Nomāden
(griech., Hirtenvölker), Bezeichnung solcher
Völkerschaften, welche hauptsächlich
Viehzucht
[* 3] treiben und
der
Ernährung ihrer
Herden wegen von einem
Ort zum andern ziehen.
Ihre
Wohnungen sind leicht aufzuschlagende
und abzubrechende
Zelte und
Hütten.
[* 4] In der
Kultur stehen die Nomaden
nicht höher als die
Jäger- und Fischervölker, aber niedriger
als die ackerbau- und gewerbtreibenden. Den Nomaden
fehlt
Sinn für eine Heimstätte, ihren
Regierungen Sorge für allgemeine Wohlfahrt.
Seine Sonderinteressen gibt der Nomade niemals auf, nirgends ward er ein zuverlässiger
Unterthan; im
Urzustand war
Raub, später Warentransport seine Hauptbeschäftigung. Wo immer Nomaden
Abgaben entrichten sollten oder durch andre
Völker getrieben wurden, zogen sie aus und gaben in dichten
Zügen bis in weit entfernte Gegenden
Anlaß
zu
Völkerwanderungen
und zu Staatenumwälzungen.
Schnelligkeit der
Bewegung und größte Barbarei, gepaart mit
Ausdauer,
Mut und
dem
Bewußtsein, nichts zu verlieren zu haben, machten früher Nomaden
heere unwiderstehlich; erst die Gegenwart mit ihren
auf dem
Studium der
Naturkräfte beruhenden großartigen
Erfindungen erwies sich den Nomaden
heeren gewachsen.
Beispiele von Nomaden
zügen sind: um 2300
v. Chr. in
Ägypten
[* 5] der
Einfall der
(Mena oder
Hyksos genannt) Hirtenvölker,
die von den
Ufern des
Persischen
Meerbusens kamen und ihrerseits von den aus
NO. kommenden
Ariern (s. d.) gedrängt sein mochten;
im Wendepunkt des Altertums die Züge der Hunnen, im Mittelalter jene der Mongolen.
Die meisten Nomaden
gibt es noch in
Zentralasien;
[* 6] in Nordsibirien, Südafrika,
[* 7]
Süd- und
Nordamerika
[* 8] finden sich die
Gewohnheiten der Nomaden
vereinigt mit denen
der Jägervölker.
Vgl. die statistische Übersicht bei Artikel »Bevölkerung« [* 9] (mit Karte);
Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 1 (Leipz. 1859);
Grigorjew, Die Nomaden
als Nachbarn und Eroberer zivilisierte
Staaten (Petersb. 1875).