Nervenelek
tricität,
die elektrischen Erscheinungen, welche an den Nerven [* 2] beobachtet werden. Schneidet man aus dem Tierkörper einen Nerv aus und legt an ihn zwei künstliche Querschnitte an, so tritt, wenn gewisse Punkte des Nervenlängs- und -Querschnitts durch Elektroden (s. Elektrolyse) [* 3] mit einem Galvanometer [* 4] verbunden werden, eine der Stärke [* 5] des elektrischen Stroms entsprechende Ablenkung ein; diese Eigenschaft gehört ebenso wie die Fähigkeit, durch Reize in den Zustand der Thätigkeit übergeführt zu werden, nur dem lebenden Nerven an. Leitet man ferner einen konstanten Strom durch einen Nerv, so wird der Nervenstrom verändert: man bezeichnet diesen Zustand als Elektrotonus. Es tritt, je nachdem der konstante (polarisierende) Strom dem Eigenstrome des Nerven gleich oder entgegengesetzt gerichtet ist, eine Zu- oder Abnahme des ursprünglichen Stroms ein. Zugleich wird aber auch durch das Hindurchleiten eines galvanischen Stroms die Nervenerregbarkeit verändert, indem am positiven Pole eine Herabsetzung, am negativen eine Erhöhung eintritt (Anelektrotonus und Katelektrotonus). Die Kenntnis der Gesetze über die elektrischen Eigenschaften der Nerven ist für die sachkundige Anwendung der elektrischen Ströme bei den einzelnen Nervenkrankheiten von großer Bedeutung. -
Vgl. Du Bois-Reymond, Untersuchungen über tierische Elektricität (2 Bde., Berl. 1848-84);
ders., Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel- und Nervenphysik (2 Bde., Lpz. 1875-77).