Niam
-Niam
oder A-Sandeh, afrik. Volksstamm, nimmt mit den ihm verwandten Nfakkara, Bandjia und
Iddio
(Bombe und Makaraka) ein Gebiet ein, welches zwischen dem
Koto und Mbomu (im W.) und dem Aji (im O.) das
Land der nördl.
Zuflüsse des
Mobangi-Uelle und im äußersten
Osten das einiger südl. Zuflüsse
des
Nils umfaßt. Aller Wahrscheinlichkeit
nach hatten die Niam
-Niam ihre ursprünglichen Wohnsitze am Mbomu. Sie unterscheiden sich in
Bau,
Bewaffnung,
Sitten und Gebräuchen sowohl von den Niloten wie von den Bantunegern; mancherlei deutet auf einen Zusammenhang mit den
Westafrikanern, am wenigsten freilich die
Sprache,
[* 2] welche zur libyschen Gruppe gehört.
Von schokoladenbrauner oder kupferroter Hautfarbe und von Gestalt untersetzt, ist ihr Oberkörper unverhältnismäßig
lang, der
Kopf breit und rund wie bei den
Brachykephalen niedrigster
Stufe, das
Haar
[* 3] fein gekräuselt; die
Augen, weit auseinanderstehend,
sind groß und mandelförmig geschlitzt, die Lippen wulstig, die
Nase
[* 4] ist gerade. Auffallend ist das Vorkommen starker Kinnbärte.
Die Niam
-Niam flechten sich das
Haar in langen
Strängen, im äußersten Westen verlängern und verbinden sie
dieselben zu einer Art von
Allongeperücke.
Tättowierung ist üblich, aber nicht
Beschneidung. Hier und da sieht man die Oberzähne spitz gefeilt. (S.
Tafel:
Afrikanische
Völkertypen,
[* 1]
Fig. 19.) Schmuck wird wenig getragen. Die Kleidung besteht nur aus einem ungegerbten
Fell um die Lenden. Wurfwaffen,
Dolche und Speerspitzen sind auf
Tafel:
Afrikanische Kultur II,
[* 1]
Fig. 7,
12, 14, dargestellt. Dörfer giebt es nicht, nur
Weiler von wenigen Hütten.
[* 5] Die Niam
-Niam sind
Ackerbauer und
Jäger und weithin gefürchtete
Krieger.
Als Nahrung dienen
Vegetabilien und Fleisch jeder Art, sogar
Hunde- und Menschenfleisch. Haustiere sind
Hühner
[* 6] und
Hunde;
[* 7] Rinder
[* 8] werden nicht gehalten. Die Niam
-Niam schnitzen sehr hübsche Schemel und Schüsseln und auch menschliche
[* 1]
Figuren. Auf Keuschheit der Geschlechter wird sehr geachtet. Petherik war der erste Europäer, welcher 1858 zu
den Niam
-Niam kam; Schweinfurth (1870) verdankt man die eingehendsten
Berichte.
Junker bereiste das Gebiet der Niam
-Niam von 1879 bis
Ende 1883. –
Vgl. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika [* 9] (Lpz. 1874; 2. Aufl. 1878);
Junker, Reisen in Afrika (3 Bde., Wien [* 10] 1889–91);
Colombaroli, Primi elementi di lingua A-Sandeh, volgarmente detta Niam
-Niam (Flor. 1896).