Nett
(engl. net, »Netz«),
Nett
11 Wörter, 81 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Nett
(engl. net, »Netz«),
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Nett,
soviel wie Bobbinnet (s. d.). ^[= (englischer Tüll), dem geklöppelten Spitzengrund ähnliches, leichtes, durchsichtiges Gewebe, ...]
[* 2] (englischer Tüll), dem geklöppelten Spitzengrund ähnliches, leichtes, durchsichtiges Gewebe, [* 4] welches (s. Figur, S. 92) durch eine Umeinanderdrehung zweier Fäden in der Weise gebildet wird, daß Maschen von verschiedener, gewöhnlich sechseckiger Form entstehen. Zur Erzeugung des Gewebes werden drei Reihen von Fäden gebraucht, deren eine in senkrechter Richtung von unten nach oben läuft, während die zweite in schräger Richtung nach rechts, die dritte in schräger Richtung nach links aufwärts gehen und beide sich um die vertikalen Fäden schlingen ¶
und zwischen je zwei derselben allemal ein schräges Kreuz [* 6] bilden. Bezeichnet man die vertikal laufenden Fäden als die Kette, so bilden die schräg laufenden den Einschlag. Die ganze Arbeit hat aber mit der Weberei [* 7] nichts gemein, erinnert vielmehr an die Bewegung der Klöppel beim Handspitzenmachen. Für das Einarbeiten des Einschlags dienen so viel Spulen, als Kettenfäden vorhanden sind. Diese metallenen Spulen tragen den aufgewickelten Eintragfaden und drehen sich im Ausschnitt einer Platte.
Diese Platten gleiten dicht um die Kettenfäden in Führungen so herum, daß jede Spule ihren Faden [* 8] um einen Kettenfaden herumlegt, dann zum folgenden übergeht etc. Da aber die Kette gleichzeitig fortschreitet, so geht jede Spule im Zickzack durch das Zeug, und aus der Gesamtwirkung aller Fäden mit der Kette entstehen die sechseckigen Maschen. Die Entfernung der Kettenfäden bestimmt die Größe der Löcher, und nach ihr richtet sich auch die schräge Steigung der Einschlagfäden, da die Sechsecke sonst nicht regelmäßig werden würden, wodurch die Schönheit des Gewebes hauptsächlich bedingt wird.
Die Anzahl der Kettenfäden beträgt auf Ellenbreite 600-900, was ca. 10-15 Löcher auf die Breite [* 9] eines Zentimeters gibt. Im Handel kommt der Bobbinet glatt und gemustert vor. Gesteifter Bobbinet zu Damenhutfutter heißt Appret; in Streifen gewebt, die sich auseinander nehmen lassen, heißt er Entoilage. Er wird besonders in Frankreich und England fabriziert. Erfunden ist die Bobbinetmaschine, welche einen höchst komplizierten Mechanismus besitzt, und von welcher der Stoff seinen Namen erhielt, 1808 von dem Engländer Heathcoat.
Sie fand alsbald außerordentlichen Beifall, und es wurden ungeheure Kapitalien auf den neuen Industriezweig verwandt und entsprechende Gewinne erzielt. Seit 1824 erlebte die Maschine [* 10] tiefgreifende Verbesserungen, durch welche alle bisher bestandenen unbrauchbar wurden; 1835 fing man an, die Jacquardmaschine mit dem Bobbinetstuhl zu verbinden, um gemusterte Tülle zu erzeugen, und 1836 zählte man in England 3547 Bobbinetmaschinen, von welchen 1425 glatten Bobbinet (Plainnet), 1122 Streifen (Quillings) und 1000 faconnierten Bobbinet. (Fancies) lieferten. Seitdem hat die Zahl nicht wesentlich zugenommen, wohl aber ist die Produktionsfähigkeit gesteigert, und die heutige Bobbinetmaschine liefert wohl sechs- bis achtmal soviel Bobbinet von doppelter Breite als die ursprüngliche Erfindung. Der Hauptsitz der Bobbinetindustrie in England ist Nottingham, [* 11] in Frankreich Calais. [* 12] In Österreich [* 13] sind einige Fabriken in Wien [* 14] etc. gegründet.