Nigra
,
Constantino, Graf, ital. Staatsmann, geb. bei Ivrea, trat 1848 als Student in die Armee, focht mit Auszeichnung bei Pastrengo, Santa Lucia, Calmosino und Rivoli, erhielt infolge einer Preisarbeit unter Azeglio eine Anstellung im Ministerium des Äußern und folgte Cavour bei den Besuchen des Königs in Paris [* 3] und London [* 4] 1855 als Sekretär [* 5] und 1856 als Chef der Gesandtschaftskanzlei zu den Friedenskonferenzen nach Paris. 1859 nahm er an den Verhandlungen des Züricher Friedens teil.
Von Zürich
[* 6] aus ging er erst als
Geschäftsträger, sodann als
bevollmächtigter Minister der sardinischen
Regierung nach
Paris und bewies
in dem damals zwischen
Napoleon III. und
Cavour sich entspinnenden
Kampf um die Oberherrschaft
Italiens
[* 7] große
Klugheit und Mäßigung. Durch die Ernennung Nigras
zum italienischen
Gesandten am Tuilerienhof erfüllte
Viktor Emanuel
einen der letzten
Wünsche des sterbenden
Cavour. Nigra
gehörte in
Paris zu den
Vertrauten des kaiserlichen
Hofs und galt namentlich
für einen Günstling der
Kaiserin. Auch nach dem
Sturz des Kaiserreichs blieb er in
Paris und wurde erst
nach dem
Fall des
Ministeriums
Minghetti 1876 als
Botschafter nach
Petersburg,
[* 8] 1882 nach
London und 1885 nach
Wien
[* 9] versetzt. Seit 1882
ist er
Graf.
Auch litterarisch machte sich Nigra
durch
Schriften über italienische
Dialekte und Volkspoesie sowie seine
Ausgabe der
»Glossae
hibernicae veteres« der
Turiner
Handschrift (Par. 1869) bekannt.