Nord
,
Departement du
, s.
Norddepartement.
Nord,
Departement du
5 Wörter, 42 Zeichen
Nord,
Departement du
, s.
Norddepartement.
Nord
departement
(Département du
Nord), das nördlichste Departement Frankreichs, aus dem ehemaligen Französisch-Flandern
und dem größten Teil von Cambrésis und Französisch-Hennegau gebildet, grenzt als ein langer, schmaler Landstreifen, an
einer Stelle nur 6 km breit, nördlich an die Nordsee, östlich an Belgien,
[* 3] südlich, südwestlich und westlich an die Departements
Aisne, Somme und Pas de Calais und hat einen Flächenraum von 5681 qkm (103,2 QM.).
Die Küste hat eine Ausdehnung
[* 4] von 35 km, ist flach und von einer Reihe niedriger Dünen eingefaßt; sie enthält zwei Häfen,
Dünkirchen
[* 5] und Gravelines.
Auch das innere Land ist fast ganz eben, nur im SO. erheben sich Ausläufer der Ardennen bis 266 m Höhe.
Das Departement liegt größtenteils im Stromgebiet der Schelde, welche das Mittelland du
rchströmt und an Nebenflüssen die
Lys, Sensée und Scarpe empfängt; mit seinem östlichen Teil gehört es zum Flußbecken der Maas, welcher von hier die Sambre
zufließt. Das Klima
[* 6] ist kühl und im allgemeinen nicht angenehm, die Luft fast immer feucht. Die Bevölkerung
[* 7] belief sich 1886 auf 1,670,184 Bew. und hat seit 25 Jahren um 366,804 (oder 28 Proz.) zugenommen. Sie ist mit 294 Einw.
pro QKilometer nächst dem Departement Seine die dichteste in Frankreich. Überwiegend ist die städtische Bevölkerung (mehr
als 1 Mill.) gegenüber der ländlichen. 5 Städte hatten 1886 mehr als 30,000, 2 (Lille
[* 8] und Roubaix) mehr
als 100,000 Einw. Der Nationalität nach sind die Bewohner fast zu gleichen Teilen Vlämen und Wallonen, doch sind beide Stämme
größtenteils französiert; nur 177,000 Bew. sprechen
¶
noch vlämisch. Der Staatsangehörigkeit nach zählt das Departement 280,000 Belgier. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar: vorzüglich bewässert und trefflich angebaut;
auch die früher moorigen Landesteile sind größtenteils ausgetrocknet und urbar gemacht, so auch das »Watteringhe-Land« im Arrondissement Dünkirchen, das jetzt zu den ergiebigsten Landstrichen gehört.
Von der Gesamtfläche sind (1882) 383,925 Hektar Ackerland, 95,106 Wiesen, nur 42,781 Wälder (im Südosten)
und 2550 Heide- und Weideland. Hauptprodukte
des Landes sind: Getreide,
[* 10] insbesondere Weizen und Hafer,
[* 11] welche einen Ertrag von
6,5 Mill. hl jährlich liefern, ohne jedoch dem Bedarf der starken Bevölkerung zu genügen;
ferner Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben (über 20 Mill. metr. Ztr.), Hopfen [* 12] (ca. 15,000 metr. Ztr.), Flachs (75,000 metr. Ztr.);
in betreff der drei letztgenannte Produkte nimmt das Departement den ersten Rang in ganz Frankreich ein.
Außerdem baut man Hanf, Raps, Tabak, [* 13] Zichorie, Gemüse, viel Obst und Nüsse sowie auch Blumen. Der Viehstand ist ein sehr bedeutender, namentlich an Pferden (79,751 Stück), Rindvieh (257,303), Schweinen (97,666), Ziegen (24,238) und Geflügel. Die Fluß- und Küstenfischerei ist sehr ergiebig; auch wird der Kabeljaufang in großem Umfang betrieben, und 1885 sind von diesem Fischfang in den beiden Häfen Dünkirchen und Gravelines 129 Schiffe [* 14] mit 11,788 Ton. und einer Ausbeute von 4,5 Mill. kg eingelaufen.
Das Departement ist außerordentlich reich an mineralischen Brennstoffen; sein Anteil an dem ins Departement Pas de Calais hinüberreichenden
Becken von Valenciennes liefert jährlich 3,5 Mill. metr. Ton., doch genügt dies noch nicht dem großen Bedarf des Departements,
welches jährlich 5,3 Mill. Ton. Mineralkohlen konsumiert. Andres Brennmaterial liefern ausgedehnte Torfstiche,
wogegen an Holz
[* 15] bei der geringen Bewaldung
Mangel herrscht. Unter den Mineralquellen sind die Thermen von St.-Amand les Eaux
die bekanntesten.
In Bezug auf die gewerbliche Industrie nimmt das Departement in Frankreich den ersten Rang ein; es gibt kaum einen bedeutenden
Indu
striezweig, welcher im Departement nicht in größerm Umfang vertreten wäre. Die wichtigsten Indu
striezweige
sind: die Eisenindu
strie, welche 1885: 217,600 T. Roheisen, 261,400 T. Stabeisen und Blech und 85,200 T. Stahl (namentlich Bessemerschienen)
produ
ziert;
der Maschinen- und Brückenbau;
die Fabrikation von Porzellan, Glas
[* 16] und Spiegeln (19 Mill. Frank Produ
ktionswert),
Papier, Kerzen, Seifen, chemischen Produkten, Rohzucker (48 Mill. Fr.) und raffiniertem Zucker
[* 17] (9,6 Mill. Fr.),
dann die Textilindustrie.
Die letztere umfaßt die Spinnerei und Weberei [* 18] in Baumwolle [* 19] (1,370,000 Spindeln, 1800 mechanische und 1200 Handstühle), in Schafwolle (1,391,000 Spindeln, 20,000 mechanische und 14,000 Handstühle), in Flachs, Hanf und Jute [* 20] (494,000 Spindeln, 9930 mechanische und 6250 Handstühle), in Seide [* 21] (3500 Spindeln, 650 mechanische und 170 Handstühle), endlich die Weberei in gemachten Stoffen (9974 mechanische und 10,417 Handstühle). Zur Textilindustrie gehören außerdem zahlreiche Färbereien und Bleichereien sowie eine ausgebreitete Hausindustrie, namentlich für Erzeugung von Spitzen und Leinwand.
Außerdem verdienen noch Erwähnung: die Bierbrauerei, [* 22] Branntweinbrennerei und Gerberei, die Ölfabrikation und das Mühlengewerbe. Insgesamt verfügt das Departement über 5065 Dampfmaschinen [* 23] mit 103,644 Pferdekräften. Entsprechend der hohen Entwickelung der Industrie, ist auch der Handel ein sehr reger. Er konzentriert sich zur See hauptsächlich in dem Hafen von Dünkirchen (s. d.) und steht hier mit Schiffbau und ausgebreiteter Schiffahrt in Verbindung.
Die Handelsmarine des Departements belief sich Anfang 1886 auf 356 Schiffe mit 36,749 T. Im Innern des Landes
findet der Handel an einem überaus reich verzweigten Netz von Verkehrswegen ein mächtiges Förderungsmittel. Das Departement
wird nämlich von der französischen Nord
bahnlinie Paris-Brüssel durchzogen, an welche sich die Linie Dünkirchen-Lille-Valenciennes
mit vielen Zweig- und Flügelbahnen anschließt. Hierzu kommen außer den schiffbaren Flüssen zahlreiche
Schiffahrtskanäle, mit denen das Departement überhaupt am reichsten ausgestattet ist. An höhern Unterrichtsanstalten zählt
das Departement 3 Lyceen und 13 Kommunalcollèges, ferner die Fakultäten zu Douai und Lille und die freie katholische Universität
in letzterer Stadt.
Mehrere Städte sind Brennpunkte der Wissenschaft, Kunst und Litteratur, wie Lille, Douai und Cambrai. Das Departement bezeichnet aber zugleich eine Gegend, die zu den an blutigen Schlachten [* 24] reichsten Europas gehört, weil es den unbeschütztesten Teil der französischen Grenze bildet und darum auch am reichsten mit Festungen ausgestattet ist (darunter fünf Festungen ersten Ranges: das Festungsviereck von Lille, Douai, Cambrai, Valenciennes und die Seefeste Dünkirchen). In administrativer Beziehung zerfällt es in die sieben Arrondissements: Avesnes, Cambrai, Douai, Dünkirchen, Hazebrouck, Lille und Valenciennes;
Hauptstadt ist Lille.