Natūr
(lat. natura
, von nasci, entstehen), die uns umgebende
Welt in ihren gesetzmäßigen Veränderungen
und mit ihrem gesamten
Inhalt, namentlich soweit sie dem Einfluß der
Menschen noch unverändert gegenübersteht, daher auch
im
Gegensatz zur
Kultur oder
Kunst gebraucht. Zur Natur
gehören alle ursprünglichen, nicht durch die
Hand
[* 2] des
Menschen veränderten
Dinge,
alle Geschöpfe, der
Mensch nicht ausgenommen, insofern auch die mit ihm vorgehenden Veränderungen
von
Naturgesetzen abhängen, wie die
Statistik so deutlich zeigt.
Der
Mensch hat aber außer der objektiven Auffassung der
Dinge noch eine Auffassung derselben nach subjektiven
Ideen. Diese
erheben ihn über die Natur
zur Auffassung des
Schönen, des
Guten, des Zweckmäßige. So
ist er zwar nicht
Bürger zweier
Welten, wie man oft gefabelt hat; wohl aber hat er von einer und derselben
Welt zwei ganz verschiedene Anschauungsweisen:
die natürliche und die religiöse oder ideale. Man spricht von der freien Natur
im
Gegensatz zu den durch überlieferte
Anschauungen,
politischen
Zwang, juristische
Satzungen,
Verkehr und
Willkür eingeengten geselligen und bürgerlichen Verhältnissen.
Man erholt sich vom
Druck und
Treiben des bürgerlichen
Lebens in der freien Natur
, weil jener
Druck hier wegfällt, wo nur unabänderliche,
allgemein gültige
Naturgesetze, aber keine willkürlichen menschlichen
Satzungen herrschen. Die Natur
eines
Dinges ist seine Abhängigkeit
vom
Naturgesetz in der ihm eigentümlichen Form. So kann man auch von der Natur
eines
Menschen sprechen, insofern
seine ihm vererbte
Anlage sich in ihm nach ganz bestimmter gesetzmäßiger Form entwickelt.
Diese
Anlage nennt man auch
Naturell (s. d.) oder
Naturanlage. Man spricht in diesem
Sinn von der Natur
bestimmter
Arten von
Dingen
und
Erscheinungen. Insofern die Eigentümlichkeit eines
Menschen, eines
Tiers, einer
Pflanze oder irgend
eines
Körpers überhaupt von seiner Natur
, also von seiner unter
Naturgesetzen stehenden
Anlage herrührt, nennt man ihr
Wesen
natürlich. Der
Gegensatz dazu ist das durch Absicht,
Kunst,
Erziehung,
Dressur etc. Erworbene. Das
Künstliche ist dem Natürlichen
gerade entgegengesetzt.
Die
Erziehung sucht den natürlichen
Menschen den
Ideen des
Guten und
Schönen gemäß auszubilden. Man spricht
auch von der schönen Natur
und deutet damit auf die ideelle Bedeutung der Naturgegenstände hin, denn insofern wir
die
Dinge als schön auffassen, legen wir ihnen einen Wert
an sich bei, der aus ihrer Abhängigkeit von
Naturgesetzen nicht entspringt. Die Erforschung der
Gesetze der Natur
ist Gegenstand der
Naturwissenschaft (s.
Naturforschung).