Nikánder,
griech. Arzt und Dichter, aus Kolophon gebürtig, lebte bis gegen 140 v. Chr. wohl meistens am pergamenischen Hofe zur Zeit des letzten Königs Attalus und verfaßte viele größtenteils poet. Werke, darunter namentlich mehrere didaktische Gedichte, die eine Masse gelehrten Wissens enthielten und deshalb von Philologen und spätern, namentlich röm. Dichtern viel benutzt wurden. Die meisten sind verloren gegangen, wie sein Hauptwerk, die von Ovid nachgeahmten «Heteroiumena» (Verwandlungen) in 5 Bänden und die von Virgil benutzten «Georgica». Nur noch zwei naturhistorisch merkwürdige Gedichte sind erhalten: «Thēriaka», oder von den giftigen Tieren und den Mitteln gegen den Biß derselben, und «Alexipharmaka», oder von den Gegengiften, die von J. G. Schneider (letzteres Halle 1792, ersteres Lpz. 1816), Lehrs, «Poete bucolici et didactici», Tl. 1 (Par. 1846) und O. Schneider (mit den von Keil bearbeiteten Scholien, Lpz. 1856) herausgegeben wurden. Eine treffliche Ausgabe der Göttinger Scholien zu den «Alexipharmaka» veranstaltete Wentzel (in den «Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen», Bd. 38, Gött. 1892).