Neuwied
,
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz [* 2] und Hauptort der mediatisierten Grafschaft Wied (s. d.), rechts am Rhein, über welchen hier eine fliegende Brücke [* 3] führt, und an der Linie Friedrich-Wilhelmshütte-Oberlahnstein der Preußischen Staatsbahn, 53 m ü. M., hat 4 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein prachtvolle Residenzschloß des Fürsten von Wied und (1885) 10,192 meist evang. Einwohner, welche Fabrikation von Seife und Lichten, Zichorien, Traubenzucker, Nudeln, Stärke, [* 4] Tabak [* 5] und Zigarren, Öfen [* 6] und Fayence, [* 7] Eisen- und Blechwaren, ferner Bierbrauerei, [* 8] Schiffahrt und lebhaften Handel betreiben.
Daselbst befinden sich ein
Gymnasium mit
Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt, eine
Taubstummenanstalt,
eine höhere Töchterschule nebst Lehrerinnenseminar, Erziehungsanstalten der
Herrnhuter
Gemeinde, ein
Landgericht und eine Reichsbanknebenstelle. Zum
Bezirk des
Landgerichts Neuwied
gehören die 14
Amtsgericht zu
Altenkirchen,
Asbach,
Daaden,
Dierdorf,
Ehrenbreitstein,
Hachenburg,
Höhr-Grenzhausen,
Kirchen,
Linz,
[* 9]
Montabaur, Neuwied
,
Selters,
Wallmerod und
Wissen.
In der
Nähe das Lustschloß
Monrepos mit herrlicher Aussicht; der Stadt gegenüber auf der linken Rheinseite
an der
Eisenbahn
Kalscheuren-Bingerbrück die
Station Neuwied
linkes
Ufer. Die Stadt wurde im 17. Jahrh. angelegt zum
Schutz jeglichen
Glaubensbekenntnisses und ist noch jetzt Sitz vieler religiöser
Sekten
(Baptisten,
Herrnhuter,
Deutschkatholiken etc.). Vom 12. Aug. bis fanden
hier
Gefechte zwischen den Österreichern und
Franzosen wegen des Übergangs über den
Rhein statt, bis
endlich der Übergang den letztern doch noch gelang; auch gewannen daselbst die
Franzosen unter
Hoche eine
Schlacht
gegen die
Österreicher unter
Werneck. Dabei das Dorf
Heddesdorf mit dem Sitz des Landratsamtes für den
Kreis
[* 10] Neuwied
, Weinbau, Eisenwerk
(Rasselstein) und 3742 Einw.
Vgl. Wirtgen, Neuwied
und seine Umgebung (Neuw. 1872).