Neuber
,
Friederike
Karoline, Schauspielerin, geb. zu
Reichenbach
[* 2] im
Vogtland als Tochter
des
Advokaten D. Weißenborn, entfloh mit ihrem Geliebten, dem Gymnasiasten J. ^[Josef] Neuber
, 1718 zu der Spiegelbergschen
Schauspielertruppe in
Weißenfels,
[* 3] dann zur Haacke-Hofmannschen
Truppe, die sie 1725 neu organisierte, und mit der sie nach
Leipzig
[* 4]
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ging. Als Direktrice dieser Truppe zog sie die besten Talente an sich heran und wußte mit ihnen für die damalige Zeit Außerordentliches zu leisten. In die Ideen Gottscheds eingehend, half sie ihm das regelrechte Drama auf der deutschen Bühne einbürgern und stürzte 1737 den Hanswurst, der bis dahin auf der deutschen Bühne eine Hauptrolle gespielt hatte. 1740 folgte sie einem Ruf nach Petersburg, [* 6] kehrte dann nach Leipzig zurück, überwarf sich mit Gottsched und sah sich 1743 gezwungen, ihre Gesellschaft aufzulösen.
Auch nachdem sie dieselbe 1744 neu organisiert hatte, mußte sie ihr 1750 abermals den Abschied geben und versuchte nun noch
einmal 1753 ihr Glück als Schauspielerin in Wien,
[* 7] aber ohne Erfolg. Von der Bühne gänzlich zurückgezogen, starb sie in Dürftigkeit in
Laubegast bei Dresden.
[* 8] Hier setzten ihr Kunstfreunde 1776 ein Denkmal, das 1852 und 1877 erneuert wurde. Das Auftreten der
»Neuberin«
, einer energischen, fein gebildeten Frau, bildet den Hauptwendepunkt in der Geschichte der
deutschen Schauspielkunst. Indem sie dem regelrechten Drama theatralisch zu seinem Recht verhalf, reformierte sie zugleich das
Spiel und machte sich auch um eine Verbesserung des Kostüms und der theatralischen Musik verdient.
Vgl. v. Reden-Esbeck, Karoline
Neuber
und ihre Zeitgenossen (Leipz. 1881).