mehr
nach durch, so sieht man unter einer etwa 1
cm dicken, gelb- oder grauroten
Rinde 8-18, gewöhnlich 12-14 blässere
Pyramiden,
welche durch die dunklere Rindensubstanz voneinander getrennt sind und selbst aus sogen. Marksubstanz
bestehen. Jede mit dem zu ihr gehörigen Teil der Rindensubstanz entspricht einem der
oben genannten Nieren
lappen, besitzt
also an ihrer
Spitze ihr Nieren
wärzchen und um dasselbe meist auch einen eignen Nierenkelch. Rindensubstanz und
Pyramiden
(sogen.
Malpighische
Pyramiden) bestehen aus großen
Mengen Harnkanälchen und
Blutgefäßen nebst dem dieselben stützenden
spärlichen
Bindegewebe, mit dem Unterschied jedoch, daß in ersterer die Kanälchen meist geschlängelt, in letzterer meist
gerade verlaufen, sowie daß in ersterer mehr
Gefäße vorhanden sind. Die
Absonderung des
Harns aus dem
Blut geschieht nun in folgender
Weise. Die Nieren
arterie (s. Tafel
»Blutgefäße«,
[* 3] Fig. 5) tritt an der innern Seite der Niere
durch den sogen. Nieren
nabel (wo zugleich die
Vene austritt) in sie ein und teilt sich sofort in mehrere
Äste, deren Verzweigungen zwischen den
Pyramiden hindurch zur
Rinde gelangen und hier in einer enormen Anzahl feinster
Zweige
endigen.
Von diesen windet sich jeder zu einem sogen. Gefäßknäuel (s.
Wundernetz) zusammen, das eben noch mit bloßem
Auge
[* 4] als rotes
Pünktchen sichtbar sein kann, streckt sich darauf wieder glatt und löst sich dann erst in
Kapillaren
auf, aus denen sich die feinen
Zweige der
Vene zusammensetzen. Die Gefäßknäuel (glomeruli Malpighii,
Malpighische Körperchen)
sind jedes in ein
Bläschen, das Nieren
bläschen, hineingestülpt, welches sie dicht umschließt und nichts als der blinde,
erweiterte Anfang eines Harnkanälchens ist.
Durch die dünnen Wandungen des Gefäßknäuels und des Bläschens hindurch filtriert gewissermaßen aus dem Blut zunächst nur Wasser, welches so in das Harnkanälchen gelangt. Dieses selbst verläuft anfangs in der Rinde vielfach gewunden und nimmt während dieser Zeit aus den umspinnenden Kapillaren eine kleine Menge derjenigen Stoffe auf, welche aus dem Blut entfernt werden sollen; darauf senkt es sich in gerader Richtung zum Mark herab, kehrt in einer Schleife zur Rinde zurück und mündet in ein weiteres Kanälchen, das noch eine Reihe gleicher aufnimmt und in der Pyramide geradlinig nach ihrer Spitze hin seinen Lauf nimmt.
Durch solche Vereinigung mehrerer Kanälchen wird ihre Zahl nahe ihrer Mündung auf der
Spitze der
Pyramiden
auf ungefähr 200 reduziert. Sie sind von den
Kapillaren umsponnen und lassen den
Harn tropfenweise in die Nieren
kelche, von
denen zuweilen
einer für mehrere
Pyramiden zugleich bestimmt ist, fallen, worauf er dann sich in das gemeinschaftliche Nieren
becken
und aus diesem durch den
Harnleiter in die
Harnblase (s. d.) ergießt. Die
Harnleiter
(Ureteres,
Ureteren),
gleich dem Nieren
becken mit einer besondern Muskelschicht in der Wandung ausgestattet, sind etwa 5
mm weit, 32-34
cm lang und
münden in die
Harnblase in der Art ein, daß sie nach Durchbohrung der Muskelhaut derselben noch 1-1½
cm weit zwischen dieser
und der Schleimhaut verlaufen, ehe sie sich in die
Blase öffnen. Die
Nerven
[* 5] der Nieren
stammen vom
Sympathikus
(s. d.) ab, begleiten die
Arterien und sind mit kleinen
Ganglien versehen. Zuweilen ist die eine Niere sehr verkleinert oder
fehlt ganz, alsdann ist aber die andre um so größer; auch gibt es
Fälle von Verschmelzung beider Nieren
oder
von ihrer
Auflösung in mehrere
Lappen. Über die Erkrankungen der s.
Nierenkrankheiten.
In der
Kochkunst werden Nieren
vom
Hammel,
Kalb und
Schwein
[* 6] vielfach verwendet und gelten als Leckerbissen, während Rindsnieren
zu fest sind u. meist nur zur Verbesserung des
Geschmacks der
Fleischbrühe dienen.
Hammel-,
Kalbs- und Schweinsnieren
werden gebraten, gebacken, mit feinen Kräutern (aux
fines herbes) gedämpft (sauté), mit
Wein und Champagner zubereitet;
man verwendet sie zu
Suppen,
Pasteten, als
Füllung von
Omeletten und zu
Ragouts. In Süddeutschland sind saure Nieren
allgemein beliebt.