Neckar
(bei den Römern Nicer, Nicarus und Nicerus), Fluß im südwestlichen Deutschland, [* 2] entspringt bei Schwenningen im württembergischen Schwarzwaldkreis in der sogen. Baar, wo der Schwarzwald und die Alb zusammenstoßen, 697 m ü. M., fließt zuerst in nördlicher Richtung nach Sulz, wo er Württemberg [* 3] verläßt, um nach kurzem Lauf durch Hohenzollern wieder dahin zurückzukehren, bildet von Kochendorf bis Gundelsheim die Grenze gegen Baden, [* 4] durchströmt dann Baden in westlicher und nordwestlicher Richtung, tritt unterhalb Heidelberg [* 5] in die Ebene des Rheinthals und mündet, 90 m ü. M., bei Mannheim [* 6] in den Rhein.
Der direkte Abstand der Mündung von der Quelle [* 7] beträgt nur 165, die Stromentwickelung 397 km, das Stromgebiet 12,416 qkm (225,5 QM.). Die bedeutendsten Zuflüsse sind auf der linken Seite: die Eschach, Glatt, Ammer, Aich, Kersch und der Nesenbach, vor allen aber die Enz, die ein kleines Flußgebiet für sich bildet, ferner die Zaber, der Leinbach und die Elsenz;
auf der rechten (von der Alb): die Prim, Schlichem, Eyach, Starzel, Steinlach, Echatz ^[richtig: Echaz], Erms, Lauter, Fils, Rems, Murr, Kocher und Jagst, Elz und Itter.
Das Neckarthal
besteht
großenteils aus einer
Menge trocken gelegter
Seen und Seedurchbrüche. Das
Bett
[* 8] des
Flusses liegt teils in
Muschelkalk, teils
in Keupersandstein und unterscheidet sich dadurch wesentlich von den Schwarzwaldthälern; durch
Überschwemmungen wird dasselbe
häufig verändert und macht öftere
Korrektionen nötig. Das Gebiet des Neckar
und seiner Nebenflüsse ist
reich an
Getreide,
[* 9]
Obst und
Wein. Von
Rottenburg an begleiten
Weinberge fast ununterbrochen den
Lauf des
Flusses; im untern
Thal
[* 10] reifen
Mandeln,
Quitten und
Aprikosen in großer
Menge.
Der
Charakter des
Thals ist im ganzen mild und freundlich, besonders von
Heilbronn
[* 11] bis
Heidelberg, wo zahlreiche
Ruinen von den Felswänden und Waldhöhen herabschauen. Die bedeutendsten
Städte am Neckar
, meist wichtige
Fabrik- und Handelsplätze,
sind:
Sulz,
Tübingen,
[* 12]
Eßlingen,
[* 13]
Kannstatt,
[* 14]
Marbach,
Besigheim,
Heilbronn,
Wimpfen,
Eberbach,
Heidelberg und
Mannheim. Die
Schiffahrt
auf dem obern Neckar
(bis
Horb) wurde zu Anfang des 18. Jahrh. durch die
Herzöge von
Württemberg hergestellt;
der mittlere und untere
Lauf, namentlich von
Heilbronn an, war von alters her schiffbar und die
Schiffahrt auf demselben (mit
Ausnahme der Jahre 1808-15, wo
Mannheim gesetzlicher Umschlagsort war) durchaus frei.
Der Neckar
ist von
Rottweil
[* 15] an flößbar, von
Kannstatt an für kleinere Fahrzeuge, von
Heilbronn an für
Dampfboote
schiffbar. Er bildet die Hauptwasserstraße für den
Handel
Württembergs (wo
Kannstatt und
Heilbronn Freihäfen sind) und vermittelt
vorzugsweise dessen
Verkehr mit den
Rheinlanden, den
Niederlanden,
England und
Amerika.
[* 16] Die Schifffahrt geschieht jetzt nur mit
Segelschiffen, doch besteht zwischen
Heilbronn und
Mannheim auch eine
Kettenschleppschiffahrt mit Dampfbetrieb.
Heilbronn berührten 1885 auf der
Bergfahrt 2299
Schiffe,
[* 17] darunter 472
Dampfschiffe, mit zusammen 85,762
Ton.
Ladung, auf der
Thalfahrt 763
Schiffe, darunter 468
Dampfschiffe, mit 139,881 T.
Ladung. Bei der
Bergfahrt wurden namentlich
Steinkohlen und
Zuckerrüben, bei der
Thalfahrt
Bau- und
Nutzhölzer und
Hafer
[* 18] verladen. Außerdem ist die Holzflößerei (mit
dem
Stapelplatz
Mannheim) sehr wichtig. Die
Kanäle, welche vom Neckar
abzweigen, sind bedeutungslos.