Natriumchlorīd
(Chlornatrium), s. Salz.
4 Wörter, 41 Zeichen
(Chlornatrium), s. Salz.
[* ] (Kochsalz, Chlornatrium) NaCl, chemische Verbindung, welche in 100 Teilen 39,34 Teile Natrium und 60,66 Teile Chlor enthält, entsteht, wenn Natrium in Chlor verbrennt, oder wenn kohlensaures Natron (Soda) mit Salzsäure (Chlorwasserstoff) zersetzt wird. Das S. kristallisiert in wasserfreien Würfeln, die gern etwas Mutterlauge einschließen und daher beim Erhitzen zerspringen (verknistern, dekrepitieren). Aus Lösungen, welche Phosphorsäuresalze enthalten, kristallisiert S. in wasserfreien Oktaedern u. bei einer Temperatur unter -10° aus reinen Lösungen in großen sechsseitigen Tafeln, die beim Erwärmen in Wasser und Würfel zerfallen. Reines S. wird an der Luft nicht feucht, es schmilzt bei starker Rotglut und verdampft bei höherer Temperatur, namentlich in einem Luftstrom; beim Erstarren kristallisiert es in Würfeln. Sein spezifisches Gewicht ist 2,15. Es ist bei Siedehitze nur wenig löslicher als bei gewöhnlicher Temperatur, und zwar lösen 100 Teile Wasser:
Teile Salz | |||
---|---|---|---|
bei | -15° | C. | 32.73 |
" | -10 | " | 33.49 |
" | -5 | " | 34.22 |
" | 0 | " | 35.52 |
" | +5 | " | 35.63 |
bei | +9° | C. | 35.74 |
" | +14 | " | 35.87 |
" | +25 | " | 36.13 |
" | +40 | " | 36.64 |
" | +60 | " | 37.25 |
bei | +70° | C. | 37.88 |
" | +80 | " | 38.22 |
" | +90 | " | 38.87 |
" | +100 | " | 39.61 |
" | +109.7 | " | 40.35 |
100 Teile gesättigte Kochsalzlösung enthalten:
Teile Salz | |||
---|---|---|---|
bei | -14° | C. | 26.3 |
" | -7.3 | " | 26.4 |
" | -1.1 | " | 26.5 |
" | +4.7 | " | 26.6 |
" | +10.1 | " | 26.7 |
" | +15.3 | " | 26.8 |
" | +20.3 | " | 26.9 |
" | +25.0 | " | 27.0 |
" | +29.6 | " | 27.1 |
" | +34.0 | " | 27.2 |
" | +38.3 | " | 27.3 |
bei | +42.4° | C. | 27.4 |
" | +46.4 | " | 27.5 |
" | +50.3 | " | 27.6 |
" | +54.1 | " | 27.7 |
" | +57.8 | " | 27.8 |
" | +61.4 | " | 27.9 |
" | +64.9 | " | 28.0 |
" | +68.3 | " | 28.1 |
" | +71.7 | " | 28.2 |
" | +75.1 | " | 28.3 |
" | +78.4 | " | 28.4 |
bei | +81.7 | °C. | 28.5 |
" | +84.9 | " | 28.6 |
" | +88.0 | " | 28.7 |
" | +91.0 | " | 28.8 |
" | +93.9 | " | 28.9 |
" | +96.7 | " | 29.0 |
" | +99.5 | " | 29.1 |
" | +102.3 | " | 29.2 |
" | +105.1 | " | 29.3 |
" | +107.9 | " | 29.4 |
Gesättigte Kochsalzlösung siedet unter einfachem Atmosphärendruck bei 109,4° C. und enthält dabei 29,4-29,5 Proz. S. Ungesättigte Kochsalzlösungen lassen sich nicht nur durch Verdampfen, sondern auch durch Gefrieren konzentrieren, indem sich bei niedriger Temperatur das Wasser in Form von Eis abscheidet. Die Eisbildung erfolgt stets erst bei den Temperaturen unter dem Gefrierpunkt des Wassers und zwar bei um so niedrigern Temperaturen, je konzentrierter die Salzlösung ist. Dabei enthält das Eis stets etwas S. Auch die Dampfbildung wird durch
einen Salzgehalt des Wassers erschwert. Wird S. in Wasser gelöst, so ist das Volumen der Lösung kleiner, als die Volumen beider Körper zusammengenommen vor der Vereinigung waren. Bei +4° erhielt Karsten folgende Werte:
Salzgehalt, Prozente | Spez. Gewicht |
---|---|
0 | 1.000000 |
1 | 1.007562 |
2 | 1.015125 |
3 | 1.022694 |
4 | 1.030269 |
5 | 1.037855 |
6 | 1.045455 |
7 | 1.053068 |
8 | 1.060698 |
9 | 1.068349 |
10 | 1.076022 |
11 | 1.083719 |
12 | 1.091444 |
13 | 1.099199 |
14 | 1.106985 |
15 | 1.114807 |
16 | 1.122663 |
17 | 1.130564 |
18 | 1.138504 |
19 | 1.146489 |
20 | 1.154520 |
21 | 1.162601 |
22 | 1.170734 |
23 | 1.178921 |
24 | 1.187165 |
25 | 1.195469 |
26 | 1.203835 |
(Vgl. Karsten, Untersuchungen über das Verhalten der Auflösungen des reinen Kochsalzes in Wasser, Berl. 1845.) Alkohol und sehr starker Weingeist lösen das S. in geringer Menge; mit dem Wassergehalt des Weingeistes steigt die Löslichkeit. Nach Wagner nehmen 100 Teile Weingeist von 95,5 Proz. 0,172 Teil S. auf; 100 Teile Weingeist von 75 Proz. bei 15° C. 0,7 Teil, bei 71,5° C. 1,30 Teil.
Kochsalz findet sich in der Natur sowohl in festem Zustand (Steinsalz, Steppen-, Wüstensalz) als auch in gelöstem Zustand in Salzseen, im Meerwasser, in Salz- oder Solquellen in größter Menge und Verbreitung. Das Steinsalz nimmt einen sehr wesentlichen Anteil an der Zusammensetzung der Erdrinde. In vielen Gegenden finden sich ausgedehnte und mächtige Lager und Stöcke, welche aus reinem S. oder salzhaltigem Gips, Anhydrit, Dolomit, Mergel oder Thon (sogen. Salzthon) bestehen.
Die reinen Salzstöcke und Salzlager sind oft mit Salzthon bedeckt, und an vielen Orten hat man zahlreiche übereinander liegende Steinsalzschichten aufgefunden, welche mit Lagen von Salzthon abwechseln. Ochsenius erklärt die Bildung der Salzlager durch das Vorhandensein von tiefen Meerbusen mit einer annähernd horizontalen Mündungsbarre, welche nur so viel Meerwasser eintreten läßt, als die Busenoberfläche auf die Dauer verdunsten kann. Bei trocknem und warmem Klima bewirkt die Erwärmung und starke Verdunstung über der Barre die Entstehung konzentrierter, also schwererer Salzlösung, welche fortwährend in die Tiefe des Busens sinkt.
Aus der sich hier ansammelnden übersättigten Lauge scheidet sich das S. in Kristallen aus. Nachdem ein solcher Meerbusen mit Steinsalzablagerung, deren Liegendes von Gips gebildet worden, so weit angefüllt ist, daß eine konzentrierte Lösung der leicht löslichen sogen. Mutterlaugensalze die oberste Schicht bildet, so muß ein Kreislauf entstehen, indem über die Barre oben Meerwasser zu-, unten jene Lösung abfließt. Das erstere läßt bei der Vermischung mit der konzentrierten Salzsole seinen Gehalt an Kalksulfat oder auch Polyhalit fallen, und je länger diese Periode dauert, desto mächtiger wird die Gips- oder Anhydritdecke. Findet in dieser Periode eine vollständige Isolierung des Meerbusens statt, so kristallisieren die Mutterlaugensalze über der Gips- oder Anhydritdecke. Einige Steinsalzlager (Staßfurt, Kalusz) sind von einer mächtigen Schicht der kristallisierten Mutterlaugensalze (Abraumsalze, s. d.) bedeckt, häufiger aber sind diese später wieder verschwunden und lassen sich nur noch in Spuren nachweisen.
Das Steinsalz kommt in fast allen Gebirgsformationen (vom Glimmerschiefer bis zum Tertiärgebirge) vor und zwar in der Regel in Begleitung von Anhydrit und Gips. Manche mächtige Steinsalzlager gehen zu Tage aus, viele andre sind in neuerer Zeit in bedeutender Tiefe durch Bohrarbeiten aufgefunden worden. Wenn hinreichend mächtige und reine Steinsalzlager schon bergmännisch aufgeschlossen sind oder leicht abgebaut werden können, so gewinnt man das Steinsalz bergmännisch durch Glocken- und Kammer-, meist aber durch den regelmäßigen Pfeilerbau.
Dergleichen Steinsalzlager finden sich in vielen Ländern, so in Österreich (in Westgalizien: Wieliczka, Bochnia; in Siebenbürgen, Ungarn), in Bayern (Berchtesgaden) und Württemberg (bei Hall), in Preußen (Staßfurt, Erfurt), in Frankreich (Vic, Marennes), in England (Norwich), in Spanien (Cardona in Katalonien) etc. Das Steinsalz ist entweder farblos und leicht in glasglänzende Würfel zerteilbar, oder es bildet gelbliche, rötliche, auch grünlichgraue kristallinische Massen, die Eisenoxyd, Thon und auch Infusorien enthalten. Analysen ergaben folgende Zahlen:
Steinsalzlager | Chlornatrium | Chlormagnesium | Schwefels. Magnesia | Gips | Thon etc. | Schwefels. Natron |
---|---|---|---|---|---|---|
Staßfurt | 97.55 | - | 0.23 | 1.00 | - | 0.45 |
Wilhelmsglück bei Hall. | 98.94 | - | - | 0.16 | 0.60 | - 1 |
Weißes Salz von Vic. | 99.30 | - | - | 0.50 | 0.20 | - |
Hellgraues von Vic. | 97.80 | - | - | 0.30 | 1.90 | - |
Halbweißes v. Marennes | 97.20 | 0.40 | 0.50 | 1.20 | 0.70 | - |
Rotes von Marennes | 96.78 | 0.68 | 0.60 | 1.09 | 0.85 | - |
Hellgraues von Norwich | 98.30 | 0.20 | - | 0.02 | 0.31 | 0.2 2 |
1 Spuren von Chlorkalium, kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Magnesia. - 2 Chlorcalcium.
In einer Sorte S. von Wieliczka findet sich stark komprimiertes Kohlenwasserstoffgas, welches beim Erwärmen die Kristalle zersprengt (Knistersalz). Man bringt das Steinsalz in Blöcken, Stücken oder als Pulver in den Handel und benutzt es direkt zu technischen Zwecken und in der Landwirtschaft.
Ist das S. durch eingemengten Thon, Gips, Mergel etc. (als Haselgebirge) so verunreinigt, daß es für sich nicht bergmännisch gewonnen werden kann, so arbeitet man in den Stöcken Höhlungen (Kammern) aus, füllt diese durch zugeleitetes Tagewasser und bringt die so erhaltene Lösung (Sole) zum Versieden (Verwässerung des Haselgebirges). Derartige Laug- oder Sinkwerke findet man unter anderm im Salzkammergut und im Salzburgischen. Der Sinkwerksbetrieb wird in der Weise ausgeführt, daß man in gewissen Entfernungen übereinander, gewöhnlich 90 m, Stollen ins Salzgebirge (s. Tafel, [* ] Fig. 1 H) treibt, dann von dem untern Stollen aus auf der Mittellinie der anzulegenden Sinkwerke rechts und links rechtwinkelig dagegen Hauptstrecken von 2 m Höhe, 1 m Breite und etwa 100 m Länge treibt. In einiger Entfernung von dem Kreuzungspunkt von Stollen und Strecke beginnt man von letzterer aus Quergänge (Querschläge) von 2-3 m Länge und von diesen aus wieder der Strecke parallel Gänge (Nebenstrecken) im Gebirge auszuhauen, so daß das ganze Feld in quadratische Pfeiler, jeder ringsum frei, zerlegt wird. In die Höhlungen wird demnächst durch einen Schacht von dem obern Stollen aus Wasser eingelassen, welches, mit Kochsalz gesättigt, auf der untern Stollensohle abgelassen wird. Um nun die Sättigung der Sole und den Laugenabfluß in der Gewalt zu haben und das Zusammenbrechen der
[* ] Fig. 7. Rundpfanne mit Rührwerk.
[* ] Fig. 5. Rohrpfanne, Durchschnitt.
[* ] Fig. 6. Rohrpfanne, Grundriß.
[* ] Fig. 8. Mechanische Salzdarre.
[* ] Fig. 9. Dörrpfiesel mit Pultfeuerung.
[* ] Fig. 4. Sudpfanne mit Treppenrost.
Räume zu verhüten, richtet man in etwa 20-25 m Entfernung vom untern Stollen in der Hauptstrecke bei A (s. Tafel, [* ] Fig. 1) einen sogen. Wöhrbau her, indem man zunächst im Gebirge an den Seiten, der Decke und der Sohle der Strecke A eine Aushöhlung (Wöhrschram) a b c d macht und am Anfang derselben nach A zu aus starkem Holz den Wöhrbund e f g h errichtet. Der Wöhrschramraum hinter dem Wöhrbund wird mit Letten B ausgefüllt und hinter demselben am Anfang des Kanals C (Lettengerüst) abermals eine Holzwand k angebracht.
Durch beide Holzwände und die Lettenmasse B ist das vorn mit einem Hahn n und hinten mit einem Seiheblech versehene Ablaßrohr gelegt. Der Kanal C ist mit Holz ausgekleidet und dieses von allen Seiten mit Letten umgeben, auch bei m noch ein mit Letten ausgefüllter Schram angebracht, um größere Sicherheit gegen Solendurchbrüche zu erlangen. i durchlöcherte Wand, E mit starkem Holz ausgekleideter Verbindungskanal nach dem Sumpf D zu, einem aus übereinander gelegten Holzgevieren hergestellten und mit Bohlen bedeckten Schacht, welcher in einen der mit Wasser gefüllten kommunizierenden Räume G hineinragt, durch seine Zwischenräume zwischen den Holzgevieren die immer nach unten sinkende gesättigte Sole aufnimmt und in die Räume E und C entläßt.
Zeigt sich das in schwachem Strahl zwischen die Gebirgspfeiler zugeführte Wasser in C mit S. gesättigt, so öffnet man den Hahn n und läßt die Sole ab. Hierauf entfernt man einen Teil des von der Decke auf die Erde gefallenen ausgelaugten Gebirges (Laist) F, erhöht den Sumpf D, läßt abermals Wasser in die ausgehöhlten Räume, zapft demnächst die gesättigte Sole ab und wiederholt diese Operationen, bis die Decke (»Himmel«) der entstandenen Höhlungen bis an den obern Stollen rückt, worauf man das Sinkwerk verläßt.
Gegenwärtig treibt man mit den neuern Hilfsmitteln ein weites Bohrloch bis zu dem Steinsalz nieder, füttert es mit Röhren aus, hängt eine engere kupferne Röhre hinein und erhält den Raum zwischen beiden Röhren stets mit Wasser gefüllt. Unter diesen Umständen bildet sich in dem Steinsalzlager eine starke Sole, die durch hydrostatischen Druck in dem engern Rohr in die Höhe getrieben wird. Da die Sole aber spezifisch schwerer ist als das reine Wasser, so erreicht sie auch nicht die Höhe desselben und muß daher durch Pumpwerke gehoben werden.
In der Natur entstehen auf ganz ähnliche Weise die Salzsolen oder Salzquellen, welche entweder an der Oberfläche der Erde hervorkommen, oder sich in im Steinsalzgebirge niedergebrachten Schächten (Solschächten, Solbrunnen) sammeln, die man zu diesem Zweck abgeteuft hat. Selten sind solche natürliche Salzquellen aber gesättigt; ja, sie sind meist durch das von allen Seiten ihnen zufließende süße Wasser so verdünnt, daß man in neuerer Zeit vielfach vorgezogen hat, das Steinsalzlager, dem die Quellen ihren Ursprung verdanken, zu erbohren und das Bohrloch mit Röhren auszufüttern, welche die fremden Wasser abhalten (Bohrlochsbetrieb). Die Sole wird alsdann mittels einer kombinierten Saug- und Hebepumpe zu Tage geschafft. Bisweilen erfordern es die Umstände, daß man das Salzgebirge durch Bergbau zu Tage fördert und dann auslaugt. Dies geschieht namentlich in England und z. B. auch bei Bex in der Schweiz, wo der Anhydrit, aus welchem das dortige Salzgebirge besteht, so fest und zusammenhängend ist, daß er im Wasser nicht zerfällt.
Die Solen enthalten neben Kochsalz viele fremde Salze, und diese scheiden sich bei der Konzentration zum Teil vor, zum Teil nach dem Kochsalz aus. Namentlich finden sich Chloride, Bromide (seltener Jodide), Sulfate, Carbonate, Silikate von Natrium, Kalium (auch Rubidium, Cäsium, Thallium), Magnesium, Calcium und Eisen sowie organische Substanzen. Starke Solen werden sofort verdampft, schwache konzentriert man durch Kälte (Ochotsk, Irkutsk) oder dadurch, daß man sie bei gewöhnlicher Temperatur einem Verdunstungsprozeß unterwirft.
Welche Konzentration die Solen haben müssen, um siedewürdig zu sein, hängt von dem Preis des Brennmaterials ab. Gewöhnlich werden schwache Solen zunächst gradiert, indem man sie über die Dornenwände der Dorngradierhäuser leitet. Hierbei erfahren sie eine Reinigung, indem gewissen Salzen das zu ihrer Lösung erforderliche Wasser durch Verdunstung entzogen wird (Gips) oder durch die stete Bewegung der tröpfelnden Sole Kohlensäure aus doppeltkohlensauren Salzen (von Eisen, Calcium etc.) entweicht.
Die ausgeschiedenen Salze setzen sich dann auf den Dornen als Dornstein (s. d.) fest. Man belegt im Gradierhaus entweder nur die dem Wind entgegenstehende äußere Fläche der Dornenwand mit Sole und überläßt es dem Winde, die Sole nach dem Innern der Wand zu verbreiten (Flächengradierung), oder man läßt auch das Innere der Wand betröpfeln (kubische Gradierung). Ist bloß eine Dornenwand vorhanden, so wird hierbei nur die dem Wind entgegenstehende Hälfte benetzt, während in der andern Hälfte die verspritzte und verwehte Sole aufgefangen wird.
Sind dagegen zwei Dornenwände vorhanden, so wird die ganze dem Wind entgegenstehende Wand betröpfelt, und die zweite Wand dient zum Auffangen. Bei solchen zweibändigen Gradierhäusern wendet man endlich auch die kombinierte kubische und Dreiflächengradierung an, indem man die ganze dem Wind zugekehrte Wand und außerdem noch die dem Wind zugekehrte Hälfte der andern Wand betröpfelt. Dies letztere Verfahren gibt bei Gradieranstalten mit zwei Dornenwänden den größten Effekt; zwei parallele, in einem Gebäude vereinigte Gradierwerke leisten aber immer ansehnlich weniger, als dieselben Wände voneinander getrennt leisten würden.
[* ] Fig. 2 läßt die Einrichtung eines zweiwandigen Gradierwerks erkennen. a Hauptsäule;
b äußere Dornensäulen;
c innere Dornensäulen;
d Hauptsturmstreben;
e Streben;
f Oberhalter;
g Träger für den Gerinnkasten;
h Dornenwände aus Bündeln von Schwarz- oder Schlehendorn;
i Solkasten, mit Thonlage k umstampft und mit einem schrägen Dach l versehen, zur Aufnahme der gradierten Sole, demselben durch die Rinne m zufließend;
n Hauptsolenleitung, aus welcher durch Röhren p sowohl die innern als äußern Dornenwände, letztere aus den Röhren o, mit Sole versehen werden;
q Spunde, um die nach den Röhren o gelangende Sole abzustellen;
r Geländer um die Solenleitung herum.
Die Sole muß stets mehreremal über die Wände laufen; bei billigem Brennmaterial konzentriert man sie nur bis zu 15 Proz., auf den meisten Salinen bis 20 Proz. und auf einigen sogar bis zu 26 Proz. Salzgehalt, also fast bis zur Sättigung. Der Betrieb der Gradierung ist mit Vorteil nur in der wärmern Jahreszeit möglich und muß selbst in dieser bei ungünstiger Witterung eingestellt werden. In Deutschland sind 200-260 Tage jährlich für den Betrieb geeignet. Auf einigen Salinen, deren Sole ohne Gradierung siedewürdig ist, läßt man dieselbe dennoch einmal durch die Dornenwand fallen, um sie von kohlensauren Salzen, namentlich kohlensaurem Eisenoxydul, welches
nur durch Oxydation vollständig entfernt werden kann, zu befreien. Organische Substanzen und schwefelsaure Magnesia entfernt man bisweilen durch Fällung mit Kalkmilch, wobei man darauf zu achten hat, daß kein überschüssiger Ätzkalk in der Sole bleibe.
Die hinreichend konzentrierte und gereinigte Sole wird bei Kochhitze in Salinen (Salzsud- oder Salzsiedewerken) versotten oder verdunstet. In ersterm Fall bildet sich kleinkörniges, im letztern grobkörniges S. Dieses besteht zum großen Teil aus hohlen vierseitigen Pyramiden mit treppenförmigen Wänden, die aus einzelnen Würfeln zusammengesetzt sind (Textfig. 1). Da das Kochsalz in manchen Gegenden von den Konsumenten in solcher Form verlangt wird, so sind viele Salinen genötigt, die Salzausscheidung durch Verdunstung zu bewirken, obgleich die Versiedung, bei welcher Brennmaterial erspart und viel rascher produziert wird, vorteilhafter sein würde.
Die Siedepfannen sind flach, gewöhnlich aus Eisenblech konstruiert, dann mit einer Feuerung unter dem Boden versehen (unterschlächtige Feuerung) und mit einem hölzernen Brodemfang bedeckt, dessen unterster Teil aus Klappen besteht, die man nach Erfordernis entweder auf dem Borde der Pfanne aufliegen läßt oder zurückschlägt. Zuweilen heizt man die Pfannen mit Wasserdampf (Dampfpfannen), oder man läßt, die Feuergase bei gemauerten Pfannen über die Oberfläche der Flüssigkeit streichen (oberschlächtige Feuerung) oder durch Röhren ziehen, die in der Flüssigkeit liegen (Rohrpfannen).
Gewöhnlich hat man für das Stören und Soggen besondere Pfannen, welche nebeneinander so aufgestellt sind, daß die gestörte Sole in die zum Soggen bestimmte Pfanne leicht abgelassen werden kann. Die Größe der Pfannen wechselt von 45-100, selbst 280 qm. Die [* ] Fig. 3-7 erläutern einige Konstruktionen der Siedevorrichtungen. [* ] Fig. 3, vollständige Siedeeinrichtung mit Planrostfeuerung: a Siedepfanne;
b Planroste;
c Züge unter der Pfanne (Zirkulierherd);
d Aschenfall;
e Luftzuführungskanäle;
f hölzerner Dampfmantel, dessen Geviere g an dem Gebälk h aufgehängt ist;
i Deckplatten oder Laden, am Mantelgerinne mit Bändern befestigt und mit ihrer Unterkante in einem rinnenartigen Falz k stehend;
l Dunstesse (Brodemfang);
m Dampfdach. [* ] Fig. 4, Treppenrostfeuerung für Braunkohlen: a Treppenrost, nach weggenommener Klappe m von oben mit Brennmaterial zu versehen;
b horizontaler Rost und darunter ein zweiter solcher g, aber mit enger zusammengelegten Roststäben, auf welchem die durchgefallenen kleinern Kohlenteilchen verglimmen;
c Gewölbe, nach der Pfanne f zu geneigt, welches sich stark erhitzt sowie auch die nach demselben zuströmenden brennbaren Gase und die Luft;
d Feuerbrücke;
e Flammenloch, durch welches die Flamme unter die Pfanne gelangt;
h Eisenplatte, auf- und niederzuklappen, zur Aufnahme der Asche aus dem Treppenrost;
i bewegliche Klappe zur Aufnahme der Asche vom Rost g und zur Entlassung derselben in das Gewölbe k. [* ] Fig. 5 und 6, Rohrpfanne: A Pfanne;
a Röhren aus Eisenblech, auf der einen Seite mit dem Treppenrost b, auf der andern mit dem Gassammelraum c in Kommunikation;
d Dunsthut. [* ] Fig. 7, Rundpfanne mit Rührwerk: a Pfannenrand (Bord);
b kegelförmiger Mantel auf demselben;
c Schlitz, durch welchen das Pfanneninnere mit dem Kasten d kommuniziert, in welchen und dadurch auch in die Pfanne durch das Hahnrohr e die Sole tritt.
Das Rührwerk besteht aus einer vertikalen Welle g in der Stopfbüchse h, mit vier gußeisernen Armen m versehen, an denen Blechstücke (Rührkrücken) A mittels beweglicher Bügel befestigt sind; f Zahnrad zur Bewegung der Welle g. Das auf dem Boden abgeschiedene S. wird mittels der Krücken nach der Öffnung c hingeschoben, fällt durch diese in den Kasten d und wird aus diesem ausgekrückt. o Stutzen mit Rohr p zur Abführung der Wasserdämpfe nach einer andern Pfanne.
Beim Beginn der Operation wird die Sole unter lebhaftem Sieden und steter Entfernung von Schaum und Schlamm verdampft und so lange frische Sole zugegeben, bis die Pfanne mit siedend gesättigter Sole gefüllt ist. Nach dieser Arbeit, dem Stören, läßt man die Sole sich klären und in andre Pfannen abfließen, in welchen nun das Soggen beginnt. Man kocht entweder lebhaft weiter, oder ermäßigt zur Erzielung eines mehr oder minder grobkörnigen Salzes die Temperatur auf 90-60°. Das S., welches meist mit Handschaufeln, zuweilen aber auch durch maschinelle Vorrichtungen (Maschinenpfannen) ausgekrückt wird, ist anfangs schön weiß, wird dann aber immer gelber und unreiner, so daß man die Operation endlich unterbrechen und die Mutterlauge ablassen muß.
Der Salzschlamm brennt zum Teil auf dem Pfannenboden fest und bildet eine Kruste, die man von Zeit zu Zeit herausschlagen muß. Sie enthält neben Kochsalz viel Gips und gewöhnlich auch schwefelsaures Natron und heißt Hungerstein, während der Salzstein (Pfannenstein), der beim Soggen aufbrennt, an Kochsalz viel reicher ist. Das ausgeschiedene Kochsalz läßt man abtropfen, wäscht es, wenn es aus unreiner Lauge kristallisierte, mit reiner heißer Siedesole wiederholt aus und trocknet oder darrt es in Kammern, welche das S. in Körben oder auf Hürden aufnehmen, im offenen Feuer bei in konische Formen gekrücktem S. (siebenbürgische Hurmanen), auf Trockenherden, in Kasten mit erwärmter Luft, auf mechanischen Darren mittels Wasserdampfes oder im geheizten Magazin.
[* ] Fig. 8 zeigt eine mechanische Dampfsalzdarre. Dieselbe besteht aus 6 zwischen 4 Säulen B1, B2, B3 und B4 ^[B1, B2, B3 und B4] in Zwischenräumen übereinander befestigten hohlen Scheiben A, in deren Hohlraum Dampf eingelassen wird. Eine durch die Mitte sämtlicher Scheiben hindurchgehende stehende Welle enthält an Armen Krücken a, welche beim Rotieren der Welle das S. abwechselnd nach der Peripherie und Mitte hinschieben. Hier befinden sich passende Öffnungen, so daß das S. allmählich von einer Scheibe auf die andre gelangt und von der untersten zwischen Walzen gestrichen wird, welche etwanige Klümpchen zerkleinern sollen.
[* ] Fig. 9 ist eine Darrkammer (Dörrpfiesel), wie sie im Salzkammergut üblich ist. A Pfiesel mit Pultfeuerung B für Holz b, welches auf gemauerten Bänken a liegt. Die nach unten schlagende Flamme steigt im Raum c hinter der Scheidewand d empor, und die Feuergase ziehen durch den Fuchs e in den Schornstein f. Das in Form von abgestumpften Kegeln (Fuderl) zusammengepreßte S. ruht auf Gestellen in der Kammer A. In neuerer Zeit hat das Verdampfen der Salzlösungen einen bedeutenden Fortschritt gemacht, indem man die Pfannen mit Gasfeuerung versah und auch den aus der verdampfenden Sole entweichenden Dampf benutzte. Namentlich hat der Piccardsche Apparat sich gut bewährt, wo Wasserkraft zu seinem Betrieb vorhanden ist. Über das Prinzip desselben s. Abdampfen, S. 21.
[* ] ^[Abb.: Fig. 1. Salzkristallpyramide.]
In den wärmern Klimaten wird an den Küsten des Meers in sogen. Meersalinen oder Salzgärten eine bedeutende Menge von Kochsalz (Seesalz, Bay- oder Boysalz) aus Meerwasser gewonnen, so z. B. in Portugal zu San Ubes, in Frankreich an der Küste des Mittelländischen Meers (Languedoc, Provence) und des Atlantischen Ozeans, namentlich zu Croisic und Marennes. Auch Österreich gewinnt in Dalmatien auf den Salinen zu Capo d'Istria und Pirano und zu San Felice bei Venedig Seesalz.
Man stellt auf thonigem, völlig geebnetem Boden eine große Verdampffläche her, teilt diese in Abteilungen und bildet so ein System von vierseitigen, sehr flachen Bassins. Aus einem sehr großen und flachen Sammelteich, den man mit Hilfe von Pumpen oder bei der Flut durch Schleusen füllt, speist man die Salzgärten nach Bedürfnis. In denselben scheidet sich zuerst kohlensaurer, dann schwefelsaurer Kalk aus, und hierauf beginnt die Kristallisation des Kochsalzes, die man so weit fortschreiten läßt, bis das S. zu sehr mit Magnesiumsalzen verunreinigt wird. Am Ende der guten Jahreszeit legt man die Kristallisationsbassins trocken, wirft das S. auf Haufen und läßt die Feuchtigkeit der Luft darauf einwirken. So wird es von Mutterlauge befreit; soll es aber ganz rein werden, so wird es umkristallisiert (raffiniert), wie dies besonders in Holland, England, Italien und Österreich geschieht.
Unsre Textfig. 2 stellt einen Salzgarten dar. a Schleuse zur Regulierung des Wasserzutritts aus dem Meer in das Hauptbassin b, aus welchem das Wasser langsam durch Vorteiche c fließt, unter Verdunsten in den Kanal d gelangt u aus diesem in eine Zisterne e tritt. Aus dieser wird die angereicherte Sole in den Kanal f gepumpt, welcher dieselbe den Verdunstungsbassins h zuführt, in welchen sowie in c sich hauptsächlich Gips nebst Bittersalz absetzt, und aus welchen selten schon S. auf den Damm g ausgekrückt wird.
Die gesättigte Sole fließt aus h durch i in die Zisterne k und wird von hier mittels Pumpen durch den Kanal m in die Kristallisierbassins n geschafft, aus denen das ausgeschiedene S. auf die Dämme o gekrückt und zu kleinen Haufen, dann später zu großen, runden q oder viereckigen p formiert wird. Diese läßt man, mit Stroh bedeckt, einige Zeit im Freien stehen, damit sich die Mutterlauge absondern kann. Die Mutterlauge von dem ausgeschiedenen S. fließt durch den mit Schleuse s versehenen Kanal r in das Meer zurück.
An Salzseen (z. B. im N. des Kaspischen Meers aus dem Elton-, Inderskischen und Bogdosee) zerbricht man die während der heißen Jahreszeit durch Wasserverdunstung auf dem Boden des Sees abgelagerte Salzkruste mit einer Holzschaufel in Blöcke, zerschlägt diese mit Holzhämmern, wäscht das S. mehrmals mit Sole, läßt es einige Tage trocknen und wirft es dann auf Haufen, aus welchen noch vorhandene Mutterlauge ausfließt. Das S. ist entweder in diesem Zustand Handelsware, oder wird nochmals durch Auswaschen mit Sole gereinigt.
Das Kochsalz des Handels ist niemals ganz rein; es enthält immer Wasser und ist besonders dann sehr feucht, wenn es mit Chlormagnesium oder Chlorcalcium verunreinigt ist. Man findet außerdem Schwefelsäure und Kalk darin, auch wohl organische Substanzen oder Eisenoxyd, die es gelb färben. Der Wassergehalt soll nicht 6 Proz. übersteigen; das S. muß sich in Wasser klar lösen, und diese Lösung darf mit Chlorbaryum und Soda keinen starken, mit Blutlaugensalz und Schwefelwasserstoff aber durchaus keinen Niederschlag geben.
Das steuerfreie Kochsalz, welches in der Industrie etc. Anwendung findet (Gewerbe- und Viehsalz), wird häufig auf Anordnung der Staatsbehörden zum Gebrauch als Nahrungsmittel untauglich gemacht, denaturiert. Viehsalz wird mit Eisenoxyd, Wermutkraut oder Kohle, das zur Bereitung von Salzsäure oder schwefelsaurem Natron dienende mit schwefelsaurem Natron vermischt etc. Das Gewicht eines gewissen Volumens Kochsalz hängt sehr vom Aggregatzustand desselben ab, denn es wiegt z. B. ein preuß. Kubikfuß (0,0309 cbm) festes Steinsalz 138,6 Pfd., großkörniges Siedesalz 62-65 Pfd., grobkörniges Siedesalz 42-48 Pfd., mittelkörniges 38-41 Pfd., feinkörniges scharfes Siedesalz 35-38 Pfd. und feinkörniges mildes Siedesalz 30-33 Pfd., wenn das S. locker in das Maß eingeschüttet ist. Das grobkörnige Siedesalz läßt sich ziemlich leicht bis auf ein Gewicht von 87 Pfd. und das feinkörnige bis auf ein Gewicht von 81 Pfd. für den Kubikfuß zusammenpressen.
Das S. ist im tierischen Organismus außerordentlich verbreitet und findet sich in den Flüssigkeiten desselben von allen mineralischen Stoffen in größter Menge. Dabei ist seine Menge im Blut eine ziemlich konstante und von dem Kochsalzgehalt der Nahrung unabhängig. Es findet sich aber hauptsächlich in der Blutflüssigkeit und nur in sehr geringer Menge in den Blutkörperchen; auch sonst ist seine Verteilung im Körper eine sehr eigentümliche, und besonders reich an S. sind Speichel, Magensaft, Schleim, Eiter und entzündliche Exsudate.
Alles S. des Körpers stammt aus der Nahrung und verläßt den Körper mit dem Harn, den Exkrementen, Mund-, Nasenschleim und Schweiß. Ein erwachsener Mann von 64 kg Körpergewicht scheidet in einem Tag nur durch den Harn 11,9 g aus, ein Teil des aufgenommenen Salzes wird aber im Körper in andre Verbindungen umgewandelt. Das S. wirkt im Körper zunächst durch seinen bedeutenden Einfluß auf die Diffusionsvorgänge: es ist ein Hauptfaktor für die Bewegung der Flüssigkeitsmassen im Körper. Ein Zusatz von S. zu
[* ] ^[Abb.: Fig. 2. Meersaline (Salzgarten).]
den Speisen befördert die Verdauung derselben, und der menschliche Instinkt hat diesen Zusatz als etwas Unentbehrliches zu allen Zeiten und bei allen Völkern herausgefühlt. Es ist bemerkenswert, daß unter den Tieren nur die Pflanzenfresser ein Bedürfnis nach Chlornatrium zeigen, nicht aber die Fleischfresser. Dies hängt von der Zusammensetzung der Asche der Nahrungsmittel ab, und unter Berücksichtigung des Verhaltens der Aschebestandteile zu einander ergibt sich, daß die Bedeutung des Salzes für Pflanzenfresser und für den Menschen darin zu suchen ist, daß es sie in den Stand setzt, den Kreis ihrer Nahrungsmittel zu erweitern. In chemischer Hinsicht liefert das S. im Organismus die Salzsäure des Magensafts und vielleicht auch das Natron der Galle; es scheint in sehr inniger Beziehung zum Zellenbildungsprozeß zu stehen und wird bei gehinderter Zufuhr vom Organismus sehr fest zurückgehalten.
Man schätzt den Bedarf eines Menschen an S. jährlich auf 7,75 kg. Über die Wirkungen des Salzes in der Agrikultur sind die Ansichten noch geteilt, ein Übermaß davon zerstört die Keimkraft der Samen und erzeugt unfruchtbaren Boden. Unter gewissen Umständen scheint aber ein Salzgehalt im Boden indirekt als Dünger dadurch günstig zu wirken, daß derselbe gewisse für die Ernährung der Pflanzen vorteilhafte Bestandteile (Kalksalze, Phosphate etc.) in löslichen Zustand versetzt oder Stoffe, die als Dünger auf die Oberfläche des Ackers gebracht wurden, befähigt, tiefer in den Boden einzudringen.
In der Technik benutzt man S. zur Bereitung der Soda, des Chlors, des Salmiaks, in der Loh- und Weißgerberei, zur chlorierenden Röstung der Silbererze, in der Aluminiumfabrikation, zur Darstellung des Natriums, zum Aussalzen der Seife, zur Herstellung von Tabaksfabrikaten, Mineralwässern, Bädern, zum Glasieren der Thongeschirre, zum Konservieren von Schiffbauholz und Eisenbahnschwellen, zum Einsalzen der Fische, des Fleisches, der Butter, auch zum Konservieren der Häute, welche nicht alsbald gegerbt werden sollen, etc. In der Landwirtschaft benutzt man S. als Dünger und bei der Viehfütterung.
Die jährliche Salzproduktion beträgt durchschnittlich in England 2 Mill. Ton., in Rußland 1,200,000, in Frankreich 500,000, in Italien 242,000, Portugal und Spanien 700,000, Schweiz 35,000, Österreich 130,000 T. Im deutschen Zollgebiet wurde im Etatsjahr 1887/88 S. in 11 Anlagen bergmännisch, auf 64 Salinen aus wässerigen Lösungen und in 10 Fabriken als Nebenprodukt gewonnen und zwar im ganzen 884,188 T. und zwar 51,385 T. Kristallsalz, 334,944 T. andres Steinsalz, 486,460 T. Siedesalz.
Davon entfielen auf Preußen 440,865, Bayern 43,413, Württemberg 180,296, Baden 30,870, Thüringen 60,205, Anhalt 51,288, Elsaß-Lothringen 54,135 T. Ausgeführt wurden 126,884, eingeführt 26,112 T. Verbraucht wurden als Speisesalz 360,341 T., zur Viehfütterung 108,498, zur Düngung 2811, in Soda- und Glaubersalzfabriken 220,810, in chemischen und Farbenfabriken 21,100, zur Seifen- und Kerzenfabrikation 6781, in der Lederindustrie 12,232, in der Metallwarenindustrie 8825, in der Glas- und Thonwarenindustrie 1608, sonst in der Technik 5420 T.
Die Gewinnung des Salzes war früher meistens regalisiert, d. h. sie wurde als ein Vorrecht des Staatsfiskus in Anspruch genommen, welcher dann die Ausbeute (Salzgerechtigkeit) regelmäßig gegen bestimmte Abgaben an Private verlieh, und zwar erstreckte sich das Salzregal sowohl auf Steinsalz, indem es insoweit auch einen Teil des Bergregals überhaupt bildete, als auch auf die Salzquellen (sogen. Salinenregal); doch ist dasselbe inzwischen, wie die meisten Regalien (s. d.), durch die moderne Gesetzgebung beseitigt worden.
Ebenso ist in Deutschland das Salzmonopol, d. h. die ausschließliche Berechtigung des Staats zum Salzverkauf, abgeschafft und seit 1867 eine Verkaufssteuer eingeführt (s. Salzsteuer). Bei der Wichtigkeit und Notwendigkeit des Salzes erscheint das sogen. Salzhoheitsrecht, welches in einer besondern Beaufsichtigung der Salzwerke durch den Staat besteht, als gerechtfertigt. Dasselbe erstreckt sich namentlich auf die Genossenschaften, welche die Ausbeutung der Solen betreiben und gewöhnlich Pfännerschaften genannt werden.
Die Anteile der einzelnen Pfänner an der Saline, deren meistens 111 unterschieden werden, heißen Pfannen, auch Koten (»Kote« eigentlich s. v. w. Siedehaus) oder Salzkörbe. Zuweilen kommen auch noch die Bezeichnungen Salzbeerbte, Salzherren, Erbsälzer, Salzjunker für diejenigen Inhaber von Salzwerken vor, welche ihr Recht nicht durch eine Belehnung erhalten haben, während man den mit der Wahrnehmung der landesherrlichen Gerechtsame in Ansehung eines Salzwerkes betrauten Beamten früher Salzgraf zu nennen pflegte.
Vgl. Karsten, Salinenkunde (Berl. 1846-47, 2 Bde.);
Kerl, Salinenkunde (Braunschw. 1868);
kulturgeschichtlich: Meyn, Das S. im Haushalt der Natur (Leipz. 1857);
Hehn, Das S. (Berl. 1873);
Möller, Das S. in seiner kulturgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Bedeutung (das. 1874);
Schleiden, Das S. (Leipz. 1875);
Schmidt, Das S., volkswirtschaftliche und finanzielle Studie (das. 1874);
Hrdina, Geschichte der Wieliczkaer Saline (Wien 1842);
Kopf, Beschreibung des Salzbergbaues zu Hall in Tirol (Berl. 1841);
v. Schwind, Der Abbau unreiner Salzlagerstätten in Österreich (Prag 1870).