Nijampal
,
ostind. Reich, s. Nepal.
Nijampal
5 Wörter, 35 Zeichen
Nijampal,
ostind. Reich, s. Nepal.
(Nipal), unabhängiges Reich im Himalaja und an dessen südlichem Abhang gelegen (s. Karte »Ostindien«), [* 4]
einer der Himalajastaaten (s. d.), der sich in einer Länge von über 700 und einer Breite [* 5] von 125 km zwischen 26° 25'-30° 17' nördl. Br. und 80° 6'-88° 14' östl. L. v. Gr. hinzieht und im Norden [* 6] von Tibet, im O. von Sikkim, im übrigen von den britisch-indischen Provinzen Bengalen und Nordwestprovinzen und Audh begrenzt wird, umfaßt 247,000 qkm (2670 QM.) mit einer Bevölkerung, [* 7] die verschieden, auf 2-5,6 Mill., geschätzt wird. Das mächtige Rückgrat des Himalaja begleitet Nepal an seiner nördlichen Grenze, und hier reihen sich die höchsten Berge des Systems (Kantschindschinga 8582, Gaurisankar 8839, Dhawalagiri 8176 m) dicht aneinander, während fast der ganze Gebirgszug über die Grenze des ewigen Schnees hinausreicht.
Nach W. zu ist es eine dem Hauptkamm parallele Kette, welche die Grenz- und Wasserscheide gegen das Gebiet des Sanpu fortsetzt. Sämtliche Flüsse, [* 8] unter denen die Gandak und die Maha Koschi die wichtigsten sind, fließen zum Ganges ab. Das Relief des Bodens zeigt die gewaltigsten Unterschiede, welche wir auf der Erde kennen; die vertikale Entfernung zwischen den höchsten Berggipfeln und den niedrigst gelegenen Regionen übersteigt 8000 m. Diese niedrigen Gegenden sind das sumpfige, dicht bewaldete und höchst ungesunde Tarai, welches die Grenze gegen Britisch-Indien in einer Breite von 20-50 km begleitet.
Das Klima [* 9] ist bei der großen Verschiedenheit der Höhenlage naturgemäß kein einheitliches, das der Hauptstadt Kathmandu (1327 m ü. M.) und andrer ähnlich gelegener Orte gleicht dem von Neapel [* 10] (16,5° C.), das Tarai dagegen hat feuchte Hitze. Die Vegetation ist ebenso mannigfaltig; in den Bergen [* 11] wachsen Eichen, Walnußbäume, Kastanien, Tannen, Fichten, in der Ebene die harten und wertvollen Bauhölzer Indiens. Kirsch-, Birn-, Lorbeerbäume, die Theepflanze und der Oleander wachsen wild.
Ackerbau wird zwar eifrig, aber ohne den Pflug, [* 12] nur mit Hacke und Spaten, betrieben. An den steilern Bergen sind mit großer Mühe Terrassen angelegt worden, deren jede ihre besondere Ernte [* 13] trägt. Je nach der Lage baut man Ananas, Zuckerrohr, Mohn zur Opiumgewinnung, Tabak, [* 14] Reis (die Hauptnahrung), Pfeffer, Ingwer, Mais oder Weizen, Kartoffeln, Gerste, [* 15] Hirse. [* 16] Nicht selten gewinnt man drei Ernten im Jahr. Die Tierwelt ist vertreten durch Tiger, Leoparden, Rhinozerosse (im Tarai), Elefanten, Hirsche [* 17] u. a.; gezüchtet werden viele Schafe [* 18] von bedeutender Größe und mit feiner Wolle, die in Herden regelmäßig die Sommerweiden mit den Winterweiden vertauschen.
Der Mineralreichtum des Landes scheint sehr bedeutend zu sein; Kupfer- und Eisenerze von großer Reinheit findet man nahe der Oberfläche und verarbeitet das daraus gewonnene Metall zu allerlei Geräten (auch großen Glocken), namentlich in Patan und Bhatgaon, und exportiert davon nach Tibet. Schwefel wird aus zahlreichen Quellen gleichfalls gewonnen. Auch Blei, [* 19] Silber und Gold [* 20] kommen vor. Die Bevölkerung ist eine sehr gemischte. Als die ältesten Ansiedler sind die Bewohner der ungesunden Thäler und Schluchten zu betrachten, Reste der Urbewohner Vorderindiens, welche diese Plätze erst einnahmen, als ihnen der Kulturgrund von stärkern Rassen entzogen worden ¶
war. Dann besetztem Hirtenvölker aus Tibet die höhern Thäler. Später nahmen Inder vom Arierstamm die fruchtbaren mittlern Landschaften ein und wurden die herrschende Klasse. Zwischen den tibetischen und indischen Stämmen fand starke Mischung statt. Das regierende Volk sind die Khas oder Gorkha (s. d.). Mit den Magar und Gurung, zwei Stämmen, welche Religion und Gesetz der Hindu nur teilweise annahmen, aber sich stark mit ihnen vermischten, bilden sie die militärischen Klassen, sind sehr kriegerisch und tapfer und tragen stets Waffen. [* 22]
Die gelehrteste Gruppe bilden die Newar. Ihre Litteratur (meist Übertragungen aus indischen Sprachen) ist umfangreich; zum Schreiben bedienen sie sich eigner Alphabete. Die Brahmanen, deren Masseneinwanderung nach dem Eindringen des Islam in Hindostan erfolgte, erfreuen sich großer Achtung und Vorrechte. Den Buddhismus brachten im 7. Jahrh. Flüchtlinge aus Indien, im 10. Jahrh. aus China [* 23] der mit Wunderthaten umgebene und zum Gott erhobene Mandschusri; seit dem 16. Jahrh. fand auch die tibetische Form desselben Eingang.
Die Anhänger des Buddhismus wohnen hauptsächlich im O., ihre Bekehrung zum Brahmanismus ist indes nur eine Frage der Zeit. Die fast ausschließliche Beschäftigung der Bevölkerung ist Ackerbau und Viehzucht. [* 24] Die Newar und Magar weben baumwollene Stoffe, die auch ausgeführt werden; die höhern Klassen kleiden sich in Seide [* 25] aus China und in Musselin, Baumwollen- und Wollenstoffe aus Europa. [* 26] Die Newar sind die Metallarbeiter und Zimmerleute des Landes; auch stellen sie aus Baumrinde ein starkes Papier her und bereiten Branntwein aus Reis und Korn, ein starkes, bierähnliches Getränk aus Weizen, Reis u. a. Der Handel verfolgt zwei Richtungen, nach Tibet und nach Indien. In ersteres Land führt von Kathmandu eine Straße über Koti, eine zweite, dem Thal [* 27] des Gandak folgend, nach Tadam am Sanpu.
Schafe und Ziegen, meist aber Menschen, werden auf dieser äußerst schwierigen Straße als Lastträger gebraucht. Von Tibet kommen (meist zur Durchfuhr nach Britisch-Indien) Shawlwolle, grobes Wollenzeug, Salz, [* 28] Borax, [* 29] Moschus, Yakschwänze, Arsenik, Goldstaub, Antimon, Droguen, getrocknete Früchte; dahin gehen nepalische Kupfergeräte, Glockengut, Eisen, [* 30] europäische Stückwaren und Eisenzeug, indische Baumwollwaren, Gewürze, Tabak, Arekanüsse, Betelblätter, Metalle, Edelsteine. [* 31]
Der Handel mit Britisch-Indien wählt vornehmlich die Straße Kathmandu-Patna, welche auf britischer Seite jetzt fast ganz Schienenweg ist. Auf nepalischem Gebiet geschieht die Warenbeförderung durch Ochsen, Pferde [* 32] und Kulis als Lastträger, leichte Karren [* 33] sind teilweise zu benutzen. Indien empfängt außer den oben genannten Artikeln: Reis, Ölsaaten, zerlassene Butter, Ponies, Rinder, [* 34] Jagdfalken, Holz, [* 35] Opium, Jute, [* 36] Felle und sendet dorthin Rohbaumwolle, Baumwollen- und Wollenstoffe, Zucker, [* 37] Indigo, [* 38] Lack, Pulver, Flinten, Spiegel, [* 39] Thee u. a.;
1886 wertete der Import 17 Mill., der Export 9 Mill. Rupien, die Differenz wird durch Silber beglichen.
Nur der Binnenverkehr ruht in den Händen von Landesangehörigen, mit dem Ausland besorgen die Geschäfte Kaufleute aus Indien oder Kaschmir. [* 40] Die einheimischen Münzen [* 41] werden aus Silber und Kupfer [* 42] und zwar in den einzelnen Distrikten von verschiedenem Wert geprägt, doch verdrängt die indische Rupie das einheimische Geld mehr und mehr. Der Fürst oder Maharadscha war früher von den Großen abhängig und wird jetzt ganz von seinem ersten Minister geleitet. Er besitzt große Ländereien, welche durch Frondienste bewirtschaftet werden.
Die Einkünfte des Fürsten und des Staats ergeben sich aus solchen Ländereien, Ein- und Ausfuhrzöllen, Bergwerken und der Pacht für den Handel mit Holz, Elfenbein, Salz, Kardamomen, Tabak, der Regierungsmonopol ist. Man schätzt das gesamte Jahreseinkommen auf 1 Mill. Pfd. Sterl. Dabei wird aber das Heer durch jährliche Landanweisungen bezahlt. Dieses Heer besteht aus 17,000 Regulären, welche stets in und bei Kathmandu stehen, und 13,000 Irregulären. Die erstern sind mit gezogenen Gewehren und kleinen Geschützen, beide im Land hergestellt, bewaffnet. Verwaltung und Rechtspflege sind sehr willkürlich, bei der letztern entscheidet häufig das Gottesurteil. Hauptstadt ist Kathmandu (s. d.); andre nennenswerte Orte sind: Patan, Bhatgong, beide reich an Tempeln, Nayakot, die ehemalige Winterresidenz der Herrscher, und die Handelsstadt Kirong an der Grenze gegen Tibet.
Nepal wird in indischen Inschriften zuerst 230 n. Chr. genannt; später herrschten hier bis 530 die jüngern Gupta, bis 880 die ältern Gupta (s. Ostindien, Geschichte). Um 1097 wird eine Dynastie indischen Ursprungs am Südrand Nepals erwähnt, und 1323 wird durch einen Sprößling derselben im Hochland der Newarfürst beseitigt. Später kamen wieder Newar, die sich dem Kriegerstamm der Radschputen (s. d.) zurechnen, zur Regierung; 1767 gelangte die jetzt regierende Sahifamilie vom Khas- oder Gorkhastamm auf den Thron. [* 43]
Als später die Gorkha Einfälle in das chinesische Tibet wagten, entsandten die Chinesen eine stattliche Armee, und noch ehe die Ostindische Kompanie die von den Gorkha erbetene Vermittelung versuchen konnte, standen die Chinesen vor Kathmandu, und die Nepalesen mußten 1792 einen schimpflichen Frieden eingehen, der ihre jetzige Nordgrenze bestimmte. Bald darauf entschädigte sich Nepal durch die Besetzung der westlichen Grenzdistrikte Kamaon und Garwhal. 1801 erreichte die Britisch-Ostindische Kompanie die Zulassung eines diplomatischen Vertreters in Kathmandu, der aber schon 1804 wieder abberufen wurde.
Als zwischen 1804 und 1812 die englischen Grenzdistrikte wiederholt von Nepal aus überfallen wurden und Vorstellungen erfolglos blieben, kam es 1814 zum Krieg, der im Vertrag von Sigauli vom mit der Abtretung von Kamaon und Garwhal an England endete. In demselben Jahr kam ein Kind von drei Jahren auf den Thron, an dessen Statt der Minister Bhim Singh Thappa die Regierung in rücksichtslosester Weise führte, bis er 1837 gestürzt und zwei Jahre darauf grausam ermordet wurde.
Die neue Regierung bezeigte den Engländern tiefen Haß und übte im Innern die größte Tyrannei; der Fürst, die Fürstin-Mutter, Minister und Thronfolge stritten um Einfluß. In diese Zeit (1843) fällt der Besuch von Nepal und seiner Hauptstadt durch den preußischen Prinzen Waldemar. 1846 marschierte Dschang Bahadur, ein Untergeneral an der Grenze, gegen die Hauptstadt, ließ seinen Oheim, den ersten Minister, nebst 31 andern Großen töten und erhob den 23jährigen Thronfolger auf den Thron, in dessen Namen er selbst die Regierung des Staats ergriff und, durch die Heiraten seines Sohns und von zweien seiner Töchter in die königliche Familie gefestigt, mit dem Titel Maharadscha bis an seinen Tod behauptete. 1850 machte Dschang Bahadur einen Besuch in England, der ihn freundliche gegen die Briten stimmte, so daß er ihnen 1857 während des Sipoyaufstandes ein Hilfskorps sandte. Dafür wurde er durch Verleihung hoher Orden [* 44] und die Erhebung ¶
in den Ritterstand belohnt. Er starb 1877. Die Würde des ersten Ministers blieb in seiner Familie bis 1885, in welchem Jahr Bir Schamscher Dschang, das Haupt der seiner Familie feindlichen Partei, durch Ermordung seines Rivalen sich an deren Stelle setzte; doch gärt es im Land fortwährend, noch 1887 kam es zu örtlichen Aufständen. Das Lehnsverhältnis Nepals zu China wurde 1856 wiederholt vertragsmäßig anerkannt, es sendet demzufolge Nepal alle fünf Jahre Geschenke nach Lhassa zur Überführung nach Peking. [* 46] Ein englischer Resident, der in Kathmandu mit einem kleinen Gefolge wohnt, unterhält die von der britisch-indischen Regierung sorgfältig gepflegten Beziehungen mit dem kriegerischen Staat.
Vgl. Hodgson, Colonization etc. of Nepal (Kalkutta [* 47] 1857);
Derselbe, Essays on the language, literature and religion of Nepal and Tibet (Lond. 1874);
Wright, History of Nepal (das. 1877);
Oldfield, Sketches from Nipal (das. 1881, 2 Bde.).