Neptūn,
der äußerste bekannte Planet, mit dessen Auffindung die Wissenschaft einen ihrer größten Triumphe gefeiert hat, weil rein theoretische Untersuchungen dazu geführt haben, Masse und Ort des vorher unbekannten Himmelskörpers anzugeben. Unregelmäßigkeiten, die sich in der Bewegung des 1781 entdeckten Uranus herausstellten und durch die Störungen der bekannten Planeten [* 2] nicht zu erklären waren, führten verschiedene Astronomen, z. B. Bouvard 1834 und Mädler 1840, zu der Überzeugung von der Existenz eines noch unbekannten Planeten jenseit des Uranus, und Bessel ließ durch seinen Gehilfen Flemming in den 40er Jahren Vorarbeiten zur Berechnung der Elemente dieses Himmelskörpers unternehmen.
Indessen hinderte die Kränklichkeit seiner letzten Jahre
Bessel an der weitern Verfolgung dieser
Idee. Die wirkliche
Lösung
der Aufgabe erfolgte ganz selbständig von zwei Seiten: durch den
Engländer
Adams und den
Franzosen
Leverrier.
Der erstere legte schon im
September 1845
Challis in
Cambridge die ersten
Resultate seiner Rechnungen vor, und im nächsten
Monat
sandte er dieselben auch mit einigen Abänderungen an
Airy in
Greenwich. Die letzten Ergebnisse empfing
Airy
Anfang
September 1846. An die
Öffentlichkeit trat
Adams mit seiner
Arbeit erst 1847. Mit
Hilfe der Adams
schen Angaben gelang
es in der That
Challis, am 4. und den gesuchten
Planeten aufzufinden; da ihm aber keine ins einzelne gehenden
Sternkarten
zu
Gebote standen,
so erkannte er damals die planetarische
Beschaffenheit desselben nicht.
Leverrier in Paris [* 3] fing auf Anregung Aragos im Sommer 1845 an, sich mit der Uranustheorie zu beschäftigen, und 1. Juni, 31. Aug. und teilte er seine Resultate der Pariser Akademie mit. Am richtete er auch an Galle, der damals Observator an der Berliner [* 4] Sternwarte [* 5] war, das Ersuchen, an einer von ihm näher bezeichneten Stelle des Himmels nach dem berechneten Planeten zu suchen, den er namentlich an seinem auf 3'' geschätzten scheinbaren Durchmesser für kenntlich hielt.
Galle empfing das Schreiben Leverriers am Morgen des 23. Sept. und fand mit Hilfe der von Bremiker bearbeiteten Karte der in Betracht kommenden Stelle des Himmels nahe an der von Leverrier bezeichneten Stelle ein Sternchen achter Größe, das auf der Karte fehlte. Unter Teilnahme Enckes wurden die Beobachtungen bis zum Morgen fortgesetzt, ohne daß es indessen gelang, mit Sicherheit eine Ortsveränderung zu konstatieren; erst am nächsten Abend stellte sich eine solche unzweifelhaft heraus, und damit war die planetarische Natur des beobachtete Sterns dargethan. Da derselbe schon 1795 als Fixstern von Lalande beobachtet worden war, so war man bald im stande, seine Elemente zu bestimmen; doch hat sich zwischen diesen letztern und den auf rein theoretischem Wege gefundenen Resultaten eine nicht unerhebliche Differenz ergeben, was sich indes aus der Schwierigkeit der Rechnung genugsam erklärt.
Die
Exzentrizität der
Bahn des Neptun
beträgt nur 0,00850, d. h. etwa 1/118
der halben großen
Achse, wonach die Neptunbahn
nächst der Venusbahn sich am meisten dem
Kreis
[* 6] nähert. Die
Neigung derselben gegen die
Ekliptik beträgt nur 1° 47'. Die mittlere
Entfernung des Neptun
von der
Sonne
[* 7] ist 30,07
Sonnenweiten
= 4470,47 Mill. km oder 602,5 Mill.
Meilen. Er durchläuft seine
Bahn in 164
Jahren 286
Tagen mit ungefähr ⅕ der
Geschwindigkeit
der
Erde. Dieser kann er sich bis auf 574 Mill.
Meilen nähern, sich aber bis auf 626 Mill.
Meilen von ihr
entfernen. Im letztern
Fall erscheint er mit einem
Durchmesser von 2,5'', in ersterm von 2,7'', wonach sein mittlerer scheinbarer
Durchmesser 2,6'' beträgt, was einem wahren
Durchmesser von 4,312 Erddurchmessern = 55,000 km oder 7400 geogr.
Meilen entspricht.
Er erscheint am
Himmel
[* 8] als ein
Stern 7.-8.
Größe.
Seine Masse beträgt 1/19700 ^[richtig ergänzt nach den Werten dieses Artikels: der Sonnenmasse und das 16,44fache] der Erdmasse, seine Dichte 0,205 von der der Erde (1,12 von der des Wassers);
die Intensität der Schwere ist 0,86 von der auf der Erde. Er scheint mit einer Nebelhülle umgeben zu sein;
über seine
Rotation ist nichts bekannt. Am entdeckte
Lassell einen
Mond
[* 9] des Neptun
, der 47,500
Meilen von letzterm entfernt ist, und dessen siderische Umlaufszeit 5
Tage 21
Stund. 4
Min. beträgt.