision. Der eine Staatsminister und zwei
Staatsräte befinden sich bei der Person des Königs während seines Aufenthalts in Schweden.
Die gesetzgebende Gewalt wird von dem Storting und dem König gemeinschaftlich, die Besteuerung vom Storting allein ausgeübt. Der König hat nur ein beschränktes Veto, indem jede Vorlage, sobald das Storting sie dreimal angenommen, auch ohne die Sanktion des Königs Gesetzeskraft erhält; eine Abänderung des Grundgesetzes bedarf jedoch der Zustimmung des Königs. Zum Storting werden die Abgeordneten durch mittelbare Wahlen auf drei Jahre ernannt, und der König kann in der Zwischenzeit keine neue Wahlen verordnen, wohl aber die Abgeordneten zu einem außerordentlichen Storting berufen. Die Landdistrikte wählen 76 und die Städte 38, im ganzen 114 Abgeordnete (seit 1882). Diese treten im Februar jeden Jahres in Kristiania zusammen und scheiden gleich bei der Eröffnung des Stortings ein Viertel ihrer Mitglieder zu einem Ausschusse, ¶