Niccolīni,
Giovanni Battista, ital. Dichter, geb. zu San Giuliano bei Pisa, [* 2] erhielt seine erste Bildung in Florenz [* 3] und studierte zu Pisa hauptsächlich Philosophie und die Rechte, wandte sich aber später dem Studium der klassischen Litteratur zu. Die Bekanntschaft mit Ugo Foscolo übte auf die Entwickelung seines poetischen Talents bedeutenden Einfluß; sein erster Versuch war das Gedicht »La peste di Livorno«, [* 4] in Terzinen (1804),
welches an Montis »Basvilliana« erinnerte. 1807 ernannte ihn die Königin von Etrurien zum Bibliothekar und Professor der Geschichte an der Akademie der Künste in Florenz. Nach der Restauration bekleidete er eine kurze Zeit auch das Amt eines Bibliothekars des großherzoglichen Palastes, trat aber bald wieder in seine frühere Stellung zurück und wandte sich nun der dramatischen Poesie zu. Seine erste Tragödie: »Polissena« (1810),
ward von der
Akademie der
Crusca gekrönt. Von geringerm Wert sind die folgenden:
»Medea«,
»Ino e Temisto«, »Edipo«,
»I
Sette a
Tebe«. Mit seinem »Nabucco«, welcher nie aufgeführt und erst 1819 in
London
[* 5] anonym gedruckt wurde, betrat Niccolini
das Gebiet des politischen Tendenzdramas; unter den assyrischen
Namen verdecken sich Persönlichkeiten der
Napoleonischen Zeit. Nachdem 1815 sein erstes
Drama modernen
Stoffes: »Matilda«, in
welchem er sich der romantischen
Schule zu nähern suchte, über die
Bühne gegangen war, entsagte er eine
Zeitlang der
Dichtkunst, beteiligte sich aber um so eifriger an den
Kämpfen um die litterarische
Reform, welche damals ganz
Italien
[* 6] bewegten.
Erst 1827 trat er wieder mit einem Drama: »Antonio Foscarini«, auf, welches, je nach dem Parteistandpunkt, ebenso heftig angegriffen wie warm verteidigt wurde. In »Giovanni da Procida« (1830) gab er dem ganzen Haß des patriotischen Italieners gegen die Fremdherrschaft einen so energischen Ausdruck, daß das Stück nur in wenigen Städten aufgeführt werden durfte. Seine nächste Tragödie: »Lodovico Sforza« (1834),
ließ kalt; den höchsten Ruhm aber und die größte Popularität erwarb sich sein »Arnaldo da Brescia« (1835),
unstreitig sein bedeutendes Werk und eins der schönsten
Stücke der
neuern italienischen
Bühne. Auch seiner »Rosmonda d'Inghilterra« (1839) fehlte es nicht
an
Schönheiten. Mit »Filippo
Strozzi« (1847) beschloß Niccolini
seine dramatische Laufbahn. Außerdem hat man von ihm vermischte
Gedichte und mehrere, meistens kunsthistorische Abhandlungen, die ihn als einen der vorzüglichsten neuern
italienischen
Prosaiker kennzeichnen. Von ganz
Italien als warmer
Patriot verehrt, starb Niccolini
Er hinterließ handschriftlich
eine »Storia della casa di
Hohenstaufen« und verschiedene größere und kleinere
Dichtungen. Von einem Teil seiner frühern
Werke veranstaltete er selbst eine Sammlung
(Flor. 1831, 3 Bde.; 4. Aufl.
1858). Eine Gesamtausgabe aller besorgte Gargiolli
(Mail. 1862 ff., 10 Bde.).
Vgl.
Vanucci, Ricordi della vita e delle opere di
G. B. Niccolini
(Flor. 1866, 2 Bde.).