und umfaßt, mit Einschluß der zahlreichen
kleinen Nebeninseln (aber ohne das französische
Miquelon und
St.-Pierre mit 235 qkm), 110,670 qkm (2119,4 QM.). Die
Küsten
der
Insel sind
hoch und felsig und mit breiten und tiefen, bis 100 km in das Land eindringenden
Baien und
Fjorden versehen, welche
außer zahlreichen
Vorgebirgen und hervorspringenden
Landspitzen an derNord- und Südseite zwei große
Halbinseln bilden, von denen die südliche, durch einen ganz schmalen
Isthmus mit der Hauptinsel zusammenhängende
Avalon genannt
wird.
Die äußersten
Vorgebirge sind
Kap.
Race im SO.,
KapRay im
SW.,
KapNorman im
Norden.
[* 3] Der größte Teil des Innern ist unfruchtbares
Steinland, mit erratischenBlöcken (boulders) übersäet und nur dünn mit Vaccinienarten und labradorischem
Thee bewachsen, oder
Moor.
GrößereEbenen sind selten; die
Hügel werden nicht über 450 m hoch. Die
Flüsse
[* 4] sind zahlreich,
aber klein und nehmen ihren
Lauf durch zahlreiche
Seen oder
Ponds, so daß ein Drittel der
Insel unter
Wasser steht.
Das
Klima
[* 12] ist feucht und bedeutend kühler als unter ähnlichen
Breiten in
Europa
[* 13] (St.
Johns: Januar -4,6,°
Juli 16°, Jahresmittel 5° C.;
Regen und
Schnee
[* 14] 1324
mm).
Nebel sind häufig. Die
Bevölkerung
[* 15] ist 1857-84 von 122,638 auf 193,124
gestiegen (darunter 74,651 Katholiken). Der Herkunft nach ist sie fast ausschließlich englisch und irisch. Die ursprünglichen
Bewohner (Bethuks) wurden bereits von den
Franzosen ausgerottet; von den damaligenBundesgenossen der letztern,
den von
Acadia eingeführten
Mic-Mac-Indianern, lebt noch ein kleiner Rest.
Die Ausfuhr (1886: 972,590 Pfd. Sterl.) besteht vorwiegend aus
Kabeljaus (Wert 686,397 Pfd. Sterl.), außerdem
aus
Thran, andern
Fischen, Seehundsfellen und
Kupfererz. Die Einfuhr (1886: 1,254,174 Pfd. Sterl.) besteht vorwiegend aus
Lebensmitteln und Manufakturwaren. Früher zu gunsten des Mutterlandes ausgebeutet, erfreut sich Neufundland seit 1855 einer
verantwortlichen
Regierung, an deren
Spitze ein von der
Krone ernannter
Gouverneur steht. Er ernennt die Mitglieder seines verantwortlichen
Ministeriums und des
GesetzgebendenRats (15), während die 33 Mitglieder des Abgeordnetenhauses
(House of
assembly) von den Haushaltern auf vier Jahre gewählt
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werden. Die Einnahme der Insel betrug 1886: 215,755 Pfd. Sterl., die Ausgabe 347,221 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld 472,496
Pfd. Sterl. Hauptstadt ist St. Johns. Unter Verwaltung des Gouverneurs steht die Küste von Labrador. - Neufundland wurde zuerst von einigen
Norwegen
[* 23] entdeckt und Helluland (Steinland) genannt. Während des 10. und 11. Jahrh. besuchten
die Normannen einen großen Teil der Ostküste von Amerika
[* 24] und kannten wahrscheinlich auch Neufundland 1497 fand
es GiovanniCabot, damals im englischen Dienst, und nahm es für England in Besitz.
Den Gesamtnamen Neufundland gab Cabot allen von ihm dort entdeckten Gebieten. 1500 waren Portugiesen, Franzosen, Viscayer und andre
Nationen schon mit Fischfang an den Bänken und Küsten der Insel beschäftigt, und 1583 versuchte zuerst
Sir Humphrey Gilbert, ein Halbbruder von SirWalterRaleigh, eine Niederlassung hier zu gründen. Dieser und einige weitere Versuche
mißlangen, bis 1623 SirGeorgeCalvert am südöstlichen Teil der Insel eine Kolonie gründete, die er Avalon nannte.
Auch die Franzosen hatten mittlerweile sich an der Placentiabai niedergelassen, und beständige Streitigkeiten entstanden
zwischen ihnen und den britischen Ansiedlern; 1708 zerstörten die Franzosen die englische Niederlassung St. Johns fast vollständig.
Durch den UtrechterFrieden 1713 kam endlich die ganze Insel in Besitz der Briten. Doch behielt sich Frankreich das
Recht derFischerei
[* 25] an den Küsten von Neufundland vor.
engl. Newfoundland, frz. Terre-Neuve, Insel an der Nordostküste Amerikas, östlich
vor dem St. Lorenzgolf, bedeckt 110670 qkm und bildet mit Anticosti (s. d.) und der Küste von Labrador ein eigenes brit. Gouvernement.
Die Küsten sind besonders an der Ost- und Südseite durch tiefe Baien und Meeresarme vielfach zerrissen und steigen außer
an der minder zersplitterten Westseite steil aus dem Meere empor. Die Häfen sind im Frühjahr und Winter
durch Eis
[* 28] versperrt und die für Neufundland charakteristischen dicken Nebel, welche ebenso wie die verhältnismäßig
milden Winter dem Einfluß des Golfstroms und einer kalten Polarströmung zuzuschreiben sind, machen die Annäherung gefährlich.
Das Innere ist eine von Seen, Flüssen, Sümpfen und Morästen erfüllte Wildnis mit einigen Gebirgszügen,
deren höchster, die 400 km lange Küstenkette Long-Range, bis 600 m ansteigt. Der größte Fluß ist der Exploit-River, dessen 320 km
langes, von der Bahn durchzogenes Thal
[* 29] die Insel von SW. nach NO. teilt. Das Klima ist halb kontinental, halb maritim,
die Winde
[* 30] sind meist Landwinde, die jährliche Regenhöhe trotzdem 2 m; St. Johns hat ein Jahresmittel von + 5,1° C., ein
Maximum von 31,6° und ein Minimum von -16.5° C. Über dasTreibeis bei Neufundland, das im Mai bis 41° nördl. Br. vordringt, giebt
die Hamburger Seewarte etwa vierteljährlich Kartenskizzen aus.
Die ansässige Bevölkerung ist der Hauptsache nach eine Mischbevölkerung franz. und engl.
Ursprungs, welche, außer der unbewohnbaren Nordküste, zerstreut an den Küsten wohnt. Die Ureinwohner der Insel, die Beothuk
oder Roten Indianer, sind ganz verschwunden und die nach ihnen eingewanderten Mic-Mac sind sehr wenig zahlreich. Die Besiedelung
der Insel wurde sehr erschwert durch das Verbot, daß kein Fischer und kein Schiff
[* 31] nach Beendigung des
Fanges hier zurückbleiben durfte; Fremden wurde das Ansiedeln nur selten gestattet. 1894 wurden 203500 E. gezählt.
Urbarer Boden findet sich fast nur an einzelnen Buchten, Ackerbau und Viehzucht
[* 32] sind daher unbedeutend (1891: 6138 Pferde, 23822 Rinder, 60840 Schafe, 32011 Schweine).
Man baut auf 26102 ha fast nur Kartoffeln, etwas Hafer und Gerste. Von Mineralien wird Kupfer in der Notre-Dame-Bucht abgebaut.
Das Innere hat beträchtliche Waldungen von Fichten, Lärchen und Birken und zahlreiche Sägemühlen. Von Landtieren sind zu
nennen der Caribou oder das amerik. Renntier, Biber, Füchse, Wölfe und Bären.
Der berühmte NeufundländerHund findet sich nur noch in vereinzelten Exemplaren. Wichtiger als die Landtiere sind die Fische,
[* 33] namentlich der Kabeljau (Codfish). Im Fischfang sind 54755, auf Farmen 1547, als Handwerker 2682, in Bergwerken 1258 Personen
thätig. Am ergiebigsten erweist sich die sog. GroßeBank vonNeufundland im Osten und Südosten von der Insel, welche 120000
qkm umfaßt und zwischen 45 -175 m Wasser über sich hat; 200 km östlich liegt eine andere Bank, die Vlämische Kuppe, und
südwärts gegen Neuschottland eine ausgedehnte Reihe von Bänken. Trotz der ungeheuren Menge, die hier alljährlich
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gefangen wird, ist eine Abnahme des Fischreichtums noch nicht bemerkt worden. Die besten Fischreviere liegen zwischen 42 und
46° nördl. Br. Seit einigen Jahren wird in großem Maße die künstliche Zucht von Kabeljau und Hummer betrieben.
Die Ausfuhr betrug (1894) 5,81 Mill. Doll., während die Einfuhr 7,16 Mill. Doll.
wertete. Haupteinfuhrgegenstände waren Mehl
[* 35] (1,35 Mill. Doll.), Woll- und Baumwollwaren (1,11 Mill.),
Vieh und Fleisch (0,75 Mill.), Melasse (0,32 Mill.) u. s. w.; Hauptausfuhrgegenstände:
Stockfisch (3,70 Mill.), Fischthran (0,54 Mill.), Erze (0,51 Mill.), Hummer (0,31 Mill.), Robbenfelle (0,23 Mill.) u. s. w.
Neufundland steht unter einem Gouverneur nebst Rat (7 Mitglieder), Gesetzgebendem Körper von 15 und Unterhaus (Assembly)
von 36 Mitgliedern.
Die Staatseinkünfte beliefen sich (1894) auf 1,50 Mill. Doll., die Ausgaben auf 2,24 Mill. Doll. Die Staatsschuld hatte eine
Höhe von 9116534 Doll. erreicht. Eisenbahnen waren 391 km und Telegraphen
[* 36] 1738 km im Betrieb. In Trinity-Bay enden transatlantische Kabel.
An der Südküste vor Fortune-Bay liegen die franz. Inseln St. Pierre und Miquelon, die den franz. Stockfischfängern
als Ausrüstehäfen und als Plätze zum Trocknen und Salzen des Kabeljaus dienen.
Neufundland wurde von GiovanniCaboto (s. d.) und dessen Sohn Sebastian entdeckt und 1583 von England in
Besitz genommen. Indessen sollen schon im 11. Jahrh. Normänner sich daselbst angesiedelt haben. Als sich
seit dem Ende des 16. Jahrh. Franzosen daselbst festsetzten, entstanden unaufhörliche Streitigkeiten. Zwar wurde die Insel
im Utrechter Frieden 1713 ganz an England abgetreten, aber die Konflikte dauerten fort. Im Frieden zu Versailles
[* 37] von 1783 erlangten
die Franzosen vorteilhafte Bedingungen für die Fischerei, die aber in dem Revolutionskriege wieder ganz
in die Hände der Engländer kam, nachher jedoch sowohl den Franzosen als den Nordamerikanern zugestanden wurde. Die Vereinigten Staaten
[* 38] sind bemüht, in Neufundland eine Bewegung zu Gunsten einer Annexion durch die Verewigten Staaten hervorzurufen, während eine andere
Partei in Neufundland den Eintritt in die Dominion of Canada anstrebt. -
Vgl. Pedley, History of Newfoundland (Lond.
1863);
führt, und dem in den folgenden Jahren die übrigen britisch-nordamerikanischen Länder, bis auf Neufundland und die Bermudainseln, beitraten (weiteres s. oben)