(spr. nöwil),Alphonse de, franz.
Maler, geb. zu St.-Omer, war kurze Zeit
SchülerPicots, bildete
sich aber hauptsächlich durch Selbststudium und im
Atelier von
Delacroix. Nachdem er 1859 mit einer
Episode
aus dem
Krimkrieg debütiert, folgten 1861 die Gardejäger am Laufgraben des Mamelon
Vert, 1864 der Straßenangriff von
Magenta
durch die
Jäger und die Gardezuaven
(Museum von St.-Omer), 1866 die Zuavenschildwache, 1867 die
Schlacht von
San Lorenzo in
Mexiko
[* 2] und 1868 die
Jäger zu
Fuß, die
Tschernaja durchwatend
(Museum zu
Lille).
[* 3]
In der Zwischenzeit entstanden zahlreiche
Illustrationen für
Zeitschriften und für
Guizots
»Histoire de
France«. Nachdem
er den
deutsch-französischen
Krieg als
Ingenieuroffizier mitgemacht hatte, begann eine zweite
Periode seiner künstlerischen Thätigkeit,
während welcher er, unterstützt durch seine glänzenden koloristischen Fähigkeiten und die
Energie seiner dramatischen
Schilderungskraft, sich schnell zu dem populärsten Kriegsmaler des jungen
Frankreich emporschwang, welcher
dem Ruhmbedürfnis und der
Eitelkeit seiner Landsleute zu schmeicheln wußte und durch seine tendenziösen
Darstellungen, auf
welchen die Gegner immer die
Rolle brutaler
Barbaren, die
Franzosen die
Rolle ruhmreich Besiegter spielen, dem französischen
Chauvinismus immer neue
Nahrung verschaffte.
(spr. nöwíl), Alphonse de, einer der patriotisch-militärischen
Maler der jetzigen französischen Republik (wie Detaille und Dupray, s. d.), geb. zu St. Omer, wurde
für die diplomatische Laufbahn bestimmt, trat aber, seiner Neigung folgend, in eine Zeichenschule zu Lorient, wo sein hervorragendes
Talent bald erkannt wurde. Dann ging er nach Paris, um Jura zu studieren, besuchte aber statt dessen
die Militärschule und die Paraden auf dem Marsfeld und ergriff nach drei Jahren die Malerei.
Obgleich mehrere große Meister, denen er seine Skizzen vorlegte, kein großes Talent in ihm entdeckten, gründete er dennoch 1858 ein
eignes Atelier und legte im folgenden Jahr sein erstes Bild (aus dem Krimkrieg) seinem Lehrer Picot vor,
der zwar noch manches daran tadelte, doch über sein Talent erstaunt war. Dadurch bei Delacroix eingeführt, verbrachte er
viele Stunden in dessen Atelier. Nachdem 1860 ein ihm aufgetragenes größeres Bild von der Einnahme Neapels durch Garibaldi,
zu dem er in Italien Studien machte, verunglückt war, erregte er durch seine
Gardechasseurs im Laufgraben
des Mamelonvert größere Aufmerksamkeit. Da es ihm trotzdem an Aufträgen fehlte, widmete er sich eine Zeitlang der Illustration
(z. B. zu Guizots «Histoire de France»
und neuerdings Quatrelles' «A coups de fusil») und wurde hierin sehr beliebt. 1864 brachte
er sein erstes durchschlagendes Bild: Angriff in den Straßen von Magenta durch die Jäger und die Zuaven
der Garde, das für seine Vaterstadt angekauft wurde.
Nachdem 1866 eine Zuavenschildwache, 1867 die Schlacht von San Lorenzo in Mejiko und 1868 die durch Lithographie sehr verbreiteten
Jäger zu Fuß, den Tschernajafluß (in der Krim) überschreitend, gefolgt waren, eröffnete sich
ihm beim Ausbruch des Kriegs von 1870 ein großes Feld der Thätigkeit. Als Ordonnanzoffizier des Generals Tallier erlebte
er auf den Schlachtfeldern im Norden von Paris Scenen, die sein Talent mächtig anregten. Die Reihe dieser Schöpfungen eröffnete
das Bivouak von Le Bourget (1872, Museum in Dijon), sodann das meisterhafte Kartätschenfeuer von Balan
(1873), das ihn ebenso populär machte wie 1874 der Angriff auf ein verbarrikadiertes Haus in
Villersexel und viele andre der nächsten Jahre, unter denen wir nur noch die gefangenen Preußen in der Kirche von Villersexel
nennen.
Dazu kam sein neuerdings berühmt gewordener Tag von Le Bourget der, 1878 von der französischen
Ausstellungskommission nicht zugelassen, 1879 ein Hauptbild der Berliner akademischen Ausstellung war. Also die Darstellung
eines deutschen Siegs durch einen französischen Maler, aber eine solche, die sich auf Grund der unwahren Berichte des Generals
Ducrot bestrebt, den ganzen Ruhm des Tags den glorreich Besiegten zuzuwenden und den gefangenen Franzosen
das Gepräge einer höhern individuellen Natur verleiht, während die Deutschen nur eine Musterkarte von physischer Mächtigkeit
und unwürdiger Brutalität zeigen; aber alles gemalt mit stupender Lebenswahrheit und greifbarer Wirklichkeit. Außer diesen
Kriegsbildern brachte N. infolge seines jährlichen Aufenthalts an der Küste des
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nördlichen Frankreich auch friedliche Bilder aus dem Leben der Strandbewohner. 1873 wurde er Ritter der Ehrenlegion.