Nitroglycerin
,
Knallglycerin, auch
Glonoin,
Globoin,
Nitroleum,
Trinitrin,
Glycerylnitrat, salpetersaures
Glycerin, C3H5(NO3)3,
eine explosive
Verbindung, die 1847 von Sobrero (im Laboratorium
[* 2] vom Professor
Pelouze in
Paris)
[* 3] entdeckt,
von dem schwed.
Techniker
Alfred
Nobel 1862 fabrikmäßig dargestellt und dann unter dem
Namen Nobelsches
Sprengöl als Sprengmaterial
in die Praxis eingeführt wurde. Durch Behandeln von 10
Teilen
Glycerin mit einem Gemisch von 30
Teilen rauchender Salpetersäure
und 60
Teilen konzentrierter Schwefelsäure
[* 4] erhält man etwa 20
Teile Nitroglycerin
ist ein farbloser oder schwach
gelblicher und geruchloser ölartiger Körper von 1,6 spec.
Gewicht, in Wasser ist es unlöslich, löslich dagegen in
Alkohol,
Äther u. s. w. Auf den tierischen Organismus wirkt das
Nitroglycerin
als starkes
Gift. Längere Zeit bei +8° C. aufbewahrt, erstarrt es krystallinisch und ist in diesem Zustand
weniger empfindlich gegen
Schlag u. s. w. Im gewöhnlichen Zustand explodiert
es durch
Stoß oder
Schlag, ebenso durch schnelles
Erhitzen mit furchtbarer Heftigkeit. Wird es dagegen an einer
Stelle und in freier Luft entzündet, so brennt es meist mit
lebhafter Flamme
[* 5] schnell, gefahrlos und ohne Verpuffung ab und zersetzt sich in
Kohlensäure, Wasserdampf,
Stickstoff- und Sauerstoffgas. 1 kg Nitroglycerin
giebt 710 l
Gas, 1 l Nitroglycerin
giebt 1135 l
Gas; bei gleichem Gewicht giebt somit das Nitroglycerin
3 ½
mal mehr
Gas als gewöhnliches Schießpulver;
[* 6] bei gleichem
Volumen produziert es die sechsfache Gasmenge vom gewöhnlichen
Pulver.
Die bei der
Verbrennung des Nitroglycerin
entwickelte Wärme
[* 7] kann für 1 kg auf 1282000, für 1 l auf 2051000
Kalorien (nach
Berthelot), die Wirkung des Nitroglycerin
auf 628000
Kilogrammmeter geschätzt werden (Crociani). Da das Nitroglycerin
zuweilen unter
Umständen explodiert, die nicht vorhergesehen werden können, so hat
Nobel an
Stelle des reinen Nitroglycerin
verschiedene Nitroglycerinpräparate
(s.
Dynamit) mit größtem Erfolge als Sprengmaterialien eingeführt. Das reine Nitroglycerin
ist daher jetzt als
Sprengmittel ganz in den Hintergrund getreten. Bei der Fabrikation wird besondere Sorgfalt auf die
Erhaltung einer angemessenen
Temperatur der Mischung verwendet. Diese wird unter Benutzung von Kühlvorrichtungen auf höchstens 30° erhalten. Das
Nitroglycerin
wird nach der Herstellung peinlichst von Säurespuren befreit, da diese selbständige
Zersetzung hervorrufen.