Titel
* Neuenburg
(Kanton). Errata. Flora. Seite 537, Spalte II, Zeile 57, das Wort sehr streichen;
Zeile 63, das Wort (Cressier) streichen;
Zeile 76, das Wort Spiraea durch Ulmaria ersetzen. - Seite 538, Spalte I, Zeile 1, (Cressier und Le Landeron) streichen;
Zeile 7 und 8, Hottonia palustris streichen;
Zeile 9, Sagittaria Sagittaefolia streichen;
Zeile 36, lies Mimulus guttatus statt luteus;
Zeile 41, lies Orchis coriophorus. - Seite 539, Spalte I, Zeile 52, Anthriscus alpestris streichen.
Ausdehnung, Orographie, Geologie. Nicht auf Waadtländer, sondern auf Neuenburger Gebiet hat der Creux du Van 1467 m Höhe.
Landwirtschaft und Viehzucht.
Das Neuenburger Rebgelände schrumpft immer mehr zusammen. Im Jahre 1908 war sein Flächeninhalt nur noch 1115,54 ha. Doch sind gegenwärtig 350-400 ha. Weinberge wieder hergestellt. Der Getreidebau wird nur in beschränktem Masse betrieben und liefert nur einen geringen Teil des zur Ernährung der Bevölkerung nötigen Quantums. Die ¶
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Kultur der Runkelrüben wird ohne Zweifel in Stillstand geraten, wenn die Zuckerfabrik in Aarberg ihren Betrieb einstellt. Des Verbot der Fabrikation und des Verkaufs von Absinth für das ganze Gebiet der Schweiz wird wohl das Verschwinden des Anbaus der Absinthpflanze im Val de Travers zur Folge haben.
Die Viehzucht hat sich in den Thälern von Le Locle und La Brévine weiter zu Gunsten der rot-weissen Fleckrasse entwickelt. Die kantonale Statistik von 1908 gibt 3812 Pferde, wovon 10 Zuchthengste und 78 Zuchtstuten, 5 Maultiere und 122 Esel an. Diese Gesamtheit von 3939 Tieren verteilte sich auf ungefähr 2300 Besitzer. Das Rindviehgeschlecht zählte 27480 Haupt, die rund 3000 Eigentümern gehören, darunter 266 Stiere und 17571 Kühe. An Schweinen waren 11851 Stück, an Schafen 852, an Ziegen 2242 vorhanden, die das Eigentum von etwa 3000 Besitzern sind. Die Zahl der Bienenstöcke betrug 4598.
Die Liegenschaft der kantonalen landwirtschaftlichen Schule hat sich stetig vergrössert; sie umfasst heute 41 ha Land, das der Schule selbst gehört, 15 ha, die aus dem «Fonds des élèves» und 5 ha, die vom Staate Neuenburg gepachtet wurden. Diese Schule hat ausserdem noch 2 Besitzungen an der Montagne de Cernier von 32 ha. Fläche, die aus Wiesen und bestockten Weiden bestehen. Die Schule züchtet das Yorkshireschwein (eine grosse, weisse englische Race) rein. Der Pensionspreis für Schüler schweizerischer Herkunft beträgt Fr. 300 per Jahr.
Seit 1905 hat die Schule Winterkurse eingeführt, zu denen alle, wenigstens 16 Jahre alten Söhne von Landwirten eingeladen sind. Diese Winterkurse erstrecken sich über 2 Semester. Das gesellschaftliche Leben, das im Kanton Neuenburg so entwickelt ist, hat auch die Landwirte zu sechs landwirtschaftlichen Bezirksvereinen zusammengeschlossen, die mit einander wieder die «Société cantonale neuchâteloise d’agriculture et de viticulture» bilden. Diese Gesellschaft, die 2500 Mitglieder zählt, gibt als Organ das Bulletin agricole neuchâtelois heraus, das monatlich einmal erscheint und jedem Vereinsmitglied gratis geliefert wird.
Wälder.
Die Waldfläche des Kantons nahm im Jahre 1907 22968 ha ein, somit 28,43% der gesamten Oberfläche des Kantons. Die Staatswaldungen messen 1933 ha., die Gemeindewaldungen 11097 ha und die Privatwaldungen 9938 ha.
Fauna.
Die am Anfang des Artikels Fauna des Lexikons angeführten Spezies sind alle mehr oder weniger selten. Die Geschichte des im Jahre 1855 auf dem Berg von Boudry wahrgenommenen Bären scheint erfunden zu sein. Dagegen setzte man früher Prämien aus für die Erlegung von Wölfen, Wildkatzen und Bären im Kanton. Das Musée neuchâtelois hat die Rechnungen der Bourserie de Neuchâtel von 1550-1665 veröffentlicht, wobei freilich 50 Jahre fehlen, so dass es sich um einen Zeitraum von 65 Jahren handelt. Daraus ersieht man, dass Prämien verabfolgt wurden für:
24 Wildkatzen (als Luchse bezeichnet), erlegt in den Wäldern am Chaumont, zu Peseux, Gorgier, Saint Sulpice, Lignières, La Chaux de Fonds.
121 Wölfe, erlegt bei Les Verrières, La Sagne, im Val de Travers, bei La Joux etc.
27 Bären (Männchen, Weibchen und Junge), erlegt bei Noiraigue, im Champ du Moulin, bei Brot, am Mont Aubert. Einer von ihnen ist als «grossen Schaden verursachend» bezeichnet. Im Jahre 1600 wird zu Concise eine Bärin mit drei Jungen zur Strecke gebracht.
Nach Fatio wäre einmal im Val de Ruz ein Alpenhase geschossen worden; der Verfasser hat jedoch das Tier nicht selbst gesehen.
Einige Flüge Lachmöven verbringen den ganzen Sommer im Kanton. Die Blindschleiche ist in den Wäldern nicht selten. Von Mollusken trifft man 139 Spezies im Neuenburger Jura.
Bevœlkerung.
Im Jahre 1905 betrug die gesamte Bevölkerung des Kantons 131073 Personen, 1906 stieg sie auf 132019, 1907 auf 134014, 1908 auf 134768; 1909 betrug sie 133781, wovon 62611 Neuenburger, 56551 Schweizer anderer Kantone und 14619 Ausländer. Die Hauptursache der Bevölkerungsabnahme ist eine intensive Krisis in der Uhrmacherei, die den Kanton in den letzten Jahren heimgesucht hat. Alle Bezirke weisen eine Verminderung auf, mit Ausnahme von Neuenburg und Boudry. Nach der Herkunft verteilt sich die Bevölkerung folgendermassen:
Neuenburger | Schweizer anderer Kantone | Ausländer | |
---|---|---|---|
1905 | 60540 | 56651 | 13882 |
1906 | 60943 | 56902 | 14174 |
1907 | 61883 | 57359 | 14772 |
1908 | 62248 | 57439 | 15081 |
1909 | 62614 | 56551 | 14619 |
Industrie und Handel.
Die Fabrik champagnerartiger Weine in Neuenburg ist die erste in Europa, ausserhalb der Champagne, die «Champagnerweine» hergestellt hat. Der Ursprung dieses Hauses datiert von 1736; er hat sich besonders von 1811 an entwickelt und beschäftigt 45-50 Arbeiter. Fleurier zählt (1909) 17 Uhrmacherwerkstätten, von denen mehrere allerdings nur 2 oder 3 Arbeiter beschäftigen. Im Val de Travers gibt es 1754 Uhrmacher, diejenigen mitgerechnet, die in den Fournitürenfabriken zu Fleurier und Saint Sulpice arbeiten.
Travers und Noiraigue haben sehr grosse Fabriken zur Herstellung metallener und silberner Uhrschalen. Drei Fabriken in Fleurier liefern mehr als die Hälfte aller in der Schweiz hergestellter Uhrzeiger. Diese Ortschaft besitzt zudem zwei Fabriken für Uhrgläser, sowie zwei andere für Spiralen; zwei grosse Ateliers zum Schleifen der Edelsteine bestehen in Couvet; Môtiers hat eine Schraubenfabrik. Die acht mechanischen Werkstätten von Couvet beschäftigen 50-60 Arbeiter. Im Jahr 1909 ¶
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waren 880 Arbeiter in der Strickmaschinenfabrik und in der Schraubenfabrik von Couvet angestellt, welch’ letztere hauptsächlich Bestandteile für Automobile liefert (etwa 5000 Stück jährlich). Les Verrières besitzt eine Fabrik für automatische Schneidmaschinen, Röhrenpressen und Kröpfmaschinen. Die 13 Absinthbrennereien sind infolge des letzhin vom Schweizervolk angenommenen Gesetzes über das Verbot dieses Getränkes zum Untergang oder zur Umwandlung gezwungen, zu welch’ letzterer mehrere schon Schritte getan haben.
Travers hat eine Möbelfabrik mit 80 Arbeitern. Die Zündholzfabrik in Fleurier ist die zweite der Schweiz; sie produziert jährlich 13 Millionen Schachteln, die 800 Millionen Zündhölzchen enthalten. Eine Fabrik für konfektionnierte Kleider, in der 70 Arbeiter und Arbeiterinnen betätigt sind, wurde 1907 in Fleurier gegründet; eine andere für Maschinenstrickwaren besteht seit kurzem in Les Verrières. Die einzige Fabrik elektrischer Batterien die in der Schweiz existiert, befindet sich in Fleurier.
Im Jahre 1908 haben die Kontrollbureaux gestempelt:
Goldene Schalen | Silberne Schalen | |
---|---|---|
La Chaux de Fonds | 412052 | 34242 |
Le Locle | 78135 | 101885 |
Fleurier | 3978 | 82462 |
Neuenburg | - | 12274 |
Total | 494165 | 230863 |
Von den Kreditanstalten des Kantons waren bis zur Gründung der schweizerischen Nationalbank zwei, nämlich die Kantonalbank und die Handelsbank, zur Ausgabe von Noten berechtigt und zwar jede für Fr. 8000000. Seither ist die Handelsbank von der Bildfläche verschwunden und seit dem durch eine Filiale der Nationalbank ersetzt worden. Das Recht der Kantonalbank, Noten auszugeben, wird mit dem zu Ende gehen. Diese letztere Bank hatte am ein Dotationskapital von Fr. 10000000 und eine statutarische Reserve von Fr. 1439750. Der Geschäftsumsatz erreichte im Laufe des Jahres 1908 die Summe von Fr. 1955759826,20. Die Banknoten-Emission stand auf Fr. 3965000. Der Hypothekarverkehr repräsentiert eine Summe von Fr. 39485021. Am 31. Dezember waren 23242 Sparhefte mit einem Guthaben von Fr. 19845769 vorhanden.
Der Crédit Foncier Neuchâtelois mit einem Kapital von Fr. 4000000 und einem Reserve- und Sicherungsfonds von Fr. 752000 hatte im gleichen Zeitraum Hypothekardarleihen für Fr. 29086803 und Grundobligationen für Fr. 21856000 zum durchschnittlichen Zinsfuss von 3,98% ausgegeben. Die Ersparnisabteilung dieser Anstalt, die 1905 gegründet wurde, wies 3702 Einleger auf, mit einem Guthaben von Fr. 3674785.
Die Sparkasse, die 1812 als philanthropisches Werk gegründet wurde, um den kleinen Sparern aufzuhelfen, hat kein Kapital, wohl aber einen Reservefonds von Fr. 2475000. Dieselbe Person darf im Verlauf eines Jahres nicht mehr als Fr. 2000 einlegen, gewisse Ausnahmen vorbehalten, über welche die Direktion entscheidet, und kein Sparheft darf den Betrag von Fr. 5000 übersteigen. Ende 1908 verfügte sie über Fr. 56093472 Einlagen, die 70497 Gläubigern gehörten.
In demselben Jahre erhielt die Sparkasse 78426 Einlagen in einem Betrage von Fr. 8467067.
Die allgemeine Situation der Filiale Neuenburg der schweizerischen Nationalbank erhellt aus folgenden Zahlen:
Activa | Fr. |
---|---|
Kassa, Gold | 117481104 |
Kassa, Silber | 7227050 |
Noten anderer Banken | 3165878 |
Effekten-Portefeuille | 108427029 |
Darleihen gegen Unterpfand | 10466557 |
Titel | 6170887 |
Andere Aktivposten | 18087646 |
Total | 271026151 |
Passiva | . |
Eigene Fonds | 25000000 |
Noten in Zirkulation | 204055550 |
Kurzfällige Schulden | 30399396 |
Andere Passivposten | 11571205 |
Total | 271026151 |
Geschäftsbewegung 1908.
Gesamte Bank Fr. | Filiale Neuenburg u. Agentur La Chaux de Fonds Fr. | |
---|---|---|
Kasseneingänge | 1308478000 | 95512000 |
Total d. scontierten Wechsel und Wertschriften | 775381000 | 43183000 |
Total der gewährten Darleihen | 85500000 | 15000 |
Total des Giro-Verkehrs | 10610114000 | 218094000 |
Total der Depositen-Rechnungen | 1078500000 | 2570000 |
Total d. Wechsel-Inkassos | 131002000 | 1575000 |
Berufsstatistik.
Neuenburg ist vorwiegend Industriekanton, weist aber doch noch eine beträchtliche Zahl von Landwirtschaftsbetrieben auf. Die Ergebnisse der Betriebszählung dieses Kantons weisen viel Aehnlichkeit mit den Resultaten des Kantons Glarus auf. Die Zahlen pro 1905 sind folgende:
Betriebsgruppen | Betriebe | % | Dagegen Schweizer. Betriebe | Männl. | weibl. | Total | % |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Urproduktion | 4140 | 23.9 | 45.4 | 8657 | 3846 | 12503 | 21.4 |
Industrie | 9079 | 52.5 | 35.1 | 23589 | 10239 | 33828 | 58.0 |
Handel | 2931 | 16.9 | 14.5 | 4049 | 3430 | 7479 | 12.8 |
Verkehr | 499 | 2.9 | 2.5 | 2538 | 519 | 3057 | 5.2 |
Verwaltung, Wissenschaft und Künste | 664 | 3.8 | 2.5 | 756 | 769 | 1525 | 2.6 |
Total | 17313 | 100.0 | 100.0 | 39589 | 18803 | 58392 | 100.0 |
% | 67.8 | 32.2 | 100.0 | . |
Urproduktion.
Als Spezialität ist die Torf- und Asphaltgewinnung zu nennen, in der 254 Personen beschäftigt waren (Torf 70 Betriebe und 112 Personen, Asphalt 1 Betrieb mit 142 Personen). Ferner gab es in der ¶