Noailles
(spr. noáj), franz. Geschlecht,
das seinen
Namen von einer Herrschaft bei Brives (Depart. Corrèze) erhielt, die es urkundlich schon
im 11. Jahrh. besaß. Mit
Antoine de Noailles
, geb. 1504, eröffnete sich die glänzende Laufbahn der Familie.
Er war
Admiral von
Frankreich und starb als Gouverneur von
Bordeaux
[* 2] Sein ältester Sohn
Henri
(gest. 1623) ließ seine Herrschaft
Ayen 1592 zur
Grafschaft erheben, und unter seinem Enkel
Anne de Noailles
wurde sie 1663 in ein
Herzogtum Noailles
mit der Pairschaft verwandelt.
Der zweite Sohn dieses ersten
Herzogs war der Kardinal und Erzbischof von
Paris,
[* 3] Louis
Antoine de Noailles
, geb. Die Unterstützung,
die er dem Jansenisten Quesnel (s. d.) bewies, sowie sein
Widerstand gegen die
Bulle
Unigenitus (s. d. und Jansenisten) zogen
ihm die Verfolgungen der
Jesuiten und des
Hofs zu. Nachdem er endlich 1728 die
Bulle angenommen hatte, starb er –
Sein ältester
Bruder
Anne Jules,
Herzog von Noailles
, geb. zeichnete sich in den Feldzügen
gegen die
Spanier aus. Wiewohl er
Ludwig XIV. wesentliche Dienste
[* 4] bei der Ausrottung der
Protestanten in Languedoc leistete,
zog er sich wegen der Freundschaft, die er seinem
Bruder bewies, die
Ungnade des
Hofs zu: er starb
Adrien
Maurice,
Herzog von Noailles
, des vorigen ältester Sohn, geb. befehligte im
Spanischen Erbfolgekrieg
ein franz.
Armeekorps und erhielt dafür 1711 von Philipp V. die span. Grandenwürde. Unter der Regentschaft
des
Herzogs von
Orleans trat er an die
Spitze der zerrütteten
Finanzen. Als geistreicher, aber unwissender Projektmacher ging
er nach mehrern verunglückten Reformversuchen zu den gewaltsamsten Maßregeln über und mußte endlich
als Gegner der finanziellen Experimente
Laws (s. d.) 1718 seine
Stelle an d’Aguesseau abtreten.
Erst 1733 stellte ihn der Minister Fleury bei dem
Heere am Rhein an. Noailles
eroberte die Linien von Ettlingen, besetzte Worms
[* 5] und übernahm nach dem
Tode des Marschalls
Berwick vor Philippsburg den Oberbefehl; gleichzeitig erhielt
er den Marschallsstab. Im folgenden Jahre trat er an die
Spitze der
Truppen des Königs von
Sardinien
[* 6] und vertrieb die Kaiserlichen
aus
Italien.
[* 7] Im
Österreichischen Erbfolgekriege zog er im März 1743 mit einem starken
Heer über den Rhein und erlitt 27. Juni bei
Dettingen eine völlige
Niederlage. Er zog sich nun von der
Armee zurück, trat in den
Staatsrat, ging 1746 an den span.
Hof
[* 8] und
bewirkte dessen Aussöhnung mit dem französischen. 1755 aus dem
Staatsrat getreten, starb er Seine «Mémoires»
gab Millot (6 Bde., Par. 1777),
freilich sehr verkürzt, heraus. –
Vgl. Correspondance de Louis XV et du maréchal de Noailles
(hg. von Rousset, 2 Bde.,
Par. 1865).
Sein ältester Sohn Louis,
Herzog von Noailles
, geb. wohnte mehrern Feldzügen in Flandern und
Deutschland
[* 9] bei und erhielt
dafür 1775 den Marschallsstab. Er wurde sodann Gouverneur von St. Germain, wo er starb. –
Sein Urenkel
Paul,
Herzog von Noailles
, geb. trat 1827 in die Pairskammer, wo
er die Sache
der ältern
Bourbons verteidigte, ward 1849 auch Mitglied der
Akademie und starb in
Paris. Er hat sich
als Geschichtschreiber besonders durch seine «Histoire de
Mme. de Maintenon» (4 Bde., Par.
1848–58) und seine «Histoire de la maison de St. Cyr» (ebd. 1865) bekannt
gemacht. – Sein ältester Sohn Jules, geb. starb dessen Sohn
Maurice, geb. ist jetzt
Haupt des ältern Familienzweigs. Sein zweiter Sohn Emanuel
Henri, Marquis de Noailles
, geb. wirkte
seit 1872 als franz. Gesandter in
Washington
[* 10] und seit 1873 in gleicher Eigenschaft bei der päpstl. Kurie, war 1876–82
Botschafter
in
Rom,
[* 11] 1882–86 in
Konstantinopel
[* 12] und ist es seit Mai 1896 in
Berlin.
[* 13] Er verfaßte gleichfalls ein histor.
Werk:
«Henri de
Valois et la Pologne en 1572» (3 Bde., Par.
1867) sowie die histor.
Studie «La Pologne et ses frontières» (ebd. 1863).
Ein jüngerer Sohn des 1766 verstorbenen
Herzogs Adrien
Maurice, Philippe de Noailles
, geb. wurde als
Herzog von Mouchy
der
Stifter der
Nebenlinie Noailles
-Mouchy. Er machte mehrere Feldzüge mit und wurde 1775 zum Marschall
erhoben. Als treuer
Anhänger des
Hofs starb er 1794 unter der Guillotine. – Sein Nachkomme
Antoine Juste
Leo de Noailles
,
Herzog
von Poix und Mouchy, jetzt Haupt dieses Zweigs, geb. zeigte sich seit 1871 in der
Nationalversammlung, seit 1876 in der Deputiertenkammer als eifriger
Bonapartist.