New
Jersey (spr. nju dschörsĭ, abgekürzt einer der mittlern der
Vereinigten Staaten
[* 2] von
Nordamerika,
[* 3] liegt zwischen 38° 56'-41° 21' nördl.
Br. und 74-75° 33' westl. L. v. Gr., grenzt im
Norden
[* 4] an den
Staat
New York,
im O. an
New York (durch den Hudsonfluß davon getrennt) und den Atlantischen
Ozean, im
S. an die Delawarebai, im
W. an den
Fluß
Delaware, welcher New Jersey
von den
Staaten
Delaware und
Pennsylvanien trennt. New Jersey
bildet bei diesen
Grenzen
[* 5] eine
Art
Halbinsel, welche im S. im
Kap
May endet.
Fast die ganze südliche Hälfte des
Staats besteht aus Alluvialland. Eine
Reihe niederer
Inseln und
Nehrungen trennt die
Marschländer
des Küstengebiets vom offenen
Meer; jenseit derselben erstreckt sich eine ungeheure Sandfläche, noch
großenteils mit
Pechtannen- und Fichtenwaldungen bestanden, in welchen jährlich an 45,000
hl Himbeeren gepflückt werden.
Gegen
Norden hin, beim
Sandy Hook, der Einfahrt zum
Hafen von
New York gegenüber, steigt das Land an und erreicht in den Nevisinkhügeln
eine
Höhe von 114 m. Der nördliche Teil von New Jersey
ist ein rauhes
Hügelland, welches von drei parallel laufenden
Ketten der Alleghanies oder
Blauen Berge durchzogen wird. Am
Hudson,
New York
gegenüber, bilden dieselben den steilen, unter dem
Namen »die
Palissaden« bekannten Felsabsturz. Die höchsten
Punkte sind:
Rutherford
Hill (453
m) und
High
Point, an der
Grenze
New
Yorks (550 m). Außer den bereits erwähnten Grenzflüssen
Hudson und
Delaware sind noch zu nennen: der
Passaic und
Hackensack, welche in die New
arkbai und durch dieselbe in die
New Yorkbai
fließen, der
Raritan und der
Great
Egg Harbor-Fluß.
Staten Island (s. d.),
¶
mehr
unterhalb New York und Newark, gehört zu New Jersey.
Das Klima
[* 7] des Staats ist zum großen Teil Seeklima, im Innern jedoch bedeutenden
Extremen unterworfen. Die Küstenebenen sind allerdings ungesund; aber auch hier kommen günstiger gelegene Striche vor, welche
wegen der schönen Seebäder im Sommer viel besucht werden. Die Bodenbeschaffenheit ist im allgemeinen
nur mittelmäßig; aber selbst in den Sandstrichen ist es gelungen, vermittelst des Mergels, welcher die Unterlage derselben
bildet, ergiebige Ernten zu erzielen. New Jersey
hat ein Areal von 19,709 qkm (357,9 QM.) und 1880: 1,131,116, 1885:
1,278,033 Einw. mit Einschluß von 38,853 Farbigen und 221,700 Ausländern (64,935 Deutsche).
[* 8]
Die öffentlichen Schulen wurden 1885 von 216,792 Kindern besucht. An höhern Lehranstalten sind 3 Colleges vorhanden mit 622 Studenten. Landwirtschaftlich benutzt waren 1880: 848,000 Hektar. Gebaut werden namentlich: Mais, Hafer, [* 9] Weizen, Gerste, [* 10] Kartoffeln und Bataten und etwas Tabak. [* 11] Mit Gemüsen und Obst versieht das Land New York und die Nachbarstädte. An Vieh zählte man 1880: 87,000 Pferde, [* 12] 9000 Maultiere, 224,000 Rinder, [* 13] 117,000 Schafe [* 14] und 219,000 Schweine. [* 15]
Die Fischerei [* 16] beschäftigten 1880: 6220 Menschen und 4655 Boote und ergaben einen Ertrag von über 3 Mill. Dollar, wovon zwei Drittel auf Austern kamen. Der Bergbau [* 17] beschränkt sich auf Eisen [* 18] und Zink; Kohlen kommen nicht vor, wohl aber Töpfererde, Bausteine und Schiefer. Die Industrie ist ungemein entwickelt und vielfältig. Es gab 1880: 7128 gewerbliche Anstalten mit 126,038 Arbeitern. Die Seidenfabriken beschäftigten 12,549 Arbeiter (mehr als in irgend einem der andern Staaten), die Gießereien und Maschinenbaustätten 8205, die Hut- und Kappenfabriken 5567, die Baumwollfabriken 4876, die Eisen- und Stahlwerke 4792 (1885: 73,667 Ton. Roheisen), die Tabaks- und Zigarrenfabriken 4067 Arbeiter.
Außerdem liefert die Industrie noch wollene Waren, Stiefel, Männerkleider, Nähmaschinen, [* 19] Leder, Goldschmiedearbeiten, raffinierten Zucker, [* 20] Bier, Chemikalien, Glas, [* 21] Papier, Gummiwaren etc. Dem Handel ist die Lage des Staats ungemein günstig, doch gehen fast alle seine Geschäfte durch die Häfen von New York und Philadelphia. [* 22] Kanäle verbinden Jersey City, die Haupthandelsstadt, mit dem Delaware. Eisenbahnen waren 1886: 3513 km in Betrieb, und zum Staat gehörten 1078 Schiffe [* 23] von 89,412 Ton. Gehalt.
Die Verfassung des Staats datiert von 1844 und ist in ihren Grundzügen identisch mit dem 1776 entworfenen Staatsgrundgesetz. Die Exekutivgewalt ruht in den Händen eines Gouverneurs, der vom Volk durch Stimmenmehrheit auf drei Jahre gewählt wird. Die gesetzgebende Gewalt wird von einem Senat und einem Repräsentantenhaus (General Assembly) ausgeübt. Der Senat besteht aus 21 auf drei Jahre gewählten Mitgliedern, das Repräsentantenhaus aus 60 Mitgliedern, die alljährlich gewählt werden. Die 9 Richter des Obergericht werden vom Gouverneur mit Zustimmung des Senats auf sieben Jahre ernannt. Die Finanzen des Staats sind in sehr gutem Zustand. Die Einnahme betrug 1885: 1,171,814, die Staatsschuld 1,596,300 Doll. Der Staat ist in 21 Counties eingeteilt. Hauptstadt ist Trenton. - Die ersten Ansiedelungen in der Gegend erfolgten durch die Holländer in der Nähe von Bergen [* 24] zwischen 1617 und 1620, worauf 1637 im SW., am Delaware, auch Schweden [* 25] und Finnen sich niederließen, die aber 1655 von den Holländern vertrieben wurden.
Letztere mußten indessen bald selbst den Engländern weichen, die
1664 gewaltsam vom Land Besitz ergriffen, das
nun infolge einer Schenkungsurkunde Karls II. von England nebst New York Eigentum des Herzogs von York wurde, der es seinerseits
den Lords Berkeley und George Carteret abtrat. Später (1702) an die Krone des Mutterlandes zurückgegeben, bildete es seitdem
unter dem Namen New Jersey
eine eigne Provinz, die von britischen Gouverneuren bis zur Revolution von 1776 regiert
wurde. Am Unabhängigkeitskampf war New Jersey
sehr stark beteiligt; hier wurde im Dezember 1776 die Schlacht bei Princeton geschlagen,
im Juni 1778 die Schlacht von Monmouth, beide unter persönliche Führung Washingtons und für die amerikanische Sache günstig.
In Morristown überwinterte die amerikanische Armee 1776-77. New Jersey
ist einer von den drei Staaten, welche die
Konstitution der Vereinigten Staaten von 1787 einstimmig in der dazu angeordneten Konvention annahmen.
Vgl. Raum, History of
New Jersey
(Philad. 1880, 2 Bde.).