Neubraunsc
hweig
(New Brunswick), eine Provinz der brit. Dominion of Canada in Nordamerika, [* 2] zwischen der Chaleursbai, der Fundybai und dem nordamerikanischen Staat Maine gelegen und östlich an den St. Lorenzbusen grenzend. Mit Neuschottland verbindet es der Isthmus von Chignecto. Die Küsten sind von zahlreichen Baien eingeschnitten, unter welchen die Passamaquoddybai an der Südküste, die Miramichibai an der Ostküste und die Chaleursbai an der Nordgrenze die bedeutendsten sind.
Ebene Striche kommen nur an der Küste vor. Das Innere ist ein malerisches Hügelland, bis zu 500 m ansteigend, mit saftigen Weidegründen in den Thälern und dichten Waldungen von Tannen, Eichen, Ahornen, Ulmen, Pappeln und Eschen auf den Höhen. Die Bewässerung ist eine reichliche. Hauptfluß ist der St. John (s. d.), der bei den Grand Falls aus Maine in das britische Gebiet übertritt. Nächst ihm sind der Grenzfluß St. Croix und der Miramichi am wichtigsten. Unter den gerade nicht zahlreichen Seen ist der Grand Lake der größte; er gehört zum Stromgebiet des St. John.
Das
Klima
[* 3] ist feucht, gilt aber für gesund. Der
Winter dauert fünf
Monate
(November bis Anfang April); doch ist der
Sommer heiß,
so daß selbst
Weizen fast überall reift (St.
John:
August 15°,
Januar 7,6,° Jahr 4,6° C.;
Regen 850,
Schnee
[* 4] 2790
mm). Neubraunsc
hweig hat ein
Areal von 70,761 qkm (1285,2 QM.) und (1881)
323,358 Bewohner, meist Abkömmlinge französischer Akadier, amerikanische
Royalisten und der in jüngerer Zeit zugeströmten
Einwanderer. Das britische
Element überwiegt entschieden. 20 Proz. der
Bevölkerung
[* 5] sind katholisch. Im
Innern hausen noch 1546
Indianer, meist Micmac.
Eine Universität und zahlreiche Schulen sorgen für Volksbildung; sämtliche Elementarschulen sind frei. Ackerbau und Viehzucht [* 6] sind von Bedeutung. Im J. 1881 waren 507,173 Hektar angebaut, und man zählte 52,975 Pferde, [* 7] 221,163 Schafe, [* 8] 212,560 Rinder [* 9] und 53,087 Schweine. [* 10] Der größte Reichtum der Kolonie aber besteht in ihren Waldungen, welche enorme Massen von vortrefflichem Holz [* 11] zur Ausfuhr liefern. Auch die Fischereien sind wichtig (Ertrag 1886: 4,180,227 Doll.). An jagdbaren Tieren gibt es noch Bären und Wölfe, Füchse, Marder, [* 12] Luchse, Biber neben zahlreichem Geflügel.
Das Elentier (Moose) [* 13] ist hingegen fast ausgerottet. Eisenerze und Steinkohlen werden gefördert, und außerdem findet man Blei, [* 14] Manganerz, Graphit und Antimon. Die Industrie ist bereits ziemlich entwickelt und liefert neben Holzwaren und Schiffen auch wollene und baumwollene Waren, Leder, Möbel, [* 15] Papier, landwirtschaftliche Geräte und selbst Dampfmaschinen. [* 16] Die wichtigsten Artikel der Ausfuhr (1886: 6,547,096 Doll.) sind: Bauholz, Holzwaren, Fische [* 17] und Thran, Eisen, [* 18] Steinkohlen und etwas Pelzwerk. [* 19]
Die Einfuhr, meist aus
England, erreichte einen Wert von 5,918,732
Doll.
Eisenbahnen verbinden die Hauptstädte des
Landes mit
Kanada,
Neuschottland und den
Vereinigten Staaten.
[* 20] Die
Verwaltung ruht in den
Händen eines
Gouverneurs, dem ein exekutiver
Rat
(Ministerium) zur Seite steht. Die gesetzgebende Macht üben ein
Legislative
Council, dessen 20 Mitglieder
der
Gouverneur ernennt, und ein vom
Volke gewähltes
House of Assembly von 41 Mitgliedern aus. Im J. 1885 beliefen sich die
Einkünfte auf 693,332
Doll., die Provinzialschuld auf 1,058,469
Doll. Hauptstadt ist
Fredericton, wichtigste Handelsstadt aber
St.
John. - Neubraunsc
hweig war ehemals ein Teil des französischen
Acadia,
¶
mehr
worunter man den Teil der Nouvelle France verstand, welcher das jetzige Neuschottland, Neubraunsc
hweig und einen Teil von Unterkanada umfaßte.
Mit der Abtretung Kanadas 1763 kam das Gebiet an England und wurde zur Kolonie von Neuschottland gezogen, von derselben aber 1783 als
eine besondere Kolonie unter dem Namen Neubraunsc
hweig abgetrennt. Bei der Abtretung bestand die Bevölkerung, mit Ausnahme
einiger tausend Indianer und einiger Familien aus Neuengland, nur aus sogen. Akadiern, Abkömmlingen französischer Kolonisten;
aber bereits 1764 kamen Kolonisten aus Schottland an. Die Kolonie verdankt ihren raschen Aufschwung namentlich den hohen Differentialzöllen,
welche das nicht aus britischen Kolonien eingeführte Holz in England zu zahlen hatte. Seit 1867 bildet
Neubraunsc
hweig eine Provinz der Dominion of Canada.