Niederinge
lheim,
s. Ingelheim. ^[= (Ober- und Nieder-I.), zwei Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Bingen, nahe ...]
Niederingelheim
172 Wörter, 1'205 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Niederingelheim,
s. Ingelheim. ^[= (Ober- und Nieder-I.), zwei Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Bingen, nahe ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Niederingelheim,
Marktflecken im Kreis [* 4] Bingen [* 5] der hess. Provinz Rheinhessen, am Ausgang des Selz- in das Rheinthal, an der Linie Frankfurt [* 6] a. M.-Bingerbrück der Hess. Ludwigsbahn (Station Ingelheim), hatte 1890: 2688, 1895: 3106 meist evang. E., Post, Telegraph, [* 7] evang. St. Remigiuskirche, einst Palastkapelle, kath. Kirche mit dem von Kaiser Barbarossa erbauten Gemeindeturm; Fabrikation von Chemikalien, künstlichem Sandstein, Papier, Cement und künstlichem Dünger.
Bekannt ist der Rotwein von Niederinge
lheim – Karl d. Gr. baute hier zwischen 768 und 774 auf der Stelle einer ältern
kaiserl. Villa einen Palast, der auf 100 zum Teil aus Ravenna, zum Teil vom Felsberg im Odenwald stammenden Marmor- und Granitsäulen
ruhte. Kaiser Friedrich Ⅰ. ließ 1154 den Palast ausbessern und Karl Ⅳ. ihn 1354 nach einem Brande (1270) wieder aufbauen; 1356 übergab
er ihn an Kurpfalz. In der sog. Bayrischen Fehde 1504, dann im Dreißigjährigen Kriege und zuletzt 1689 ist
die alte Kaiserpfalz gänzlich verwüstet worden. –
Vgl. Hilß, Der Reichspalast zu Ingelheim (Oberingelh. 1868);
Loersch, Der Ingelheimer Oberhof (Bonn [* 8] 1885).
Südlich von Niederinge
lheim liegt Oberingelheim (s. d.).
(Ober- und Nieder-I.), zwei Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Bingen, nahe bei einander, unfern des Rheins und an der Linie Mainz-Bingen der Hessischen Ludwigsbahn. Ober-I., an der Selz, mit Mauern umgeben, ehemals Reichsstadt, hat ein Amtsgericht, eine romanische evang. Kirche mit vielen Denkmälern, eine kath. Kirche, ¶
Synagoge, eine Papierfabrik, vorzüglichen Weinbau (Rotwein), Reste einer alten Burg und (1885) 3162 meist evang. Einwohner. - Nieder-I., das Ruinen eines alten Palastes, ebenfalls Weinbau sowie Papierstoff-, Zement-, Schwärze- und Chemikalienfabrikation und (1885) 2756 meist evang. Einwohner hat, ist der Sage nach Geburtsort Kaiser Karls d. Gr., der hier 768-774 eine durch seltene Pracht ausgezeichnete Pfalz erbaute. Das Gebäude war mit 100 Marmorsäulen, Skulpturen und Mosaikzieraten aus Italien, [* 11] meist Geschenken des Papstes Hadrian I., geschmückt und wiederholt der Schauplatz glänzender und wichtiger Reichsversammlungen.
Friedrich I. ließ den Palast wiederherstellen; Karl IV. bewohnte ihn zuletzt und verpfändete ihn dann an Kurpfalz. Im Krieg des Pfalzgrafen Friedrich des Siegreichen gegen den Erzbischof Adolf von Mainz [* 12] (1462) ward das Gebäude von den Mainzern in Brand gesteckt. Die Stätte des ehemaligen Palastes heißt bei den Einwohnern noch heute der »Saal«. Von den Säulen [* 13] sind einzelne nach Paris [* 14] gekommen; eine derselben befindet sich im Museum zu Wiesbaden, [* 15] eine andre am Brunnen [* 16] auf dem Schillerplatz zu Mainz.
Vgl. Hilß, Der Reichspalast zu I. (Mainz 1868);
Loersch, Der Ingelheimer Oberhof (Bonn 1885).