Nephrīt
(Beilstein, Nierenstein, Punamustein der Neuseeländer, Jade im Antiquitätenhandel), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Hornblendereihe), findet sich nur derb, in dichten Massen, ¶
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ist lauchgrün bis grünlichgrau, auch gelblichweiß und gelblichgrau, an den Kanten wenigstens durchscheinend, matt oder
schimmernd, poliert etwas fettglänzend, etwas fettig anzufühlen, sehr schwer zersprengbar, Härte 6,5, spez. Gew. 2,97-3.
Der Nephrit
ist als dichte Varietät des Strahlsteins (Hornblende)
[* 3] zu betrachten und besteht danach wesentlich aus Magnesiakalksilikat
(MgCa)SiO3 ^[(MgCa)SiO3] mit Eisenoxydulsilikat. Abweichend vom Nephrit
, enthält der Jadeit, welcher
als dichter Pyroxen aufzufassen ist, auch Thonerde und Natron. Er ist grün bis grünlichweiß, durchscheinend, mit geringem
Glasglanz, Härte 6,5-7, spez. Gew. 3,2-3,4.
Der Nephrit
hat mit Jadeit hohe kulturgeschichtliche Bedeutung.
Aus vorgeschichtlicher Zeit hat man vielfach Nephrit
waffen (Beile etc.) gefunden, z. B. in Deutschland,
[* 4] in den Pfahlbauten
[* 5] der Schweiz,
[* 6] in Frankreich, Italien,
[* 7] Spanien,
[* 8] Griechenland,
[* 9] Kreta, in Troja,
[* 10] Mesopotamien, Sibirien und Neuseeland.
Gegenwärtig werden noch in Kleinasien Amulette aus Nephrit
getragen, und der Grabstein Tamerlans zu Samarkand besteht ebenfalls aus
Nephrit.
In China
[* 11] spielt Nephrit
vollkommen die Rolle eines Edelsteins, obwohl er mitunter in ganz kolossalen Blöcken
angetroffen wird.
Von Sibirien aus lassen sich Nephrit
waffen, Amulette, Idole, Zierate bis Nordamerika,
[* 12] Mexiko,
[* 13] Südamerika,
[* 14] Westindien
[* 15] verfolgen.
Aber weder hier noch in Europa
[* 16] ist ein Vorkommen von Nephrit
bekannt, während sich für alle in Form von Waffen
[* 17] etc. gefundenen
Varietäten das entsprechende Rohmaterial in Turkistan (Kaschgar), Transbaikalien und Neuseeland nachweisen
läßt. Man hat deshalb angenommen, daß das Material aller in Europa und Amerika
[* 18] gefundenen Nephrit
objekte aus Asien
[* 19] (Neuseeland?)
stamme.
Ähnliches gilt für den Jadeit, von welchem ebenfalls prähistorische Beile etc. weitverbreitet gefunden sind, während ein
natürliches Vorkommen des Minerals nur aus Birma bekannt ist. Es findet sich hier wie Nephrit
in großen Blöcken,
welche einen bedeutenden Wert (bis 200,000 Mk.) repräsentieren. Andre Forscher glauben an einen einheimischen Ursprung der
Nephrite
und Jadeite. Der Nephrit
der in der Schweiz gefundenen Beile soll aus den Ostalpen, der Jadeit der französischen Beile aus
den Westalpen stammen, und vier in Norddeutschland gefundene Nephrit
blöcke (Leipzig,
[* 20] Schwemsal, Potsdam
[* 21] und Suckow bei Prenzlau)
[* 22] hält man für schwedischen Ursprungs.
Mikroskopische Untersuchung der Nephrite
und Jadeite ließ auffallende Stetigkeit ihrer Merkmale erkennen, und es ergab sich,
daß die typischen konstanten Strukturunterschiede der einzelnen Varietäten sich meist mit einer Abstammung derselben aus
räumlich getrennten Örtlichkeiten in Einklang bringen lassen. In neuester Zeit hat man auch anstehenden
Nephrit
in Schlesien
[* 23] entdeckt.