Newfoundland
(spr. njúhfaundländ), s. Neufundland.
Newfoundland
5 Wörter, 53 Zeichen
Newfoundland
(spr. njúhfaundländ), s. Neufundland.
(Newfoundland), Insel und älteste brit. Besitzung in Nordamerika, [* 3] von Labrador durch die schmale Straße von Belle Isle getrennt, liegt zwischen 46° 37'-51° 40' nördl. Br. und 52° 34'- 59° 21' westl. L. v. Gr. im Atlantischen Ozean, westlich vom St. Lorenzgolf bespült (s. Karte »Nordamerika«),
und umfaßt, mit Einschluß der zahlreichen kleinen Nebeninseln (aber ohne das französische Miquelon und St.-Pierre mit 235 qkm), 110,670 qkm (2119,4 QM.). Die Küsten der Insel sind hoch und felsig und mit breiten und tiefen, bis 100 km in das Land eindringenden Baien und Fjorden versehen, welche außer zahlreichen Vorgebirgen und hervorspringenden Landspitzen an der Nord- und Südseite zwei große Halbinseln bilden, von denen die südliche, durch einen ganz schmalen Isthmus mit der Hauptinsel zusammenhängende Avalon genannt wird.
Die äußersten Vorgebirge sind Kap. Race im SO., Kap Ray im SW., Kap Norman im Norden. [* 4] Der größte Teil des Innern ist unfruchtbares Steinland, mit erratischen Blöcken (boulders) übersäet und nur dünn mit Vaccinienarten und labradorischem Thee bewachsen, oder Moor. Größere Ebenen sind selten; die Hügel werden nicht über 450 m hoch. Die Flüsse [* 5] sind zahlreich, aber klein und nehmen ihren Lauf durch zahlreiche Seen oder Ponds, so daß ein Drittel der Insel unter Wasser steht.
Wald (in allem 400,000 Hektar) trifft man nur an der Westküste, und er besteht aus Tannen, Birken, Lärchen und Weiden. Urgesteine, kambrische und silurische Schiefer, vielfach von vulkanischen Gebilden durchbrochen, bedecken fast die ganze Insel. Kohlenführende und devonische Schichten treten nur im NW. auf. Außer Kohlen birgt die Insel noch Kupfer, [* 6] Blei, [* 7] Eisen, [* 8] Nickel, Graphit und andre Metalle und Mineralien. [* 9] Von Tieren sind zu nennen: Hirsche, [* 10] Wölfe, Bären, Biber, Marder, [* 11] Katzen [* 12] und der Neufundländer Hund, namentlich reich sind aber die Gewässer an Fischen und Seehunden.
Das Klima [* 13] ist feucht und bedeutend kühler als unter ähnlichen Breiten in Europa [* 14] (St. Johns: Januar -4,6,° Juli 16°, Jahresmittel 5° C.; Regen und Schnee [* 15] 1324 mm). Nebel sind häufig. Die Bevölkerung [* 16] ist 1857-84 von 122,638 auf 193,124 gestiegen (darunter 74,651 Katholiken). Der Herkunft nach ist sie fast ausschließlich englisch und irisch. Die ursprünglichen Bewohner (Bethuks) wurden bereits von den Franzosen ausgerottet; von den damaligen Bundesgenossen der letztern, den von Acadia eingeführten Mic-Mac-Indianern, lebt noch ein kleiner Rest.
Hauptbeschäftigung ist der Fischfang und der Robbenschlag (an der Labradorküste). Gerste [* 17] und Hafer, [* 18] Kartoffeln, Rüben und Gemüse, auch Äpfel u. Kirschen gedeihen recht gut, und selbst Weizen ist in begünstigten Lagen mit Erfolg gebaut worden. An Vieh gab es 1874: 4057 Pferde, [* 19] 13,938 Rinder, [* 20] 28,766 Schafe [* 21] und 22,955 Schweine. [* 22] Kupfer und Blei werden gefördert. Eine Eisenbahn, welche die Hauptstadt St. Johns mit dem Kohlenfeld an der Westküste (550 km) verbindet, wurde 1881 in Angriff genommen.
Die Ausfuhr (1886: 972,590 Pfd. Sterl.) besteht vorwiegend aus Kabeljaus (Wert 686,397 Pfd. Sterl.), außerdem aus Thran, andern Fischen, Seehundsfellen und Kupfererz. Die Einfuhr (1886: 1,254,174 Pfd. Sterl.) besteht vorwiegend aus Lebensmitteln und Manufakturwaren. Früher zu gunsten des Mutterlandes ausgebeutet, erfreut sich Neufundland seit 1855 einer verantwortlichen Regierung, an deren Spitze ein von der Krone ernannter Gouverneur steht. Er ernennt die Mitglieder seines verantwortlichen Ministeriums und des Gesetzgebenden Rats (15), während die 33 Mitglieder des Abgeordnetenhauses (House of assembly) von den Haushaltern auf vier Jahre gewählt ¶
werden. Die Einnahme der Insel betrug 1886: 215,755 Pfd. Sterl., die Ausgabe 347,221 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld 472,496 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist St. Johns. Unter Verwaltung des Gouverneurs steht die Küste von Labrador. - Neufundland wurde zuerst von einigen Norwegen [* 24] entdeckt und Helluland (Steinland) genannt. Während des 10. und 11. Jahrh. besuchten die Normannen einen großen Teil der Ostküste von Amerika [* 25] und kannten wahrscheinlich auch Neufundland 1497 fand es Giovanni Cabot, damals im englischen Dienst, und nahm es für England in Besitz.
Den Gesamtnamen Neufundland gab Cabot allen von ihm dort entdeckten Gebieten. 1500 waren Portugiesen, Franzosen, Viscayer und andre Nationen schon mit Fischfang an den Bänken und Küsten der Insel beschäftigt, und 1583 versuchte zuerst Sir Humphrey Gilbert, ein Halbbruder von Sir Walter Raleigh, eine Niederlassung hier zu gründen. Dieser und einige weitere Versuche mißlangen, bis 1623 Sir George Calvert am südöstlichen Teil der Insel eine Kolonie gründete, die er Avalon nannte.
Auch die Franzosen hatten mittlerweile sich an der Placentiabai niedergelassen, und beständige Streitigkeiten entstanden zwischen ihnen und den britischen Ansiedlern; 1708 zerstörten die Franzosen die englische Niederlassung St. Johns fast vollständig. Durch den Utrechter Frieden 1713 kam endlich die ganze Insel in Besitz der Briten. Doch behielt sich Frankreich das Recht der Fischerei [* 26] an den Küsten von Neufundland vor.
Vgl. A. Murray, Geological survey of Newfoundland (Lond. 1881);
Tocque, Newfoundland as it was and is (das. 1878);
Howley, Geography of Newfoundland (das. 1881);
Pedley, The history of Newfoundland (das. 1863);
Hatton u. Harvey, Newfoundland the oldest British colony (das. 1883);
v. Hesse-Wartegg, Kanada und Neufundland (Freiburg [* 27] 1887).