Nebennieren
(Glandulae suprarenales, Renes succenturiati) bilden bei den niedern Wirbeltieren um sympathische Ganglien des Bauches kleine gelbliche oder weißliche Umhüllungen und liegen über eine größere Strecke der Bauchhöhle verteilt, sind hingegen bei den höhern Wirbeltiere stets über den Nieren und zwar jederseits zu Einem Organ vereinigt an der hintern Bauchwand (s. Tafel »Blutgefäße des [* 2] Menschen«, [* 1] Fig. 5, und »Eingeweide [* 3] I«, [* 1] Fig. 2) angebracht.
Beim Menschen haben sie platte, halbmondförmige oder dreieckige Gestalt, weiche, schwammige Konsistenz und rötlichbraune Farbe. Sie bestehen aus einer dünnen, aber festen Bindegewebshülle und aus einer Rinden- und Marksubstanz. Die Rinde wird aus fächerartig angeordneten Bindegewebsbalken gebildet, in deren Maschen feine Arterien sowie Kapillaren verlaufen; in der Marksubstanz, deren bindegewebiges Gerüst netzförmig ist, verzweigen sich zahlreiche Venen.
Die sehr zahlreichen sympathischen
Nerven
[* 4] dringen, ohne an die
Rinde
Zweige abzugeben, bis ins
Mark vor und enthalten dort
Haufen
von Ganglienzellen.
[* 5] Was sonst noch an
Raum in der
Drüse vorhanden ist, wird von rundlichen
Zellen ausgefüllt.
Die Nebennieren
entwickeln sich beim
Embryo sehr zeitig und sind anfänglich viel größer als die
Nieren. Bei dem zwölfwöchentlichen
Embryo sind Nebennieren
und
Nieren etwa gleich groß; beim sechsmonatlichen
Fötus sind erstere ungefähr halb so groß wie letztere;
beim reifen
Kind verhalten sie sich wie 1:3, beim Erwachsenen wie 1:8. Ihr
Gewicht beträgt bei letzterm
5-7 g. Sie haben keinen Ausführungsgang.
Gewöhnlich werden sie zu den sogen. Blutgefäßdrüsen (s.
Drüsen) gestellt, doch ist ihre Bedeutung für den
Organismus
gänzlich dunkel.
Krankheiten der Nebennieren
kommen selten vor; man kennt nur die
Blutung, die
Tuberkulose, die
kropfartigen
Geschwülste (Adenome, Strumen) und den
Krebs
[* 6] der Nebennieren.
Doch knüpft sich an diese
Affektionen der Nebennieren
, zumal die
Tuberkulose,
ein besonderes
Interesse, seitdem der englische
Arzt
Addison beobachtet hat, daß Kranke, welche an dieser
Krankheit leiden,
eine eigentümliche bronzefarbige, rotbraune oder braungrüne
Haut
[* 7] besitzen (die sogen.
Addisonsche Krankheit;
vgl.
Addison, On the constitutional and local effects of disease of the suprarenal capsules, Lond.
1855). Bei der
Entwickelung der Nebennieren
kommt es nicht selten vor, daß kleine Gewebsstückchen in andre Nachbarorgane versprengt
werden, namentlich in das
Gewebe der
[* 8]
Nieren, in die breiten
Mutterbänder, in das
Bindegewebe längs der
Beckenarterien. Aus
Keimen dieser Art entwickeln sich zuweilen gutartige, zuweilen aber auch krebsartige
Geschwülste, welche
dem Sitz nach den
Nieren angehören, thatsächlich aber aus dem
Gewebe der Nebennieren
stammen.