Titel
Nitzsch
,
1) Karl Ludwig, protest. Theolog, geb. zu Wittenberg, [* 2] wurde 1781 Prediger in Beucha, 1785 Superintendent zu Borna, 1787 Stiftssuperintendent in Zeitz [* 3] und 1790 Generalsuperintendent und Professor zu Wittenberg, seit 1813 Direktor des Predigerseminars daselbst, als welcher er starb. Er bemühte sich, von Kant angeregt, durch Unterscheidung der Offenbarung von der Religion, d. h. der geschichtlichen Einführung der ¶
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Wahrheit von dieser selbst, die Theologie teils vom Buchstabenglauben zu befreien, teils den naturalistischen Neigungen der Zeit entgegenzuwirken; so in seinen Schriften: »De revelatione religionis externa eademque publica« (Leipz. 1808);
»De discrimine revelationis imperatoriae et didacticae« (Wittenb. 1830, 2 Bde.).
Vgl. Hoppe, Denkmal des verewigten Nitzsch
(Halle
[* 5] 1832).
2) Karl Immanuel, protest. Theolog, Sohn des vorigen, geb. zu Borna, habilitierte sich 1810 in Wittenberg, ward 1811 Diakonus an der Schloßkirche und wirkte seit 1817 auch an dem von seinem Vater geleiteten Predigerseminar. 1820 ward er Propst in Kemberg, und 1822 folgte er einem Ruf als Professor und Universitätsprediger nach Bonn. [* 6] 1843 zum Oberkonsistorialrat ernannt, wirkte er auf der preußischen Generalsynode von 1846, ging 1847 als Professor, Universitätsprediger und Mitglied des Oberkirchenrats nach Berlin, [* 7] wo er 1855 auch Propst an St. Nikolai wurde und, seit zwei Jahren im Ruhestand, starb.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »System der christlichen Lehre« [* 8] (Bonn 1829, 6. Aufl. 1851),
worin er zuerst wieder die Dogmatik in Verbindung mit der Moral behandelt;
»Praktische Theologie« (das. 1847 bis 1867, 3 Bde.; 2. Aufl.; 1863-68; Register 1872);
»Akademische Vorträge über christliche Glaubenslehre« (Berl. 1858);
»Predigten«, in mehreren Sammlungen (Auswahl, Bonn 1855);
»Gesammelte Abhandlungen« (Gotha [* 9] 1870, 2 Bde.).
Nitzsch
war der persönlich bedeutendste Vertreter der sogen. positiven evangelischen
Union und hat auch ein »Urkundenbuch« (Bonn 1853) derselben herausgegeben.
Vgl. Beyschlag, K. I. Nitzsch.
Eine Lichtgestalt der neuern
deutsch-evangelischen Kirchengeschichte (2. Ausg., Halle 1882);
Hermens, Karl Imm. Nitzsch
(Barmen
[* 10] 1886).
3) Gregor Wilhelm, Philolog, Bruder des vorigen, geb. zu Wittenberg, studierte daselbst, machte als Freiwilliger die Schlacht bei Leipzig [* 11] mit, wurde 1814 Lehrer am Lyceum in Wittenberg, 1817 Konrektor in Zerbst, [* 12] kehrte 1820 nach Wittenberg als Konrektor zurück, wurde 1827 Professor der alten Litteratur in Kiel, [* 13] 1852, seines Amtes entsetzt, Professor der Altertumswissenschaft in Leipzig und starb dort Seine Studien erstrecken sich fast ausschließlich auf die Homerischen Gedichte, deren Kern er als das einheitliche Erzeugnis Eines Sängers verteidigte.
Dahin gehören: »Erklärende Anmerkungen zu Homers Odyssee« (Hannov. 1826-40, 3 Bde., auf die ersten 12 Bücher sich erstreckend);
»Praeparatio indagandae per Homeri Odysseam interpolationis« (Kiel 1828);
»Meletemata de historia Homeri etc.« (Hannov. 1830-1837, 2 Bde.);
»Die Sagenpoesie der Griechen« (Braunschw. 1852);
»Beiträge zur Geschichte der epischen Poesie der Griechen« (Leipz. 1862).
Vgl. Lübker, G. W. Nitzsch
in seinem Leben und
Wirken (Jena
[* 14] 1864);
Rieck, Pädagogische Briefe.
Aus der Erinnerung an G. W. Nitzsch
(Bielef. 1867).
4) Karl Wilhelm, Historiker, Sohn des vorigen, geb. zu Zerbst, studierte in Kiel und Berlin, wurde 1844 außerordentlicher, 1858 ordentlicher Professor der Geschichte zu Kiel, 1862 in Königsberg, [* 15] 1872 in Berlin und starb Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Polybius, zur Geschichte antiker Politik und Historiographie« (Kiel 1842);
»Die Gracchen und ihre nächsten Vorgänger« (Berl. 1847);
»Ministerialität und Bürgertum«, als erster Band [* 16] der »Vorarbeiten zur Geschichte der staufischen Periode« (Leipz. 1859);
»Die römische Annalistik« (Berl. 1873);
»Deutsche [* 17] Studien«, gesammelte Aufsätze und Vorträge (das. 1879).
Nach seinem Tod erschienen aus seinem Nachlaß: »Geschichte des deutschen Volkes bis zum Augsburger Religionsfrieden« (hrsg. von Matthäi, Leipz. 1883 bis 1885, 3 Bde.) und »Geschichte der römischen Republik« (hrsg. von Thouret, das. 1884-85, 2 Bde.).
5) Friedrich August Berthold, protest. Theolog, Sohn von Nitzsch
2),
geb. zu Bonn, ward 1857 Kollaborator am Grauen Kloster in Berlin, 1859 Privatdozent daselbst, 1868 ordentlicher Professor der Theologie in Gießen, [* 18] 1872 in Kiel;
er schrieb: »Das System des Boethius« (Berl. 1860);
»Grundriß der christlichen Dogmengeschichte« (das. 1870, Bd. 1);
»Luther und Aristoteles« (Kiel 1883).