Titel
Neipperg
,
altes, ehemals reichsunmittelbares Rittergeschlecht in
Schwaben, dessen Stammschloß Neipperg
im ehemaligen Kraichgau
liegt, ward 1734 von
Kaiser
Karl
VI. in den Reichsgrafenstand erhoben und erhielt 1766 Sitz und
Stimme in dem schwäbischen Grafenkollegium,
besitzt gegenwärtig die Standesherrschaft
Schwaigern und mehrere andre
Güter unter württembergischer und badischer
Hoheit,
hat standesherrliche
Rechte und den
Titel
Erlaucht.
Vgl.
Klunzinger, Die
Edeln von Neipperg
(Stuttg. 1840).
Die
Fürsten von Montenuovo (Neuberg) sind ein Seitenzweig der Neipperg.
Die namhaftesten Sprößlinge des
Geschlechts sind:
1)
Wilhelm
Reinhard,
Graf von, geb. Sohn des kaiserlichen
Feldmarschalls
Freiherrn
Eberhard
Friedrich von Neipperg
(1655-1725),
trat 1702 in kaiserliche
Dienste
[* 2] und ward 1717 Oberst eines Infanterieregiments, zeichnete sich im Türkenkrieg 1716 bei
Temesvár
und 1717 bei
Belgrad
[* 3] aus, ward 1723
Generalmajor und
Erzieher des
Herzogs
Franz
Stephan von
Lothringen, nachherigen
Kaisers Franz
I., und nachmals dessen vertrauter
Freund. 1730 wurde er
Kommandant von
Luxemburg,
[* 4] machte 1733 als
Feldmarschallleutnant
den
Krieg in
Italien
[* 5] mit, ward 1735
Feldzeugmeister, 1737
Gouverneur von
Temesvár und focht im Türkenkrieg. Am
schloß er
ohne
Vollmacht übereilterweise den ungünstigen
Frieden von
Belgrad ab, ward dafür zu
Festungshaft verurteilt, erhielt dann 1741 den
Oberbefehl in
Schlesien
[* 6] gegen
Friedrich II., verlor aber 10. April die
Schlacht bei
Mollwitz, worauf er abberufen
ward. 1743 wohnte er zwar der
Schlacht bei
Dettingen bei, begab sich aber bald wieder nach
Wien
[* 7] und ward 1753 kommandierender
General in
Österreich,
[* 8] 1755 Hofkriegsratspräsident; starb in
Wien.
2)
Adam
Albert,
Graf von, Enkel des vorigen, Sohn des Erfinders der
Kopiermaschine,
[* 9]
Grafen
Leopold Jos. von
Neipperg
(1728-92), geb. wurde auf der
Karlsschule in
Stuttgart
[* 10] erzogen, trat 1790 in den österreichischen Militärdienst
und focht im französischen
Revolutionskrieg in der Rheinarmee bei
Jemappes und
Neerwinden, wurde bei
Doelen schwer
verwundet, nahm an dem
Angriff auf die
Mainzer
Linien (Okt. 1795) teil und zeichnete sich sodann in
Italien
1796-1801 vor
Mantua,
[* 11] in
Tirol,
[* 12] bei
Cassano,
Novi,
Marengo
[* 13] und am
Mincio aus; 1805 kämpfte er in
Italien, stand 1809 bei dem
Korps
des
Erzherzogs
Ferdinand und avancierte zum
Generalmajor. Von 1811 bis 1813 war er österreichischer Gesandter
am schwedischen
Hof.
[* 14] 1813 focht
er an der
Spitze einer
Brigade bei
Reichenberg,
[* 15] bei
Stolpen und bei
Leipzig
[* 16] und ward zum
Feldmarschallleutnant befördert. Im
Dezember ging er nach
Neapel,
[* 17] schloß daselbst den Allianztraktat mit König
Murat, rückte am 23. in die
Lombardei ein und erhielt 20. Juni eine
Division in der Gegend von
Pavia. Seit
Juli begleitete er die
¶
mehr
vormalige Kaiserin von Frankreich, Marie Luise, in die Bäder von Aix und auf ihren Reisen durch die Schweiz, [* 19] vertrat auch auf dem Wiener Kongreß die Interessen dieser Fürstin und ward zu ihrem Oberstallmeister sowie zum Oberkommandanten der Truppen von Parma [* 20] ernannt. Nach dem Wiederausbruch des Kriegs im Frühjahr 1815 zwischen Österreich und Neapel übernahm er das Kommando des 1. Armeekorps, zog 21. Mai Neapel ein und befehligte bis 25. Juni als Militärgouverneur daselbst, worauf er das Kommando in den von den Österreichern besetzten franz. Departements Gard, Ardèche und Hérault übernahm.
Sodann trat er seinen Dienst als Oberstallmeister der Erzherzogin Marie Luise wieder an und ward von derselben 1816 zum
Oberhofmeister und Minister des Auswärtigen sowie im folgenden Jahr vom Kaiser Franz zum k. k. Wirklichen Geheimen Rat ernannt.
Er starb in Parma. Neipperg
war seit 1821 mit Marie Luise in morganatischer Ehe verbunden; dieselbe
gebar ihm zwei Kinder, von denen der überlebende Sohn Wilhelm Albrecht, Graf von Montenuovo, geb. 1864 zum Fürsten
von Montenuovo erhoben wurde.
Sein ältester Sohn aus erster Ehe, Alfred August Karl Franz Camillus, Graf von Neipperg
, geb. war seit 1842 mit der Prinzessin
Maria Friederike Charlotte von Württemberg
[* 21] vermählt und starb Gegenwärtiger Standesherr ist
sein zweiter Sohn, Graf Erwin, geb. österreichischer General der Kavallerie, 1866 Befehlshaber der österreichischen
Truppen beim 8. Bundesarmeekorps, mit denen er das Gefecht bei Aschaffenburg
[* 22] 14. Juli verlor, jetzt Mitglied des österreichischen
Herrenhauses.