Nerthus
,
eine german. Göttin, von Tacitus als »Mutter Erde« bezeichnet, wahrscheinlich Stammgottheit der Ingävonen, ward von einer Anzahl norddeutscher Völker als Göttin verehrt und hatte auf einer Insel im Ozean (Nordsee?) einen heiligen Hain. Auf einem ihr geweihten Wagen hielt sie von Zeit zu Zeit Umzug bei den Völkern, die sie verehrten, und denen sie Frieden und Fruchtbarkeit brachte. Ehrerbietig folgte der Priester dem verhüllten, von zwei Kühen gezogenen Wagen. Dann waren frohe und festliche Tage, und aller Streit ruhte, bis der Priester die Göttin dem Heiligtum zurückgab. Darauf wurden Wagen und Gewänder in einem geheimen See ¶
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gewaschen, die Sklaven aber, welche dabei Dienste
[* 4] leisteten, vom See sofort verschlungen (vermutlich geopfert). Da man früher
an der betreffenden Stelle des Tacitus Hertha (statt Nerthus
) las und Rügen für die Insel ihres Dienstes hielt, lokalisierte man dort
von gelehrter Seite die Sage, was allerlei Fiktionen zur Folge hatte. Grimm und Simrock finden in Nerthus
Beziehung
zu Njörd (s. d.).
Vgl. Mannhardt, Wald- und Feldkulte (Berl. 1875-77, 2 Bde.).