Titel
Niederländ
ische
[* 2] Litteratur 1885-90.
Von den Dichtern aus der
Blütezeit erschienen auch in den letzten
Jahren neue,
höchst sorgfältig bearbeitete
Ausgaben, namentlich
Coster von
R. A.
Kollewyn,
Vondel von J. H. W.
^[Johan Hendrik Willem]
Unger
(nach der Prachtausgabe von van
Lennep
[* 3] verkleinert) und von dem 1889 verstorbenen J. A.
^[Josephus
Albertus]
Alberdingk Thijm (unvollendet); vollständig erschienen in
Belgien
[* 4] Prudens van
Duyses Gedichte. Der 1889 verstorbene ten
Kate
ließ kurz vor seinem
Tode ein größeres Gedicht:
»De nieuwe Kerk«, erscheinen, das
Eindrücke und historische
Erinnerungen
bei Betrachtung der
Amsterdamer
Kirche neben dem königlichen
Palais enthält. Von
Schimmel
[* 5] erschien in »Innerlijk
leven« eine von ihm selbst besorgte Auswahl seiner Gedichte. Hofdyk (gest. 1888) beschenkte
die Litteratur mit zwei
Epen, die in
Indien spielen: »In het gebergte Di-Eng« und »Dajang-Soembi«.
Joan
Bohl vollendete seine sehr gelungene und mit überreichem
Material in
Noten versehene
Dante-Übersetzung,
desgleichen
Vosmaer vor seinem
Tode (1888) die mustergültige Übersetzung der
Ilias und
Odyssee. In »Nanno« gab derselbe noch
ein griechisches
Idyll, das nach Form und
Inhalt den echten Dichter verrät. In
Belgien erschien von dem inzwischen auch verstorbenen
Jan van
Beers eine mit dem fünfjährigen Staatspreis gekrönte Gedichtsammlung: »Rijzende
Blaren«, von
Julius de Geyter ein romantisches
Epos: »Keizer Karel«, ein anmutiges
Bild aus dem vlämischen
Leben zur Zeit
Karls
V. Einen besondern Platz unter den niederländ
ischen Dichtern nimmt H. J.
A. M. ^[Hermanus
Johannes Aloysius
Maria]
Schaepman
ein, das
Haupt der klerikalen
Partei, dessen umfangreiches Gedicht
»Aja
Sophia« in schwungvollen
Versen erzählt,
was das berühmte Gebäude in
Konstantinopel
[* 6] Mythisches,
Mystisches und
Historisches dem Dichter bietet.
Unstreitig der begabteste unter den lebenden niederländ
ischen Dichtern nach
Schaepmann ist
M. G. L. van
Loghem
(Pseudonym
Fiore della Neve),
dessen 1883 erschienene »Liefde in het Zuiden« begeisterte
Aufnahme fand und in wenig mehr als einem Jahre
drei
Auflagen erlebte. Diesem Werke folgten rasch nacheinander das romantische
Epos »Liana«, die Gedichtsammlung
»Van eene
Sultane«
und vorzügliche Übersetzungen, namentlich von
Carmen
Sylvas
»Meine
Ruh'«. Neuerdings verlegte er sich auf
Operntexte (»König
Arpad«, in deutscher
Sprache,
[* 7] komponiert von Verhey; »Brinio«, komponiert von van Milligen).
Großen Beifall erntete auch der in Antwerpen [* 8] lebende Pol de Mont namentlich mit seinen »Idyllen«, »Fladderende vlinders«, »Loreley«, »In Noord en Zuid«. Marcellus Emants, der sich jetzt mehr dem Drama und der Novelle zuzuwenden scheint, behandelte in zwei Epen: »Godenschemering« und »Lilith«, nordische und vorhistorische Stoffe, beide verraten hohe dichterische Begabung. Die bedeutendsten Namen der jüngern Generation, die sich vielfach dem Sonett zuwendet, sind: J. R. ^[Johannes Romboldus] van der Lans, C. W. Lovendaal, Couperus, Helene Swarth (»Blauwe Bloemen«, »Beelden en Stemmen«, »Sneeuwvlokken«, »Rouw violen«),
Frau
Marie Gelderman, geborne Boddaert,
Frau Knuttel-Fabius.
Alle diese in
Schatten
[* 9] gestellt hätte bei längerm
Leben wahrscheinlich der 1888 verstorbene B. van Heyningen, von dessen zahlreichen Gedichten vorläufig eine kleine,
vielversprechende Sammlung erschien. Erwähnung verdient hier auch die poetische Umschreibung des
Propheten
Jesaias durch
Jonckbloet,
einen
Geistlichen. Aus der allerneuesten
Gruppe niederländ
ischer Dichter, deren Auftreten etwa seit 1880 datiert, ist als
der begabteste
Albert Verwey zu nennen, dessen
»Persephone«
[* 10] (1885
) viel
Schönes enthält, wie auch seine
»Verzamelde Gedichten« (1889)
Gutes aufzuweisen haben.
Indessen legt die Schule zu großen Wert auf Tonmalerei und verfällt dadurch nur zu oft in sinnlose Wortspielerei, so namentlich Gorter (»Mei«),
Winkler Prins, Koster, W. Kloos u. a. Aus Belgien nennen wir noch: Simons, den Dichter des Napoleon-Cyklus, de Koninck, mit dem biblischen Epos »Het menschdom verlost«, daneben Th. Coopman, Beernaert, Billiet, deren Arbeiten in Zeitschriften erschienen, und Hilda Ram (Pseudonym für Mathilde Rambout),
deren Sammlung »Een klaverken uit's levens akker«. Besseres versprach, als sie in der Folge leistete.
Roman und Novelle.
Die bedeutendsten
Erscheinungen auf dem Gebiete des
Romans sind die beiden 1883 erschienenen historischen
Romane von A.
S. C. Wallis
(s.
Opzoomer): »Vorstengunst« (auch ins Deutsche
[* 11] übersetzt, Leipz.
1885
) und »In dagen van strijd«.
Diesen darf an die Seite gestellt werden: »De gouden Dubloen« von J. R.
^[Johannes Romboldus]
van der
Lans;
»Eline Vere« (preisgekrönt) von Louis Couperus;
»Prins of Koning« (anonym erschienen) von W. H. de Beaufort;
»De Kaptein van de Lijfgarde« von H. J. ^[Hendrik Jan] Schimmel, ein Bild aus der Zeit König Wilhelms III. von England, und desselben »De vooravond der revolutie«.
Den historischen Roman pflegt auch Huf [* 12] van Buren (Pseudonym für J. ^[Johan] Heufftz),
der 1887 »Hertog Adolf« erscheinen ließ. Höher als dies Werk stehen die Künstlerromane des 1888 gestorbenen Vosmaer: »Amazone« [* 13] (deutsch von Lina Schneider) und ¶
mehr
»Inwijding«, daneben die kunsthistorischen Novellen von W. P. Wolters: »Transalpina« (1883),
»Lucretia d'Este« (1888),
»Uit de hollandsche school« (1889). Auch Johann Grams Roman: »Maurits van Morelen«, der ein Malerleben schildert, wäre hier zu erwähnen. Die gelesenste Romanschriftstellerin ist gegenwärtig wohl Melati van Java (Pseudonym für Marie Sloot),
die ihren zahlreichen
ältern Werken unter andern eine Reihe von Erzählungen folgen ließ, so: »Hermelyn« (1885
),
»Nazomer« (1888),
»Verdwenen« (1889) und den der indischen Geschichte entnommenen Roman »Van slaaf tot vorst«, der von der Kritik sehr beifällig aufgenommen wurde. Ihre auf einer Reise durch Schottland gesammelten Eindrücke und Erinnerungen verarbeitete sie in dem reich illustrierten Werke »Het land van Walter Scott« (1887). Den musikgeschichtlichen Roman pflegte Katharina van Rees in mehreren Werken. Zumeist den höhern Gesellschaftskreisen entnahm die thätige Cornelie Huygens die Stoffe ihrer Romane (»Uit den strijd des levens«, »Regina«, »Ella«, »Helene van Bentinck«).
Eine ältere Lebensanschauung vertreten Frau van Westhreenens »Adele«, de Veers »Oudejaarsavond-schetsen« (Novellen) und Alberdingk Thijms posthumes Werk: »Notre Dame de Forest«, eine Geschichte aus dem 17. Jahrh. Dieselbe Richtung, aber in durchaus modernem Gewand, verfolgt van Sorg ens Roman »Klaartje«, der großen Erfolg hatte. Höher steht desselben Autors »Porcelein« (1889). Gerngelesene Romanschriftsteller sind ferner: Terburch (»Ontrouw«, »Vanitas«, »Willem Norel«),
C. van Nievelt (»Herman Wolsinck«) und Kuno (Pseudonym für Frau van Capelle: »In de Provincie«, »Alienor«). Weniger Erfolg als mit seinen Gedichten hatte der oben erwähnte Fiore della Neve (van Loghem) mit zwei Bändchen Novellen und dem Roman »Victor«. Seeromane schrieben: der Schiffskapitän J. van Oort, und der Marineoffizier Werumeus Buning, dessen »Marine schetsen« als Meisterwerke gelten, der Hauptmann Chappuis, der Premierleutnant F. A. Fabius, ferner Frau Josephine Bouberg-Wilson und Frau La Chapelle-Roobol.
Großes Aufsehen erregte Fräulein Lovelings zweibändiger Roman »Sophie«, der Kirche und Staat im schroffsten Gegensatz zeigt. Einen stetig wachsenden Leserkreis erwarb sich Johanna van Woude (Frau van Wermeskerken-Junius) mit ihren Romanen: »Hare Roeping getrouw«, »Tom en ik«, »Oudhollandsch Binnenhuisje« und »Zijn Ideaal«. Der beliebteste aller Novellisten ist Justus van Maurik, der seine Stoffe meist dem Amsterdamer Leben der untern Klassen entnimmt, so in den Novellensammlungen: »Burgerluidjes«, »Met zen achten«, »Uit een pen«, »Uit het volk«, »Papieren Kinderen«;
»Krates« ist ein Roman aus dem Leben einer vagabondierenden Künstlerfamilie.
Dorfnovellen und Skizzen schrieben Beunke, Heering, Nagtglas, Ising (Haager Skizzen),
Banning, Seipgens und das schon genannte Fräulein Loveling. Satiren der heutigen Gesellschaft schrieb Jan Holland (Pseudonym für A. J. ^[Annes Johan] Vitringa). Cosinus (Pseudonym?) macht in »Kippeveer« (auch zu einer Posse verarbeitet) die Hauptpersonen der klerikalen Partei lächerlich. Als Tendenzschriften sind eine Reihe von Romanen zu bezeichnen, welche indische oder allgemeine politische Verhältnisse behandeln, so Perelaer, der in »Baboe Dalima« die Greuel des Opiumhandels enthüllt, van Rees, Groneman, Maurits (Colonel de Rochemont), van Bloemen-Waanders, de Rochemont.
Das häusliche Leben in Indien beschreiben Kusky, Frank, Maleia (Freiin van
Nahuis) und die kürzlich verstorbene
Annie Foore (Frau Yzerman-Junius). Eine feine antireligiöse Satire ist »De kleine Johannes« von dem Arzte F. W. van Eeden. Van
Looy veröffentlichte die stilistisch mustergültige »Proza«. Von Genialität
zeugen Frans Netschers »Studies naar het naakt model«, »Menschen in en om ons«, »Uit ons Parlement« und »In
en om de Tweede Kamer«. Im allgemeinen fehlt es der niederländ
ischen schönen Litteratur gegenwärtig nicht an vielversprechenden
Kräften, doch sehen wir auch hier viele derselben mit talentlosen Vertretern der »neuesten
Schule« um die Wette sich in pornographischem Schmutze wälzen.
Drama.
Im Drama haben sich einige erfreuliche Lebenszeichen wahrnehmen lassen. Von A. S. Koks sehr getreuer Shakespeare-Übersetzung in Prosa erschien 1884 die 2. Auflage, zu gleicher Zeit der Schlußband von L. A. J. ^[Leonardus Alexander Johannes] Burgersdyks Übersetzung des großen Briten, welche schon mehrfach ihre Bühnenfähigkeit praktisch erwiesen hat. Auch von Molière gingen einige Lustspiele in neuer Übersetzung in Szene; hervorzuheben ist die treffliche Übersetzung der »Précieuses« von S. J. Botsberg-Wilson, dem verdienten Direktor der Amsterdamer Theaterschule. B. M. Mendes da Costa lieferte 1887 einen sehr beifällig aufgenommenen Einakter: »Thuis gebleven«, dem er eine freie Bearbeitung eines französischen Stoffes, »Zijn model«, folgen ließ, doch blieben die daran geknüpften Erwartungen bis jetzt unerfüllt.
Von ältern der jetzt lebenden Dichter gab der Rotterdamer Schauspieler Rosier Faassen seine »Dramatische Werken« vollständig heraus. Die dramatische Produktion des zur Zeit populärsten Schriftstellers Justus van Maurik beschränkte sich seit 8 Jahren auf drei kleinere, beifällig aufgenommene Stücke: »Fijne Beschuiten«, eine scharfe Satire gegen die Frömmelei, »Men zegt«, eine Satire gegen die Klatschsucht, und »Françoise's opstel«, von denen namentlich das letzte stark durch die Franzosen beeinflußt erscheint.
Brooshooft gab 1883 in »Zijn meisje komt uit!« ein gelungenes Gemälde des Lebens in Niederländisch-Indien, desto geringern Erfolg hatte er mit »Dirk Govert Klaaszon«, einer gegen gewisse Professorenverhältnisse gerichteten Satire. Ebenso hatten zwei satirische Stücke des Lustspieldichters van der Aa (Pseudonym: Henry van Meerbeke): »Ministerieele crisis« und »Casus belli«, später in »Gevaar voor oorlog« umgetauft, keinen Erfolg. D. M. Maaldrinks Trauerspiel »Herodes« verriet wohl dichterisches Talent, war aber zur Aufführung und geeignet, während sein historisches Schauspiel aus der Revolutionszeit: »Jean Masseur«, mit verdientem Beifall aufgeführt wurde.
Dagegen befriedigte desselben Autors »De terugkomst van den Koloniaal« die gehegten Erwartungen in keiner Weise. Ein erfreuliches Dichtertalent bekundete der Arzt F. W. van Eeden in vier kleinen Lustspielen: »Frans Hals«, worin er eine alte Anekdote dramatisiert, »Het Poortje«, welches die Altertümelei, »Het Sonnet«, das die Zeitungsschreiber, und »De student thuis«, das den philiströsen Studenten in köstlicher Weise verspottet. Der Schauspieler Jan C. de Vos ließ in »Ik heb een stuk geschreven« das Publikum einen ergötzlichen Blick hinter die Kulissen werfen. Mit ziemlich gutem Erfolg ging 1888 Seipgens »Rooie Hannes« über die Bühne, ein gelungenes Bild aus dem Volksleben in der Provinz Limburg. [* 15] Die neuesten Erfolge errang der strebsame Marcellus Emants mit ¶
mehr
»Adolf van Gelre«, einem historischen Schauspiel in Versen, und mit den im ganzen noch besser gelungenen Lustspielen »Jonge Harten« und »Haar [* 17] Zuster«. Seit zwei Jahren ist nach französischem Muster die Farce und die »Revue« im Entstehen begriffen. Die zweite Jahr-Revue wurde wochenlang allabendlich vor ausverkauftem Hause gespielt. Die Pariser Kassenstücke, gleichviel welchen Ranges, wurden eifrig übersetzt. In wenig genügender Weise wurde einiges von Wildenbruch, mehr von Ibsen und dessen Geistesverwandten übertragen. Größere Bühnenerfolge erzielte nur Ibsens »Nora«. Eine Geschichte des Schauspiels in Utrecht [* 18] (»De tooneelspeelkunst te Utrecht«) lieferte van Sorgen, Schriftführer der Königlichen Theatergesellschaft.
Wissenschaftliche Litteratur.
Das Studium der Litteraturgeschichte hat im letzten Jahrzehnt einen neuen Aufschwung genommen. Es wurde namentlich gefördert durch das Erscheinen von Potgieters »Complete Werken« und von Huets »Literarische fantasien en kritieken« (25 Bde.); der Schlußband der letztern wurde nach dem Tode des verdienten Gelehrten nebst dessen »Brieven« (2 Bde.) von seinem Sohne herausgegeben. 1887 begann C. Honigh eine neue Bearbeitung von Jonckbloets »Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde«, von der bis jetzt 4 Bände vorliegen. Im nämlichen Jahre erschien der 1. Band [* 19] von Jan te Winkels »Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde«, das 13. und 14. Jahrh. umfassend; die Arbeit ist auf 3 Bände geplant.
Eine tüchtige Arbeit ist auch Kalffs »Geschiedenis der Nederlandsche letteren der 16. eeuw« (1890
,2
Bde.). Derselbe veröffentlichte schon 1883 »Het
lied in de middeleeuwen«, eine umfassende und gediegene Arbeit. Von wohlangewendetem Fleiße zeugt J. ^[Jan] de Hartogs Monographie
»De spectatoriale geschriften 1741-1800«. Eine eigne Stelle nimmt die vierbändige Arbeit des Haarlemer Verlegers A.
C. Kruseman ein: »Bouwstoffen tot de Geschiedenis van den Nederlandschen boekhandel,
1830-80«, eine Fundgrube für den Litteraturhistoriker, worin vom Standpunkt eines gelehrten Verlegers gewissenhaft
alles zusammengetragen ist, was persönliche Erinnerungen, Gedrucktes und Briefschaften Interessantes bringen können.
Hier wäre auch zu erwähnen die »Geschichte der niederländ
ischen Litteratur,
mit Benutzung der hinterlassenen Arbeit von Ferd. v. Hellwald« von Lina Schneider (Leipz. 1887),
sowie die »Histoire de la littérature néerlandais en Belgique« (Brüssel [* 20] 1887) von dem Lütticher Professor J. ^[Jan] Stecher, die erste umfassende Separatgeschichte der Litteratur in Belgien. Einen tiefen Einblick in das geistige Leben im ersten Viertel dieses Jahrhunderts gewährt uns »Willem de Clercq naar zijn dagboek«, herausgegeben von Allard Pierson. Ein wohlgelungener Beitrag zur Litteraturgeschichte ist die Arbeit C. G. Kaakebeens: »De invloed der Duitsche letteren op de Nederlandsche«, die mit einem Preise der Zeitschrift »Noord en Zuid« gekrönt wurde.
Unermüdlich thätig ist noch immer Jan ten Brink, der nach Antritt seiner Professur an der Leidener [* 21] Universität sich ausschließlich der Litteraturgeschichte widmete. Seine bis dahin zerstreut erschienenen »Letterkundige schetsen« liegen jetzt gesammelt in 20 Bänden vor, und daneben erschienen Monographien über »Nieuwe Romans« (1883),
über
»De Roman in brieven« (1888) und über »Jan
Jansz. Starter« (1889). Auch hat er 1887 eine neue Bearbeitung seiner
berühmten und seit Jahren vergriffen gewesenen Studie über Gerbr. Adr. Brederoo erscheinen
lassen, worin die Geschichte des
niederländ
ischen Lustspiels mit großer Anschaulichkeit dargestellt wird. Eine in jeder Hinsicht mustergültige Arbeit war
die 1885 erschienene Monographie »Nicolaas Heinsius jun.«, zugleich Geschichte des niederländ
ischen Schelmenromans.
Endlich vollendete ten Brink die großartig angelegte, 1882 begonnene Sammlung »Onze hedendaagschen letterkundigen«, welche die mit Porträten und Faksimiles versehenen ausführlichen Biographien der hervorragendsten lebenden Schriftsteller enthält. Eine verkürzte Bearbeitung ohne Porträte [* 22] etc. erschien in 3 Bänden unter dem Titel: »Geschiedenis der Nederlandsche letteren in de XIX. eeuw«. Das »Biographisch Woordenboek« von Frederiks und van den Branden erscheint in neuer, leider nach Form und Inhalt wenig befriedigender Ausgabe. J. I. ^[Jan Izaak] van Doorninck vollendete kurz vor seinem Tode das Wörterbuch der Pseudonymen (»Vermomde en naamlooze schrijvers«).
Von den neu ins Leben gerufenen »Jaarboekjes« brachte namentlich das von dem Amsterdamer Archivar Niederländische
de
Roever redigierte manchen wertvollen Beitrag zu Biographien älterer Schriftsteller. Seit 1883 geben de Roever und A. Bredius
die gediegene Zeitschrift »Oud Holland« für Litteratur- und Kunstgeschichte heraus. Ter Gouws schon in 7 Bänden erschienene
»Geschiedenis van Amsterdam«
[* 23] bringt wichtige Beiträge zur Geschichte des Amsterdamer Schriftstellertums. Endlich erwähnen
wir eine kürzlich erschienene größere Monographie R. A. Kollewyns: »Bilderdijk, zijn leven en zijne werken«
(Amsterd. 1891,2 Bde.).
Auch auf dem Gebiete der Philologie bekundete sich ein rüstiges Weiterstreben. Zur raschern Fortführung des von dem nunmehr 70jährigen M. de Vries begonnenen monumentalen »Woordenboek der Nederlandsche taal« wurden drei junge Gelehrte als Hilfsarbeiter gewonnen: A. Beets, A. Kluyver und J. W. ^[Jacob Wijbrand] Muller. Das begangene 40jährige Professorjubiläum des greisen de Vries wurde durch eine Festschrift (»Feestbundel«) ausgezeichnet, zu der 14 seiner frühern Schüler, jetzt Gelehrte mit zum Teil berühmten Namen, hervorragende philologische Beiträge lieferten.
Auch an der Vervollständigung der »Bibliotheek voor Middelnederlandsche
letterkunde«, die schließlich den ganzen Schatz der mittelniederländischen
Litteratur in zuverlässigem Texte zum Abdruck
bringen soll, wurde rüstig weiter gearbeitet. Zum richtigen Verständnis dieser reichen Litteratur trägt J. ^[Jacob] Verdams
»Middelnederlandsch Woordenboek« viel bei. Ein Mitarbeiter des letztern,
der Amsterdamer Gymnasiallehrer F. A. Stoett, machte sich durch seine in zwei Bändchen erschienene »Middelnederlandsche
Spraakkunst« verdient.
Verdam besorgte auch die 1883 erschienene Textausgabe des »Aiol«. Seit
der Stiftung der vlämischen Akademie hat man auch in Belgien mit der Herausgabe mittelniederländischer
Texte und Glossare angefangen
und zwar »Zevenste Bliscap van Maria« mit Glossar und »Van den VII vroeden van binnen Rome«, beides von K.
Stallaert. Mehr und besseres Material als letzterer benutzte Roersch für sein Glossar zu Maerlants »Alexanders geesten«. Nap.
de Pauw besorgte »Madelghys' Kindsheit« und »Dit is di Istory van Trojen«, letzteres zusammen mit Edw. Gaillard. Der schon erwähnte
Verdam, einer der besten Kenner des Mittelniederländischen
, fand auch noch die Zeit, eine treffliche
»Geschiedenis der Nederlandsche taal« herauszugeben. Eine neue, sorgfältig
durchgesehene Ausgabe von Verwys'
¶