Titel
Neureuther
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1) Eugen Napoleon, Maler und Radierer, geb. zu München, hatte bis zu seinem 17. Jahr in Bamberg Unterricht bei seinem Vater Ludwig N., der Landschaftsmaler war, dann bildete er sich 1823-30 auf der Akademie in München. Seine öffentliche Thätigkeit begann er als Gehülfe von Cornelius in der Glyptothek, wo er im trojanischen Saal die Ornamente und Arabesken malte, denen bald nachher die enkaustisch gemalten Scenen aus dem «Oberon» im Wieland-Saal des Königsbaus folgten.
Jene Malereien in der Glyptothek führten ihn bald zu seinem ersten Versuch auf dem Gebiet der Randzeichnungen, zunächst zu Volksliedern des bayrischen Alpenlands («Schnaderhüpfeln»),
welche mit großem Beifall aufgenommen wurden und andre hervorriefen. Nach einer kleinen Zwischenarbeit in den Arkaden des Hofgartens begann er 1829 die nachher mehrere Jahre fortgesetzten überaus lieblichen, geistvollen Randzeichnungen zu Goethes «Liedern und Balladen», an denen der Dichter selbst bis zum letzten Blatt hin die größte Freude hatte. Nach den unsres Künstlers wenig würdigen, in Paris entstandenen Julirevolutionsbildern («Souvenir du 29, 30 et 31 juillet») folgten 1832-35 Randzeichnungen der deutschen Klassiker, von ihm selbst lithographiert, und 1838 seine Zeichnungen zu Herders «Cid».
Bedeutender, wenigstens origineller als alle diese Randzeichnungen ist das für den Kunstverein radierte Blatt: Dornröschen, voll von unerschöpflichem Witz und Humor. Nach Beendigung desselben (1837) ging er nach Rom (Erinnerungen an die Villa Mills und die Villa Malta), kehrte nach seiner Rückkehr wieder zur Illustration zurück, radierte in Stahl ein großes Blatt vom Münchener Künstlerfest von 1840, und 1845 als Seitenstück zum Dornröschen das Aschenbrödel.
Von seinen spätern Arbeiten sind noch zu nennen: die Zeichnung zu einem Tafelaufsatz, den die Stadt Augsburg 1842 zur Hochzeit des Kronprinzen Maximilian schenkte, eine Scene aus dem Märchen von der Gänsemagd, Traum der Rezia, des Pfarrers Tochter von Taubenhain, Rumpelstilzchen, im wunderschönen Mai (Radierungen), Schloß Hohenschwangau (Aquarell mit sehr sinnreicher Staffage), die Verzierungen der Flachkuppeln im Treppenhaus des Polytechnikums in München und außerdem zahllose Zeichnungen von Gefäßen aller Art für die königliche Porzellanmanufaktur. Er ist Ritter des bayrischen Michaelsordens.
2) Gottfried von, Architekt, geb. zu Mannheim, Bruder des vorigen, war ebenfalls zuerst Schüler seines Vaters, besuchte dann die Universität und die Akademie in München und machte mehrere Studienreisen in Deutschland, Frankreich, Italien, Griechenland und der Türkei. Anfangs beim Straßen- und Eisenbahnbau beschäftigt, baute er nachher mehrere Bahnhöfe im nördlichen Bayern und errichtete dann als ersten größern Bau das prächtige kolossale Polytechnikum in München (1865-68), mit dem er im entschiedenen Anschluß an die Hochrenaissance Peruzzis eine neue architektonische Ära in München begann. Ein zweiter ist der noch unvollendete Neubau der dortigen Kunstakademie vor dem Siegesthor, der sich, wie es scheint, dem Polytechnikum ebenbürtig gestalten wird. Er ist Oberbaurat, Professor an der technischen Hochschule in München, ¶
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Mitglied der Akademien zu München, Wien und Berlin sowie Ritter mehrerer bayrischen Orden.