Naturphilo
sophie
im allgemeinen ist ein Teil der Philosophie (s. d.) und zwar des theoretischen Teils derselben, welcher von dem, was ist (Metaphysik; s. d.), im Gegensatz zum praktischen, welcher von dem, was sein soll (Ethik, s. d.), handelt. Als solcher unterscheidet sie sich von dem andern Teil der theoretischen Philosophie, der Geistesphilosophie (deren Gegenstand der Geist, entweder der unendliche: Theologie, oder der endliche: Psychologie, ist), dadurch, daß ihr Gegenstand die Natur, von der (empirischen) Naturwissenschaft, welche denselben Gegenstand hat, dadurch, daß sie eben Philosophie ist.
Wer daher (wie der
Materialismus) keinen von der
Natur unterschiedenen
Geist anerkennt, für den verwandelt sich die ganze theoretische
Philosophie in bloße Naturphilo
sophie; wer (wie der Empirismus) auch die
Philosophie für eine Erfahrungswissenschaft erklärt, für den
besteht zwischen Naturphilo
sophie und
Naturwissenschaft kein wirklicher, sondern höchstens ein Namensunterschied. In
ersterm
Sinn machen
Systeme, welche überhaupt eine
Metaphysik behandeln, von derselben Anwendung auf die
Natur
(Metaphysik der
Natur, Naturphilo
sophie); in letzterm
Sinn will bisweilen, da sie auf die Bezeichnung als
Philosophie selten Wert zu legen pflegt, empirische
Naturwissenschaft für Naturphilo
sophie gelten
(Häckel).
Folge des erstern Umstandes ist, daß die
Gegensätze der philosophischen
Schulen hinsichtlich der allgemeinen
Metaphysik
(Monismus,
Monadismus, Alleinheits-, Allvielheitslehre),
Folge des letztern, daß die
Gegensätze der empirischen
Physik
(Dynamismus,
Atomismus)
auf die Naturphilo
sophie
übertragen werden. Im engern
Sinn wird unter Naturphilo
sophie jene Gestalt der
Philosophie
Schellings (s. d.) verstanden, welche
in dessen ersten
Schriften enthalten und von ihm später als negative im
Gegensatz zu seiner schließlichen positiven oder
Offenbarungsphilosophie bezeichnet worden ist. Vgl.
Schaller, Geschichte
¶
mehr
der Naturphilo
sophie von Baco von Verulam bis auf unsre Zeit (Leipz. 1841-46, 2 Bde.);
Wundt, Über den Einfluß der Philosophie auf die Erfahrungswissenschaften (das. 1876); Fr. Schultze, Philosophie der Naturwissenschaft
(das. 1881-82, 2 Bde.).