1) (arab. Nasira), Flecken in Galiläa, im alten Stammgebiet Sebulon, auf einem Hügel des Hochlandes zwischen
den Ebenen Jesreel und Battauf, bekannt als der Wohnort der Eltern Jesu. Zur Zeit der Kreuzzüge wurde das Erzbistum
von Bethsean hierher verlegt, und Nazareth ward ein besuchter Wallfahrtsort der Christen; 1263 wurde es von den Sarazenen zerstört.
Die neue Stadt Nazareth, am Abhang eines Bergs, hat 5-6000 Einw., davon zwei Drittel Christen. Die Verkündigungskirche wurde 1620 neu
erbaut und ist nächst der Kirche des Heiligen Grabes die schönste Syriens.
Sie gehört zu einem Franziskanerkloster, an dessen Stelle nach der Legende die Santa Casa von Loreto gestanden hat. Eine griechische Kirche
steht bei dem Brunnen der Maria, eine evangelische ward 1871 errichtet. In neuester Zeit wurde im Norden der Stadt ein englisches
Waisenhaus für arabische Mädchen erbaut. Außerdem werden dem Reisenden gezeigt: die Werkstätte Josephs;
eine große Steinplatte, an welcher der Herr mit seinen Jüngern gegessen haben soll; die Überreste der Synagoge, worin Jesus
lehrte, u. a.
Vgl. Tobler, Nazareth in Palästina (Berl. 1868). -
2) Stadt in der brasil. Provinz Bahia, am schiffbaren Jaguaripe, 85 km westsüdwestlich von Bahia, in
fruchtbarer Gegend, hat Gemüsebau, Mandiokamühlen, Ziegelbrennerei und 4000 Einw.
(arab. e’-Nâsira), die galiläische Stadt, ist kürzlich durch G. Schumacher genau untersucht worden. Die
Altstadt liegt in einem wasserarmen Thalkessel, die neuern Stadtteile ziehen sich terrassenförmig die Berge hinauf und das
dem Kison tributäre Thal
hinab, so daß der niedrigste Punkt 360 m, der höchste 450 m über dem Meere liegt.
Nazareth zählt sieben Stadtviertel (hâra), an deren Spitze ein oder mehrere Bevollmächtigte stehen, welche die Steuern eintreiben
und Gemeindeangelegenheiten mit der Regierung zu ordnen haben. Es gibt 11 Kirchen, 1 Moschee, 5 mohammedanische Heiligtümer, 7 Klöster,
ca. 15 Schulen, 3 christliche Wohlthätigkeitsanstalten, 5 Karawanseraien, 2 Hotels. 1891 belief sich die
Bevölkerung auf rund 7500 Seelen; sie hat sich in den letzten 20 Jahren um ein starkes Drittel vergrößert, und zwar aus sich
selbst heraus.
Sie setzt sich zusammen aus 2870 Griechisch-Katholiken, 1310 Latinern, 950 unierten Griechen, 252 Maroniten, 212 Protestanten
und 1825 Mohammedanern; Juden werden dort nicht geduldet, dagegen fassen neuerdings die Russen festen Fuß.
In Sitten und Sprache unterscheiden sich die Nazarener von den umwohnenden Fellachen; ihr Charakter und namentlich ihre Gastfreundschaft
wird gerühmt. Das bisherige gute Einvernehmen zwischen Christen und Moslems hat neuerdings von letzterer Seite Störungen erfahren.
Die Bewohner treiben Ackerbau, Viehzucht, Handel (besonders Getreide, Ellen- und Spezereiwaren) und namentlich
Gewerbe, mit deren Erzeugnissen die umwohnenden Fellachen versorgt werden. Von Bethlehem abgesehen, gibt es kein zweites so
industrielles Städtchen in Palästina wie Nazareth, besonders stark vertreten sind Schmiede, Steinhauer, Schreiner, Gärtner etc.
Großen Ruf haben die dort gefertigten arabischen Pflüge, Joche und Pfeifenköpfe. Im ganzen ist Nazareth wohlhabend,
wenn es auch unter dem allgemeinen Niedergang des Bauernstandes zu leiden hat. Nazareth ist Sitz eines türkischen
Kaimakams und hat ein Post- und Telegraphenamt mit internationalem Verkehr.