Titel
Neßler
,
1)
Julius, Agrikulturchemiker, geb. zu
Kehl, erlernte die
Pharmazie, studierte in
Straßburg
[* 2] und
Freiburg,
[* 3] arbeitete als
Assistent v.
Babos in Freiburg
u. bei
Bunsen in
Heidelberg.
[* 4] 1856 trat Neßler
als Chemiker in die chemische
Fabrik von
Pauli bei
Karlsruhe
[* 5] ein und errichtete 1859 privatim die agrikulturchemische
Versuchsstation
Karlsruhe, welche später vom
Staat pachtweise
übernommen wurde. Zum
Professor ernannt, entwickelte er eine bedeutende Thätigkeit und erwarb sich ein
großes Zutrauen bei den Landwirten
Badens.
Daneben führte Neßler
zahlreiche agrikulturchemische Untersuchungen aus. Außer dem bekannten Neßlerschen
Reagens auf
Ammoniak
(Jodkalium-Jodquecksilber mit freiem
Kali) und einer Konservierflüssigkeit für Pflanzenpräparate (20proz.
Weingeist mit 0,1
Proz. saurem schwefligsaurem
Kali) findet das Neßlersche
Insektengift (Tabakspulver 30 g mit heißem
Wasser übergossen und abfiltriert, dann 40 g
Fuselöl, 30 g
Seife, 200
ccm
Weingeist zugesetzt und mit
Wasser auf 1
Lit. verdünnt)
häufige Verwendung.
Seit Mitte der 60er Jahre beschäftigte sich Neßler
vorzugsweise mit
Versuchen und Untersuchungen über Weinbau, Weinbehandlung
und Erkennung von
Verfälschungen des
Weins. Er schrieb: »Der
Wein und seine
Bestandteile« (2. Aufl.,
Chemn.
1866);
»Der Tabak, [* 6] seine Bestandteile und seine Behandlung« (Mannh. 1867);
»Bericht über die Thätigkeit der Versuchsstation Karlsruhe bis 1870«;
»Die Bereitung, Pflege und Untersuchung des Weins« (4. Aufl., Stuttg. 1885);
»Die Rebwurzellaus« (das. 1875);
»Naturwissenschaftliche Leitfaden für Landwirte und Gärtner« (Berl. 1880, 1. Tl.).
2) Viktor, Komponist, geb. zu Baldenheim bei Schlettstadt, [* 7] studierte in Straßburg Theologie und zugleich unter Leitung Th. Sterns Komposition. Der Erfolg seiner Oper »Fleurette« in Straßburg veranlaßte ihn, das theologische Studium aufzugeben und 1864 in Leipzig [* 8] unter Hauptmanns Leitung seine musikalische Ausbildung zu vollenden. 1868 debütierte er als Komponist mit der romantischen Zauberoper »Dornröschens Brautfahrt«, der später die Singspiele: »Am Alexandertag« und »Der Nachtwächter« sowie die Opern: »Hermingard« und »Der Rattenfänger von Hameln« (Text von F. Hofmann),
endlich 1885 »Der Trompeter von Säckingen« folgten, welch letztere Oper in ganz Deutschland [* 9] großen Beifall gefunden hat. Von seinen kleinern Kompositionen sind hervorzuheben die ¶
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Vokalwerke: »Der Blumen Rache«, »Das Grab im Busento« und »Gesang zu Pfingsten«. Neßler
lebt gegenwärtig in Straßburg.