Niëllo
(ital., v. lat. nigellus, schwärzlich), Verzierung auf Silber, seltener auf Gold, [* 2] in neuerer Zeit auch auf Kupfer [* 3] und Bronze, [* 4] welche in eingravierten oder durch Stahlplatten eingepreßten, mit einer Art schwarzer Farbe ausgefüllten Zeichnungen besteht. Für die schwarze Masse schreibt Cellini 1 Unze Silber, 2 Unzen Kupfer und 3 Unzen Blei [* 5] vor, der ältere Theophilus 4/7 Silber, 2/7 Kupfer, 1/7 Blei. Die Menge des Schwefels wird nicht genau angegeben. Nach Plinius sollen die Ägypter diese Masse aus Silber und Schwefel zu gleichen Teilen und ⅓ Kupfer dargestellt haben.
Diese
Bestandteile sind wiederholt zusammenzuschmelzen, bis die beim Erkalten in Kügelchen zerfallende
schwarze
Masse gleichmäßiges Gefüge zeigt. Dann wird sie zerstoßen und das zu niellierende
Metall, welches durch
Wasser
mit ein wenig
Borax
[* 6] angefeuchtet wurde, gänzlich damit bedeckt. Über glühenden
Kohlen wird nun das Niëllo
aufgeschmolzen, nach
dem Erkalten aber weggeschabt, so daß bloß die vertieften
Stellen der
Platte noch davon erfüllt bleiben.
Endlich wird das Ganze abgeschliffen und poliert.
Galvanoplastisches Niëllo
erzeugt man auf die
Weise, daß man die Metallgegenstände mit
Ätzgrund überzieht, in letztern
Zeichnungen
graviert und diese durch
Ätzen vertieft. Man bringt dann den Gegenstand in den galvanoplastischen
Apparat,
bis durch das niedergeschlagen
Kupfer die
Züge ausgefüllt sind, wäscht den
Ätzgrund ab und schleift und poliert die Oberfläche.
Das Niëllo
war besonders im
Mittelalter beliebt, ein hervorragender
Meister war
Finiguerra (s. d.) in
Florenz
[* 7] um 1450. Da die Goldschmiede
von solchen Gravierungen
Abdrücke aus
Schwefel oder
Papier nahmen, um den Fortschritt
¶
mehr
des Ätzens zu kontrollieren, sollen die in verschiedenen Kupferstichsammlungen aufbewahrten Niellen, welche man mit der
Vorgeschichte der Kupferstecherkunst (s. d.) in Verbindung bringt, auf diese Weise entstanden sein; doch sind diese Niellen
meist verdächtig, und es handelt sich wohl nur um spätere Abdrücke von Kupferplatten, deren Gravierungen sich von schwarzem
Grund abheben. Ein wirkliches Niëllo
, eine Gravierung in Gold, war der sogen. Degenknopf Kaiser Maximilians von
A. Dürer.
Die Niellen sind dadurch kenntlich, daß sie Abdrücke von der Gegenseite sind.
Vgl. Duchesne, Essai sur les nielles, gravures des orfèvres florentins du XV. siècle (Par. 1826).
Gegenwärtig hat die Niello
arbeit ihren Hauptsitz im Innern von Rußland. Am bekanntesten sind die in
Tula verfertigten silbernen Tabaksdosen, vorzügliche aber sind die Fabrikate von Wologda und Ustjug Weliki. Eine besondere Anwendung
findet das Niëllo
zur schwarzen Ausfüllung der Ziffern und Teilstriche des Minutenkreises auf metallenen Uhrzifferblättern sowie
zur Emaillierung goldener Uhrgehäuse. S. auch Tafel »Ornamente
[* 9] IV«,
[* 10] Fig. 10. - Nielleur (spr. -lör),
Niellierer, Verfertiger von Niello
arbeiten.