Netzfischerei
,
diejenige Form des Fischfangs, bei der als Fanggeräte nicht
Angel oder Leine, sondern
Netze benutzt
werden. Die
Netze werden, je nachdem sie feststehen, gezogen werden oder im Wasser treiben, als Reusen (s. d.
und
Tafel: Netzfischerei
II,
[* 1]
Fig. 3
u. 4) und Setzgarne,
Zugnetze oder
Treibnetze bezeichnet. Zu den Setzgarnen
gehört das in der Ostsee viel angewandte
Flunder- oder Buttnetz, eine durch Gewichte und Schwimmer am
Grunde in schräger
aufrechter
Stellung befestigte Netzwand, in deren
Maschen sich die Fische
[* 2] verwickeln.
Eine ähnliche Art der Setzgarne sind die Stellnetze, die zum Fang von Heringen, Dorschen u. s. w. gebraucht werden. Auch im Süßwasser werden Stellnetze zum Fang kleinerer Fische verwendet. Von den Zugnetzen ist eins der wichtigsten das Zuggarn oder die Wade [* 1] (Fig. 2), das in flachem Wasser in Seen und an den Meeresküsten gebraucht wird. Gewöhnlich besteht es aus einer großen, vom Boden bis zur Oberfläche reichenden, unten beschwerten, oben mit Schwimmern (Flotten) versehenen Netzwand, mit der eine möglichst große Wasserstrecke abgesperrt wird, um dann durch das Annähern beider Netzenden, was entweder vom Lande oder von Booten aus geschieht, eine große Fischmenge zu umzingeln und in der Regel in einen in der Mitte der Netzwand angebrachten Beutel [* 3] zu drängen.
Andere Zugnetzarten (z. B. das wichtige Baumschleppnetz [s. d. und Taf. I, [* 1] Fig. 3, und II, [* 1] Fig. 1], der Keitel, die Zeese und Tritze) reichen nicht bis zur Oberfläche, sind aber am Grunde so beschwert, daß sie beim Anziehen in den weichen Boden eingreifen und dort eingewühlte Fische, wie Aale und Schollen, mitnehmen; sie finden vorzugsweise in tieferm Wasser Verwendung. Bei einer dritten Art von Zugnetzen wird der Oberteil auf dem Wasser schwimmend erhalten, während der Unterteil nicht bis zum Grunde herabreicht.
Sie sind in der Mitte ohne
Beutel und werden so gehandhabt, daß ein Fischschwarm von ihnen umzingelt
und immer mehr eingeengt wird. Hierher gehört das an den flachen Ufern großer
Ströme zum Fang von
Lachsen u. s. w. gebräuchliche
Segenetz (Zege, engl. seine), sowie das riesige, auf hoher See benutzte amerikanische Beutelnetz
(purse-seine). Die
Treib- oder Kiemennetze werden fast nur bei der Hochseefischerei auf Heringe und
Makrelen
gebraucht, die scharenweise und an der Oberfläche leben. Es sind senkrecht im Wasser schwebende, von der Oberfläche an
mehrere
Meter tief herabhängende Netzwände (Netzfleete, s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 2),
die mit dem
Strome treiben oder von Segelbooten gezogen werden und in deren
Maschen die Fische mit den
Köpfen sich festrennen.
Der Oberteil (Obertau) der zu mehrern (zu einer Fleet) aneinandergereihten
Treibnetze wird durch ein langes
Tau (Fleetreep)
mit dem fischenden
Boot verbunden, der Unterteil (Untertau) ist durch Bleistücke beschwert, um die Netzwand N senkrecht im
Wasser zu halten. Stehen die Fische tiefer, so geht das Fleetreep F
[* 1]
(Fig. 4) nicht
von dem Obersimm S des
Netzes aus, sondern an diesem sind zunächst Zwischentaue Z (Zeisinge) befestigt, die mit dem Fleetreep
verbunden sind und mit diesem von Treibtonnen T getragen werden. Das
Störnetz oder Pümpelgarn, das an den Strommündungen
zum Störfang benutzt wird, ist unten ohne Beschwerung, mit weitern, losen
Maschen, in denen sich die
Störe durch ihre
Bewegungen völlig verwickeln. Diese Treibnetzfischerei
auf hoher See ist die schwierigste, aber auch ertragreichste,
sie erfordert seetüchtige Fahrzeuge
(Logger, wie der Emder Heringslogger,
[* 1]
Fig. 1) und Mannschaft und ist eine treffliche
Vorschule für die Marine.
Der Hamen, Ketscher oder Käscher (s. d.) ist nur ein vom Ufer aus in Binnengewässern anwendbarer Schöpfapparat. Der Steerthamen besteht aus einem viereckigen, etwa 4 m hohen und 6 m breiten, sehr starken Holzrahmen mit einem 15–20 m langen, engmaschigen Netzsack. Er wird im Strom verankert oder an Pfählen befestigt und dient namentlich an den Mündungen zum Fang kleinerer Fische, die besonders vom Ebbe- und Flutstrom in den Hamen getrieben werden. – Das Senknetz ist wesentlich ein horizontal ausgespanntes Beutelnetz.
Das Wurfnetz ist ein trichterförmiges, am Rande mit schweren Bleikugeln umgebenes Netz, an dessen geschlossener Spitze ein Tau befestigt ist. Es wird so geschleudert, daß es mit der weiten Mündung fast horizontal auf die Oberfläche des Wassers fällt und dann schnell sinkt, wobei die Bleikugeln nach der Mitte zu fallen, wodurch die Fische eingeschlossen werden. Sperrnetze sind sehr große Netzwände, mit denen man den Eingang engerer Meeresbuchten (Fjorden) verstellt, nachdem große Fischschwärme in dieselben eingetreten sind. Das Auffischen der abgeschnittenen Fische geschieht mit Zugnetzen, Hamen u. s. w. –
Vgl. B. Benecke, Fische, Fischerei [* 4] und Fischzucht in Ost- und Westpreußen [* 5] (Königsb. 1881);
M. von dem Borne, Handbuch der Fischzucht und Fischerei (Berl. 1886). ¶