Nest
,
künstliche Wohnstätten, welche
Tiere zum Unterbringen und zur Aufzucht ihrer Nachkommenschaft herrichten und
welche bei gesellschaftlich lebenden
(Bienen,
Wespen,
Ameisen) zugleich dem ganzen
Volke als Aufenthaltsort dienen. Auch einsam
lebende
Wespen bauen Nest
mit oft großer Kunstfertigkeit; desgleichen verfertigen viele
Spinnen
[* 2] für ihre
Eier
[* 3] Nest
, und diese leiten, da sie aus von der
Mutter produzierten
Substanzen bestehen, zu den Eiercocons (s. Cocon) hinüber.
Eine Anzahl Mistkäfer
[* 4] machen aus
Dung
Kugeln, welche sie mit ihren Eiern besetzen
(Skarabäen).
[* 5] Unter den Wirbeltieren bauen
eine Anzahl Fische
[* 6] (z. B. der
Stichling), einige tropische Laubfrösche, eine Anzahl Nagetiere
[* 7]
(Zwergmaus,
Eichhörnchen u. a. m.), besonders aber die
Vögel
[* 8] Nest.
Manche
Vögel legen ihre
Eier einfach auf den
Boden (Seevögel
), scharren
höchstens eine Vertiefung aus, in welche sie einige spärliche Hälmchen zusammentragen. Manche bauen aber auf dem
Boden
wirkliche Nest
, welche sie bisweilen mit einem
Teile des eigenen Gefieders auspolstern (Eiderenten).
Andere benutzen vorhandene Erdlöcher (Prairiekäuze u. a.) oder graben selbst
(Eisvögel,
Bienenfresser,
Uferschwalben u. s. w.)
enge, am Ende sich erweiternde
Gänge zum Unterbringen ihrer
Brut. Nicht wenige suchen sich zu diesem Behufe Baumlöcher aus
(Wendehals, manche
Meisen), deren Zugänge sie unter Umständen mit
Lehm künstlich verengen
(Spechtmeise)
oder, wenn das Weibchen brütet, bis auf eine enge Futteröffnung gänzlich vermauern (Nashornvögel
).
Die meisten Spechtarten verfertigen sich solche Baumlöcher selbst, während in
Indien einige
Arten derselben Familie ihre
Nest
in den hängenden Bauten gewisser Baumameisen anlegen. Die meisten
Vögel indessen schleppen allerlei Material zusammen,
aus welchem sie in sehr verschiedener
Weise und in mannigfacher Abstufung der Kunstfertigkeit ihre Nest
bauen.
Die
Talegallahühner scharren große Haufen verwesenden Laubes zusammen, in welche eine Anzahl Weibchen ihre
Eier gemeinsam
ablegen, und wo dieselben durch die sich entwickelnde Hitze der feuchten, modernden Pflanzenstoffe ausgebrütet werden (s.
Brüten).
Andere, wie die meisten
Raubvögel,
[* 9]
Tauben,
[* 10] einige
Sumpfvögel (Reiher,
Störche u. a. m.), fügen auf wenig
kunstvolle
Weise
Reisig zusammen zu fast flachen Nest
ohne Rand, aber mit um so größerm Durchmesser. Die meisten
Angehörigen
des Rabengeschlechts und viele
Singvögel machen ihre Bauten aus locker geflochtenem, ziemlich grobem Material
(Binsen,
Reisig,
trockne Pflanzenstengel allerlei Art) korbähnlich mit einer centralen Vertiefung. Die meisten
Singvögel
verwenden hierzu feineres Material, füttern das Bauwerk mit Federn und andern weichen Dingen aus und überkleiden es äußerlich
oft auf das zierlichste mit Flechten
[* 11] und
Moos. Manche Formen (Pirol,
Beutelmeise, Beutelstaar, Webervögel
) flechten höchst
kunstreiche, meist nicht aufliegende, sondern an die
Spitzen von Zweigen gehängte Nest.
Gewisse
Arten sind
sehr kapriziös in der
Wahl der
Substanzen, welche sie zum
Bauen verwenden; so benutzen manche
Kolibris
[* 12] bloß die Samenwolle
ganz bestimmter
Pflanzen, welche sie auf das
¶
mehr
geschickteste zu verfilzen verstehen, und einige ostind. Segler bedienen sich des vom Meere ausgeworfenen Tanges dazu. Bei
diesen letztern aber tritt noch ein anderes Moment mit in Thätigkeit, indem sie, wie es auch ihre Verwandte, unsere Turmschwalbe
thut, das zusammengetragene Nistmaterial mit ihrem Speichel zusammenleimen, ein Vorgang, der zu dem Nestbau
der zu derselben Sippe gehörigen Salangane (s. d.) hinüberleitet. Auch die echten Schwalben benutzen zum
Teil ihren Speichel, um Erdkrümelchen aneinander zu kitten.
Eine ganze Reihe Vögel verwenden überhaupt Erde zu ihren Bauten, sei es, daß sie dieselbe (wie die Singdrossel) als Unterlage
eines innen und außen aus vegetabilischen Substanzen konstruierten Nest
verwerten oder dieses, wie der
südamerik. Töpfervogel, ganz aus derselben verfertigen. Großen Ruhm haben sich mit Recht in neuester Zeit die Bauten der
Laubenvögel (s. d.) erworben, welche indessen zum Teil keine eigentlichen Nest
sind, sondern zur geschlechtlichen Zuchtwahl,
gewissermaßen als Tanzhäuser, in Beziehung stehen.
Auch bei uns verfertigen die Männchen mancher Vogelarten (z. B. des
Zaunkönigs) Nest
, welche nicht zum Brüten oder zur Aufzucht der Nachkommenschaft dienen, teilweise auch anders beschaffen
sind als die hierzu bestimmten. Die Bedeutung dieser Spielnester
ist noch nicht völlig aufgeklärt; wenn sie auch manchmal
als Nachtquartier benutzt werden mögen, so ist doch nicht einzusehen, weshalb sie der Vogel dann nur zur
Brütezeit errichtet. Möglich ist, daß sie zur Ablenkung von Nachstellungen dienen. - Über die eßbaren Nest
s. Indische Vogelnester.