(franz. nègre, v. lat.
niger, schwarz,
Nigritier), die ausgeprägte
RasseAfrikas, welche diesen
Kontinent, vom Südrand der
Sahara
angefangen, bis zu dem Gebiet der
Hottentoten und
Buschmänner auf der südlichen
Halbkugel und vom Atlantischen bis zum
IndischenOzean bewohnt, so daß nur der südwestliche Teil
Afrikas und der
Norden
[* 2] von andern
Rassen (Khoi-Khoin,
Hamiten,
Semiten) eingenommen
werden. Die meisten Neger haben hohe u. schmale
Schädel (durchschnittlicher Breitenindex 68 bis 71); dazu gesellt sich ein Vortreten
des Oberkiefers und schiefe
Stellung der
Zähne
[* 3] (Prognathismus).
Als allen gemeinsames Merkmal gilt die beharrliche Dunkelung der
Haut,
[* 4] von
Gelb durch Kupferrot u. Olivenfarbe zum Dunkelbraun
(den derRasse eigentümlichenGeruch führt
Falkenstein auf eine etwas öligere
Beschaffenheit des
Schweißes
zurück, der bei unreinlicher Lebensweise leicht ranzige
Säure entwickelt); dazu gesellen sich meist (nicht immer) wulstige
Lippen, gewöhnlich (nicht
immer) kurzes
Haar,
[* 5] elliptisch im
Querschnitt, häufig der
Länge nach gespalten und gekräuselt,
zuweilen (bei
Kaffern) verfilzt und büschelförmig gestellt.
DieNase
[* 6] wechselt von der breiten, gequetschten Form bis zur fein-spitzen, schlanken. Das
Haar ist schwarz,
doch kommen auch rothaarige Neger vor. Leibhaar und Bartwuchs sind vorhanden. Die Neger bilden nur eine
Rasse, denn die vorherrschenden
anthropologischen Merkmale kehren bei allen wieder.
Waitz schließt von den eigentlichen NegernBerber,
Kopten,
[* 7] Abessinier,
Galla, Nubier,
Hottentoten,
Kaffern, Congovölker und
Malgaschen,
Schweinfurth auch die
Bongo aus, und
Fr.
Müller
will zu den Negern nur die
Völker des westlichen und mittlern
Afrika
[* 8] gerechnet wissen, welche zwischen der
Sahara und dem
Äquator
wohnen.
Andre haben neuerdings wiederum versucht, auch die hellfarbigen Nordafrikaner
(Hamiten) mit ihnen zu vereinigen,
da zahlreiche Übergänge zwischen ihnen und den eigentlichen Negern vorhanden sind.
Letztere zerfallen nach
Peschel in zwei
große Abteilungen: die Sudânneger in Mittelafrika, von der Senegalmündung bis nach
Dar Fur
[* 9] reichend und im S. durch eine
Linie begrenzt, die etwa vom Camerungebirge bis zu den
Nilseen reicht;
(vom lat. niger, schwarz), Nigritier, Äthiopier (s.d.), einheitliche Menschenrasse im afrik. Kontinent südlich
von der Sahara bis zum Kapland. Ein ähnlicher Typus ist außerdem verbreitet auf dem Festland und den Inseln des
südl. Asiens und Melanesiens, teils als Negrito (s. d.), teils als Papua (s. d.)
bezeichnet (Huxleys negroider Typus, s. Menschenrassen,
[* 11] Bd. 11, S.
775b). Zu den NegerAfrikas gehören nach Ratzel die Sudanneger
(vom Golf von Guinea bis Abessinien), die Bantu (nördlich und südlich vom Äquator zwischen Atlantischem und Indischem Ocean)
und die Kaffern (in Südafrika);
[* 12] Lepsius rechnet zu ihnen noch die Hottentotten und Buschmänner und die Nubier, während Waitz
von ihnen nicht nur letztere, sondern auch die Kongovölker und Kaffern ausschließt, und F. Müller die Wohnsitze der Neger auf
die Länder zwischen der Sahara und dem Äquator, und zwar im westlichen und binnenländischen Afrika beschränkt.
Die charakteristischen körperlichen Merkmale der eigentlichen Neger sind: Langköpfigkeit, Prognathismus, weit auseinander stehende
Augenhöhlen, infolgedessen geringe Entwicklung oder Flachlegung des Nasenbeins;
Dunkelheit der Hautfarbe, vom tiefsten Schwarz sich abstufend bis zum Graubraun,
Schokoladebraun und rötlichem Braun. So viele abweichende Veränderungen von diesen Grundzügen des Negertypus
auch vorkommen, in einer Beziehung unterscheidet er sich scharf von dem aller übrigen Menschenrassen: in dem kurzwolligen,
krausen Haupthaar.
Ungelöst ist noch die Frage, ob alle oder welche Negerstämme als autochthon in Afrika zu betrachten sind.
Sicher ist, daß starke Einwanderungen von Semiten und Hamiten von den KüstenAsiens her in frühern Zeiten
erfolgten und daß dadurch Mischvölker namentlich im NW., südlich der Sahara, und im O. Afrikas entstanden sind. Lepsius
unterscheidet drei große Sprachgruppen, die der Bantu, der Sudanesen (Nigritier) und der Hamiten. Der allgemeine Kulturcharakter
des Neger ist Stabilität; wenn er auch in den verschiedenen Ländern von der ausschließlichen Beschäftigung
mit der Jagd zum nomadisierenden Viehzüchter und von diesem zum seßhaften Ackerbauer fortgeschritten ist, und wenn er auch
von der Verwendung nicht metallischen Materials für Werkzeuge
[* 13] zur Bearbeitung des Eisens, ja zu Holzschnitzerei und Töpferei
sich emporgeschwungen hat, so hat er doch an ideellen Gütern wenig aus sich selbst geschaffen, weder
eine durchgebildete Mythologie, noch eine eigene Schrift, noch irgend etwas Monumentales.
Das InnereAfrikas besitzt keine Städte, keine Ruinen als Zeugen großartiger Menschenthätigkeit. Merkwürdig ist die Thatsache
(wahrscheinlich infolge des früher lebhaft betriebenen Sklavenraubes an den Küsten), daß der Kulturbesitz
der Eingeborenen an Verwendbarkeit, Mannigfaltigkeit und selbst Formenschönheit zunimmt, je tiefer man in das Herz des Kontinents
eindringt. (S. Afrika, Bd. 1, S. 182 und die Tafel: Afrikanische Völkertypen.) Mit dem Worte Mohr (vom lat. Maurus, Bewohner
von Mauretanien) bezeichnet der Volksmund nicht nur die eigentlichen Neger, sondern alle schwarzen
Menschenrassen. –
Vgl. Waitz, Die Negervölker und ihre Verwandten (Lpz. 1860);