eigentümlich umgebildete Zellen der Oberhaut wirbelloser Tiere, die sich selten bei Schnecken und Würmern,
sehr häufig aber bei Cölenteraten finden.
Diese Zellen, Nesselzellen oder Knidoblasten genannt, enthalten eine Kapsel mit
feinem, nach außen vorspringendem Fortsatze des Protoplasmas, dem Knidocil. Im Innern der Kapsel ist eine halbe Blase mit
einem spiralig oder unregelmäßig aufgerollten hohlen Faden, dem Nesselfaden, der ein mit dem Kapselboden verbundenes und
ein freies Ende hat, an dem sich eine oder zwei spiralig angeordnete Reihen von Widerhäkchen befinden.
Dieser Hohlfaden kann mit großer Kraft aus der Kapsel willkürlich von dem Tiere hervorgeschleudert werden. Der Inhalt der
Blase und des hohlen Fadens ist ein sehr heftig wirkendes Gift, das das bekannte brennende oder nesselnde Gefühl erzeugt, das
man nach Berührung einer Qualle empfindet. Meist stehen die Nesselzellen an bestimmten Körperteilen in größerer Menge
zusammen und bilden sog. Nesselbatterien. Die Nesselorgane sind Waffen zur Verteidigung und zur Lähmung lebender
Beutetiere.
(Coelenterata, Zoophyten), die niedersten echten Tiere oder Metazoen (s. d.), deren wesentlichster Charakter
in dem Verhalten des Ernährungsapparats besteht, der einen einfachen Hohlraum (Magen) darstellt, von
dem aus Kanäle sich durch den Körper verbreiten. Die äußere Haut wird vom Ektoderm oder Hautblatt, die Wand des Magens vom
Entoderm oder Darmblatt gebildet; zwischen beiden liegt in oft sehr dicker Schicht das Mittelblatt oder Mesoderm.
Besondere Blutgefäße fehlen; die im Magen zubereitete Ernährungsflüssigkeit zirkuliert in Kanälen,
welche direkt mit ihm in Verbindung stehen (Gastrovaskularkanäle). Wo sich eine Reihe Individuen zu einer Kolonie vereinigen,
sind jene Kanäle allen gemeinsam und so kommt, was ein Einzeltier erwirbt, der Gesamtheit zu gute. Darum hat sich auch eine
eigentümliche Art von Arbeitsteilung ausbilden können, bei welcher in solchen Kolonien gewisse Individuen
die Ernährung, andre die Bewegung, wieder andre die Fortpflanzung etc. besorgen. (Vgl. Siphonophoren.) - Die Cölenteraten wurden als besonderer
Stamm des Tierreichs zuerst von
mehr
Leuckart 1848 aufgestellt und waren bis dahin in dem Cuvierschen Typus der Radiaten (s. d.) enthalten gewesen. Doch umfaßten
sie damals noch nicht die Schwämme, welche neuerdings dazu gerechnet werden. Gegenwärtig zerfallen sie in die Poriferen
oder Schwämme (s. d.) und in die Korallpolypen (s. d.), Hydromedusen (s. d.) und Ktenophoren (s. d.) oder Rippenquallen.
Die drei letztgenannten werden auch wohl, da sie unter sich vieles gemeinsam haben, als Cölenteraten im engern Sinn oder als Knidarier
(Nesseltiere) bezeichnet, weil bei ihnen sich in der Haut die sogen. Nesselorgane entwickeln.
Dieses sind Kapseln mit einem spiralförmig aufgerollten Faden im Innern; bei leisester Berührung bersten sie und
entleeren sowohl den Faden als auch die ihn umgebende, wahrscheinlich giftige Flüssigkeit. Kleinere Tiere werden mit diesen
zwar mikroskopisch kleinen, aber meist äußerst zahlreichen Wurfgeschossen geradezu getötet, größere gelähmt; auch der
Mensch kann schwere Krankheiten von der Berührung einer großen Scheibenqualle davontragen. Solche Nesselorgane fehlen den Schwämmen
gänzlich. Gemeinsam haben die Knidarier im Gegensatz zu den Schwämmen ferner den Mangel der Hautporen
und das Vorhandensein von Muskeln und Nerven samt Sinnesorganen. - Die Fortpflanzung geschieht bei allen Cölenteraten meist ungeschlechtlich
durch Knospung und Teilung und führt zur Bildung der oft sehr umfangreichen Tierstöcke.
Stets tritt aber auch die geschlechtliche Fortpflanzung hinzu. Selten entstehen beiderlei Zeugungsstoffe
(Eier und Samenfäden) in dem Körper desselben Individuums; auch treffen sie meist erst außerhalb ihres Entstehungsortes zusammen,
teils in der Magenhöhle, teils außerhalb der Tiere. Aus dem Ei schlüpft meist eine flimmernde Larve, aus welcher durch mehr
oder minder komplizierte Metamorphose ein den Eltern ähnliches geschlechtliches Geschöpf hervorgeht.
Die Larven vermehren sich oft durch Sprossung und Knospung und erzeugen so eine Generation von Individuen, welche unter mannigfacher
Umgestaltung entweder selbst zur Form der Geschlechtstiere zurückkehrt, oder ihrerseits erst auf ungeschlechtlichem Weg
die Brut der Geschlechtstiere erzeugt (Generationswechsel, s. d.). Die Cölenteraten sind bis auf vereinzelte
Gattungen Meeresbewohner. Über ihre paläontologische Verbreitung s. die vier oben genannten Gruppen.
Vgl.
Leuckart, Über Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse wirbelloser Tiere (Leipz. 1848).