Nebenius
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Karl Friedrich, bad. Staatsmann, geb. zu Rhodt bei Landau, [* 2] studierte in Tübingen [* 3] die Rechte und Staatswissenschaften, ward hierauf Advokat beim Hofgericht in Rastatt, [* 4] 1807 Finanzsekretär, 1810 Kreisrat zu Durlach [* 5] und 1811 Finanzrat, 1819 aber Geheimer Referendar. Er arbeitete die badische Verfassung von 1818 aus. Als Regierungskommissar wohnte er dem ersten badischen Landtag bei. Er sprach sich entschieden für den Anschluß Badens an den deutschen Zollverband aus und bewies sich überhaupt als Vorkämpfer der Idee einer auf Gegenseitigkeit beruhenden Handelsfreiheit in seiner Schrift »Der Deutsche [* 6] Zollverein, sein System und seine Zukunft« (Karlsr. 1835); doch gelang es ihm nicht, seine patriotische Theorie auf dem Handelskongreß zu Darmstadt [* 7] ins Leben überzuführen.
Schon 1823 war er zum Geheimrat und Vorstand der Gesetzgebungskommission sowie zum Staatsrat ernannt worden, 1831 wurde ihm die Oberaufsicht über die höhern Lehranstalten übertragen. Im November 1835 trat er von seiner Stellung als Mitglied der Gesetzgebungskommission zurück und ward Oberhofrichter, schied aber 1836 gänzlich aus dem Staatsdienst aus. Kurz darauf wurde er jedoch als Direktor in das Ministerium des Innern berufen, und im April 1838 übernahm er das Portefeuille des Innern, gab dasselbe jedoch, durch die Reaktion unter Blittersdorff in seiner Wirksamkeit gehemmt, schon im Oktober 1839 wieder ab. 1843 ernannte ihn die Regierung zum Mitglied der Ersten Kammer; im April 1845 übernahm er wieder das Ministerium des Innern und ¶
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wurde im März 1846 Präsident des Staatsrats. Infolge der Revolution vom Mai 1849 mit dem Ministerium zurückgetreten, lebte er seitdem litterarischen Arbeiten und trat nur bei den Verhandlungen über die deutsche Verfassungsreform in der Broschüre »Baden [* 9] in seiner Stellung zur deutschen Frage« (Karlsr. 1850) öffentlich hervor. Er starb erblindet in Karlsruhe. [* 10] Noch sind von seinen vortrefflichen volkswirtschaftlichen Schriften hervorzuheben: »Betrachtungen über den Zustand Großbritanniens in staatswirtschaftlicher Hinsicht« (Karlsr. 1818);
»Der öffentliche Kredit« (das. 1820, 2. Aufl. 1829);
»Über technische Lehranstalten« (das. 1833);
»Über die Herabsetzung der Zinsen der öffentlichen Schulden« (Stuttg. 1837);
»Über die Zölle des Zollvereins zum Schutz der einheimischen Eisenproduktion« (Karlsr. 1842) und »Die katholischen Zustände in Baden« (das. 1842),
eine Entgegnung aus Mones gleichnamige (anonyme) Schrift.
Aus seinem Nachlaß erschienen eine Biographie des Großherzogs Karl Friedrich von Baden (Karlsr. 1868) und »Geschichte der Pfalz« (Heidelb. 1874).