Neugriechische
Litteratur.
Die neugriechische Litteratur
steht in unmittelbarem, durch fortlaufende
Tradition erhaltenem Zusammenhang mit der byzantinischen Litteratur
und kann ebenso wie die
Sprache
[* 2] nur in diesem Zusammenhang
richtig beurteilt werden. Die tiefe
Spaltung, welche heute in
Griechenland
[* 3] zwischen volkstümlicher und Kunstpoesie besteht,
erklärt sich aus dem Bestreben, die Form einer
Sprache, die bereits in den ersten
Jahrhunderten
n. Chr.
eine tote war, in litterarischen Erzeugnissen immer weiter zu konservieren, was indessen nicht möglich war ohne eine bald
weitergehende, bald mehr beschränkte
Aufnahme von
Elementen aus der Vulgärsprache (s.
Neugriechische Sprache).
Eine neugriechische Litteratur
geschichte hat daher zu beginnen mit den
Produkten des griechischen
Mittelalters,
in welchen sich diese
Versetzung mit Vulgärgriechisch zuerst zeigt.
Wohl das frühste Werk dieser
Art ist der »Syntipas«, die
griechische Bearbeitung des
Buches von den
sieben weisen
Meistern (hrsg. von
Eberhard, Leipz. 1872),
in welchem Einflüsse der Vulgärsprache noch sehr spärlich auftreten (vgl. G. Meyer in der »Zeitschrift für österreichische Gymnasien« 1874). Mehr ist dies schon der Fall in den zwei dem Kaiser Manuel Komnenos gewidmeten Gedichten des Mönchs Theodoros Ptochoprodromos aus dem 12. Jahrh. (hrsg. von Korais in den »Atakta«, Bd. 1, Par. 1822, und neuerdings von Miller, das. 1876). Chronologisch im einzelnen meist nicht näher bestimmbar, aber in der Zeit vom 14.-16. Jahrh. entstanden ist eine Anzahl von Gedichten, die ihren Stoff entweder abendländischen Rittergedichten entnahmen, oder altgriechische Stoffe in romantischer Weise behandelten, oder endlich in den schon in byzantinischer Zeit ausgetretenen Geleisen der Didaktik wandelten.
Sammlungen solcher
Produkte sind: Ellissens
»Analekten der mittel- und neugriechi
schen Litteratur«
(Leipz. 1855 ff., 5 Bde.);
Mavrophrydes' »Ἐκλογὴ μνημείων τῆς νεωτέρας ἑλληνικῆς γλώσσης« (Athen [* 4] 1866);
Sathas' »Ἑλληνικὰ ἀνέκδοτα« (das. 1867, 2 Bde.);
Legrands »Monuments pour servir à l'étude de la langue néo-hellénique« (Athen u. Par. 1869 ff., 19 Hefte; neue Serie 1873 ff., Nr. 1-7);
»Bibliothèque grecque vulgaire« (Par. 1880-81, 2 Bde.);
W. Wagners »Mediaeval greek texts« (Lond. 1870, Bd. 1),
»Carmina graeca medii aevi« (Leipz. 1874) und »Trois poèmes grecs« (Berl. 1881);
Spyridion-Lambros' »Collection des romans grecs en langue vulgaire et en vers« (Par. 1880).
Alle diese Dichtungen, deren poetischer Wert durchweg ein sehr geringer ist, sind in den sogen. politischen Versen, d. h. silbenzählenden katalektischen iambischen Tetrametern, geschrieben, deren unendliche Eintönigkeit erst seit dem Ende des 15. Jahrh. durch die dem Abendland entlehnte Anwendung des Reims [* 5] (zuerst nachweislich in der im J. 1498 entstandenen »Totenklage von Rhodos« von Georgillas) einige Gliederung ¶
mehr
erhielt. Verfasser und Entstehungsort der meisten sind unbekannt. Bei mehreren weisen sprachliche Eigentümlichkeiten auf die Inseln, besonders auf Rhodos, wie die Bearbeitung des Apollonios-Romans; viele sind uns zuerst aus venezianischen Drucken bekannt geworden und werden zum Teil noch heute als Volksbücher in der griechischen Druckerei Phönix zu Venedig [* 7] (»Fondamenta San Lorezzo«) neu aufgelegt. Im einzelnen sind hervorzuheben: Bearbeitungen des Romans von Flos und Blancflos, von Peter von Provence und der schönen Magelone (Imberios und Margarona), des Apollonios von Tyros, des Trojanischen Kriegs, der Alexandersage, noch ganz spät der Theseide von Boccaccio (1529);
mit unbekannten Vorlagen die Romane von Lyvistros und Rhodamni, von Velthandros und Chrysantza;
Nachahmungen der Tierfabel in der »Erzählung vom Esel, Wolf und Fuchs« [* 8] und dem »Pulologos« sowie mehrfache Versionen der Belisar-Sage.
Einen glänzenden Abschluß fand diese romantische Richtung in dem großen Kunstepos des Vinkentios Kornaros aus Kreta: »Erotokritos«, aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., welches allerdings unter dem Einfluß der abendländischen Rittergedichte entstanden ist, aber durch Originalität der Erfindung, psychologische Wahrheit und eine Fülle wahrhaft poetischer Schönheiten eine hervorragende Stellung einnimmt und noch heute eine wohlverdiente Popularität genießt.
Die ganze griechische Ritterpoesie schildert geistvoll Gidel in seinen »Études sur la littérature
etc.«
(s. unten),
worin auch eine treffliche Analyse des Erotokritos enthalten ist. Von besonderm Interesse sind eine Anzahl historischer Dichtungen, zunächst die sogen. »Frankenchronik« über die Eroberung Moreas durch die Franken (hrsg. von Buchon, Par. 1845),
sodann der »Θρῆνος τῆς Κωνσταντινουπόλεως«, wahrscheinlich unmittelbar nach dem Fall Konstantinopels mit vieler Wärme [* 9] gedichtet (abgedruckt in Ellissens »Analekten«, Bd. 3),
und aus späterer Zeit der »Θρῆνος εἰς τὴν Ἑλλάδος καταστροφήν« von A. Eparchos aus Korfu [* 10] (Vened. 1544; auch in Sathas' »Anecdota«). Die Heldenthaten des Merkurios Buas besang 1519 Koronäos aus Zante (»Ἀνδραγαθήματα Μερκουρίου Μπούα«, abgedruckt in Sathas' »Anecdota«),
den Krieg auf Kreta zwischen Türken und Venezianer (1645-69) Athanasios Skliros in seinem »Κρητικὸς πόλεμος«, Stavrinos die Kriege Michaels des Tapfern, Woiwoden der Walachei (Vened. 1668 und 1672; mit kleinern Gedichten neu hrsg. von Legrand im »Recueil de poèmes historiques en grec vulgaire«, Par. 1877). Auch einige Versuche in der Lyrik und in dem Drama aus dieser Zeit tragen den Charakter der Abhängigkeit von fremden Mustern in Stoff und Form. Schon 1658 wurde Guarinis »Pastor fido« ins Vulgärgriechische übersetzt; ein Originalhirtenstück, freilich mit durchgehends Anlehnung an Tassos »Aminta«, ist der »Giparis«, der in dem »Κρητικὸν θέατρον« von Sathas (Vened. 1879) publiziert worden ist. Auf eine italienische Vorlage geht wohl auch die »Boskopūla« (»Schöne Hirtin«) von Nikolaos Dimitrios aus Kreta in gereimten trochäischen Versen zurück (Vened. 1620) sowie die »Geschichte der Susanna« von M. Depharanas (das. 1663). Einer Tragödie von Giraldi ist das berühmte Schauerdrama »Erophile« von G. Chortatzis aus Kreta nachgedichtet.
Erquicklicher ist die in Prosa geschriebene Komödie: »Neaira« von Dimitrios Moschos 1478 (hrsg. und übersetzt
von Ellissen, Hannov. 1859). Über das byzantinische Theater
[* 11] handelt eingehend und reichhaltig, wenn auch
mit vielfach verfehlten
Anschauungen über die Beziehungen der byzantinischen Bühne zur abendländischen, Konstantin Sathas im ersten Band
[* 12] seines »Kretischen
Theaters« (Vened. 1878). Aus den Metaphrasen altgriechischer Litteratur
werke seien die »Ilias« von Lukanos
aus Zante (um 1530) und die Bearbeitungen der »Batrachomyomachie« von Dimitrios
Zinos aus Zante (um 1510; hrsg. von Mullach, Berl. 1837) und von Antonios Stratigos aus Korfu (1745) im kretischen Dialekt hervorgehoben.
Die Prosa des Zeitraums vom Fall Konstantinopels bis zur Wiedergeburt Griechenlands ist in noch höherm Grad als die Poesie eine Fortsetzung byzantinischer Thätigkeit mit ihrer Richtung auf grammatische und historische Kompilation, theologische Zänkerei und ungemein trübes Philosophieren. Hervorragend sind der Patriarch Gennadios (gest. 1460) und der vielfach überschätzte Georgios Gemistos Plithon, nicht unelegant in der Darstellung, aber durchaus unklar und verworren. Am interessantesten ist die an die Flucht griechischer Gelehrten nach Italien [* 13] sich anschließende philologische Thätigkeit, die den weitgreifendsten Einfluß auf die Wiederbelebung der klassischen Studien im Abendland ausübte.
Zunächst bildete das Haus des Kardinals Bessarion (Vissarion) in Rom [* 14] einen Mittelpunkt für diese Bestrebungen, welche dann in der Begeisterung der italienischen Fürsten und Päpste einen mächtigen Rückhalt fanden und durch die Stiftung des Gymnasium Mediceum auf dem Quirinal 1513 zu wissenschaftlicher Bedeutung erhoben wurden. Zu nennen sind zunächst Theodoros Gasis (gest. 1478), Joannis Argyropulos, vor allen aber dessen Schüler Konstantinos Laskaris (gest. um 1500), der in Mailand, [* 15] Neapel, [* 16] Florenz [* 17] und zuletzt in Sizilien [* 18] in der segensreichsten Weise wirkte.
Sein jüngerer Bruder, Joannis Laskaris (gest. 1535), bildete zahlreiche Schüler, unter denen Nikolaos Sophianos, der Verfasser der ersten Grammatik der griechischen Volkssprache (1544; neu hrsg. von Legrand, Par. 1874), und Markos Musuros (gest. 1517), der für Herausgabe griechischer Schriftsteller in Venedig in hervorragender Weise thätig war, besonders zu nennen sind. Gleichzeitig mit diesen und den sich ihnen anschließenden erfreulichen Leistungen der Griechen in Italien verkam das Volk in Griechenland unter dem brutalen Despotismus der Türken und später unter dem kleinlichen Krämersinn der Venezianer immer mehr.
Schulbildung existierte so gut wie gar nicht, und die Geistlichkeit versank immer tiefer in Stumpfsinn und Apathie. Die chronikenartigen Aufzeichnungen aus dieser Epoche zeigen die fürchterlichste geistige Öde und eine unglaubliche Unbeholfenheit in der Form; sie sind fast nur vom sprachlichen Standpunkt als Ausdruck des Vulgäridioms von Interesse, so die Chronik von Galaxidion (bis 1690; hrsg. von Sathas, Athen 1865). Am interessantesten für die Zeitgeschichte ist der umfassende Briefwechsel des Theodosios Zygomalas in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann zugleich mit dem politischen auch das geistige Leben in Griechenland sich zu regen. Französische Aufklärungsideen fanden auch hier Eingang, Lehranstalten wurden durch eine im großartigsten Maßstab [* 19] betriebene Privatwohlthätigkeit geschaffen, Zeitschriften (besonders der »Λόγιος Ἑρμῆς«) gegründet, das Studium des Altgriechischen eifrig betrieben und im Anschluß daran der Versuch gemacht, eine gebildete ¶
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Schriftsprache zu schaffen. In der Reihe der Reformatoren der griechischen Litteratur
steht in erster Linie Adamantios Korais
(1748-1833), der von Paris
[* 21] aus für Hebung
[* 22] des nationalen Bewußtseins und Pflege der Wissenschaft unablässig thätig war, der
letztern besonders durch das in den »Atakta« (Par. 1828 ff.)
niedergelegte glossologische Material dienend. Neben den ältern Akademien von Missolunghi und Patmos wurde 1804 zu
Kuru-Tschesme bei Konstantinopel
[* 23] ein »Ἐπιστημονικὸν σχολεῖον«
gegründet, das einen großen Teil der wissenschaftlichen Kapazitäten jener Zeit gebildet hat.
Die evangelische Schule und das philologische Gymnasium in Smyrna haben bis heute ihren Ruf bewahrt; selbst Trapezunt trat in das geistige Leben mit ein, das besonders von den Donaufürstentümern aus (Akademie von Bukarest [* 24] und Zentralschule von Jassy), von Janina aus und vor allem durch die 1808 gegründete, von dem Philhellenen Lord Guilford aufs reichste ausgestattete Universität zu Korfu mächtige Impulse erhielt; letztere war bis zur Gründung der Universität Athen (1837) der Mittelpunkt der gesamten griechischen Bildung.
Neben Korais sind unter den Schöpfern der modernen Litteratur
der Griechen zu nennen: der Philosoph Nikiphoros Theotokis (1737-1800),
der Philolog Nikolaos Mavrommatis (1771-1817), der als Vermittler westlicher Bildung verdienstliche Polyhistor Michael Kumas
(1777-1833), der als Redner und Volksbildner gefeierte Konstantinos Ikonomos (Ökonomos, 1780-1857; Hauptwerk: »Über die
richtige Aussprache des Griechischen«, 1830), der Historiker Andreas Mustoxydis (1785-1860),
der Herausgeber alter Autoren, Neophytos Dukas (1760-1845). Ihnen schließen sich die Darsteller der griechischen Freiheitskämpfe an: Germanos, Metropolit von Paträ (»Ὑπομνήματα περὶ τῆς ἐπαναστάσεως τῆς Ἑλλάδος«, Athen 1837), Omiridis (Homerides, über die Thaten der Bewohner von Hydra und Spezzia, Nauplia 1831),
Perrhävos (über die Kämpfe der Sulioten, Vened. 1811-15),
Kolokotronis (Memoiren in sehr geschmackloser Darstellung, Athen 1851), Phrantzis (»Ἐπιτομὴ τῆς ἱστορίας τῆς ἀναγεννηθείσης Ἑλλάδος«, das. 1839),
vor allen Trikupis (»Ἱστορία τῆς ἑλληνικῆς ἐπαναστάσεως«, Lond. 1853, 4 Bde.) und Paparrhigopulos (»Ἱστορικαὶ πραγματεῖαι«, 1858). Unter den Philologen u. Archäologen der Neuzeit sind besonders zu nennen: Alexandros Rangawis (Rangabé, geb. 1810; »Antiquités helléniques«, Athen 1842-55, 2 Bde.; »Ἀρχαιολογία«, das. 1866, 2 Bde.),
Stephanos Kumanudis (»Ἐπιγραφαὶ Ἀττικῆς ἐπιτύμβιοι«, das. 1871),
Konstantinos Asopios (»Ἱστορία ἑλλήνων ποιητῶν καὶ συγγραφέων«, das. 1850),
Nikolaus Pikkolos (gest. 1865, Herausgeber der Tiergeschichte des Aristoteles),
Konstantinos Sathas (Herausgeber der »Μεσαιωνικὴ βιβλιοθήκη«, Vened. u. Par. 1872-77, Bd. 1-6, der »Documents inédits relatifs à l'histoire de la Grèce au moyen-àge«, Par. 1880 ff., u. a.).
Die poetische Litteratur
dieser Epoche wird eingeleitet durch eine Anzahl von Freiheitsdichtern, welche die politischen Erhebungen
ihres Vaterlandes unterstützten und dazu begeisterte. So Rigas (1754-1798), wahrscheinlich Verfasser des berühmten
Liedes »Δεῦτε, παῖδες τῶν Ἑλλήνων«, das man
nicht mit Unrecht die neugriechische
Marseillaise genannt hat;
Stephanos Kanelos (1792-1823),
von dem wohl die litteratur
geschichtlichen
Briefe in Ikens »Leukothea« herrühren;
der Historiker Trikupis;
Andr. Kalvos, der ebenso wie der treffliche Lyriker Solomos im Volksdialekt der Ionischen Inseln dichtete;
Georgios Zalokostas, einer der hervorragendsten Lyriker (»Werke«, 2. Aufl., Athen 1873);
Theod. Orphanidis, auch als Satiriker gegen Fallmerayers Hypothesen auftretend;
Joan Karasutsas, meisterhaft in der Form;
Angelos Vlachos, auch Übersetzer von Lamartine und Victor Hugo, deren Dichtungen überhaupt auf die junge griechische Litteratur einen bedeutenden Einfluß geübt haben.
Den Beinamen eines zweiten Anakreon erwarb sich durch seine allerliebsten
erotischen und badischen Lieder Athanasios Christopulos (1770-1847). Ferner sind zu nennen: Joannis Vilaras (1771-1823), trefflicher
Botaniker, Verfasser ethischer und erotischer Poesien sowie einer Paraphrase der Äsopischen Fabeln und der »Batrachomyomachie«
im epirotischen Dialekt, auch als Kämpfer für die Berechtigung der Volkssprache in der Litteratur
interessant (»Ποιήματα«,
Korfu 1827, Zante 1854); Athanasios Manusis, gebildet an romanische Lyrik und nach eleganter Form strebend, Verfasser von Elegien,
Idyllen und Gelegenheitshymnen.
Gekünstelt und frostig ist das erotische Epos des Konstantinos Manos: »Τὰ κατὰ Κλεάνθην καὶ Ἀβροκόμην« (Pest 1801). Als Didaktiker erwarb sich Ruhm Konstant. Dapontes (1707-1789),
der sein gebildete Günstling des Moldaufürsten Mavrokordatos, zuletzt Mönch im Athoskloster, von großer Fruchtbarkeit (»Καθρέπτης τῶν γυναικῶν«, Vened. 1766; »Χρηστοηθεία«, 1770; Briefe, Reden, Enkomien, zum Teil noch nicht herausgegeben). Der dramatischen Poesie gehört an die »Βοσπορομαχία«, d. h. der Streit Asiens und Europas an der Meerenge von Konstantinopel (Vened. 1792),
angeblich von Tsanetis verfaßt, sowie der »Ῥωσσ-Αγγλο-Γάλλος«, ein satirisches Drama ohne bedeutenden poetischen Wert, aber mit greller Beleuchtung [* 25] der griechischen Zustände am Ende des 18. Jahrh. (deutsch in Ikens »Eunomia«, Bd. 1). Rhisos Nerulos (1778-1850),
politisch vielfach thätig, ist Dichter zweier Tragödien: »Aspasia« und »Polyxena« (Wien [* 26] 1813-14),
einer gegen Korais' sprachreinigende
Thätigkeit gerichteten Posse: »Κορακιστικά«, mehrerer Komödien, eines komischen Epos: »Der
Raub des Truthahns«, und eines gut geschriebenen »Cours de la littérature
grecque moderne« (Genf
[* 27] 1826). Für die Volkssprache kämpft
auch die Komödie »Βαβυλωνία« des Vysantios (Athen 1840, 2. Aufl. 1864). Sehr fruchtbar sind die letzten Dezennien
auf dem Gebiet der dramatischen Litteratur
gewesen, trotzdem ist Gutes nur spärlich zu finden.
Den Freiheitskämpfen entnommen ist der Stoff zu des Theodoros Alkäos Tragödie »Votsaris«; an Alfieris Muster bildete sich Joannis
Zampelios (»Timoleon«, »Kodros«, »Medeia«, »Georgios Kastriota«, »Karaiskakis«, »Kapo d'Istrias« etc.). Althellenischer Darstellung
strebten nach Karydis (»Die drei Gräber«, »Die Gesellschaft von Athen«) und der beste griechische Dramatiker,
Vernardakis (»Die Kypseliden«, »Maria Doxopatris«, »Merope«); die Leidensgeschichte von Epirus und die Klephthurgie behandelte
der volkstümlichen auch als Lyriker bemerkenswerte Arist. Valoritis in der dramatisierten Epopöe »Phrosyne« und in den Stücken
»Astrapogiannos« und »Athanasis
Diakos«. Den Höhepunkt der neugriechi
schen Kunstpoesie aber bezeichnen die beiden Brüder Sutsos und A. R.
Rhangawis. Die beiden erstern, als Gegner des Systems Kapo d'Istrias' bekannt, vertreten hauptsächlich die politische Tendenzpoesie,
Panagiotis Sutsos (gest. 1868) in seinem Drama »Der Wanderer« (»Ὁδοιπόρος«),
in dem Roman »Leandros«, in Oden und in patriotischen Kriegsliedern ¶