GeringeMengen oder
Spuren von
Natronsalzen fehlen kaum in irgend einem
Mineral. Ebenso enthält jede
Ackererde und jedes Gewässer
Natronsalze, und manche
Quellen und
das Meerwasser sind sehr reich daran. Auch im
Pflanzenreich ist Natrium sehr verbreitet, in den
Landpflanzen aber treten Natriumverbindungen gegen Kaliumverbindungen zurück.
Strandpflanzen und Seegewächse
sind reich an Natrium. Im tierischen
Organismus sind Natriumverbindungen allgemein verbreitet, am reichlichsten im Blutserum, während
Kalium in den Blutkörperchen
[* 5] auftritt.
Zur
Darstellung von Natrium erhitzt man ein inniges. Gemisch von kohlensaurem
Natron mit
Kohle und
Kreide
[* 6] in einem Destillationsapparat
auf Weißglut. Dabei entzieht dieKohle der
Kohlensäure und dem
NatronSauerstoff, und es entweichen
Kohlenoxyd
und Natriumdämpfe, welch letztere in einer platten, kastenartigen
Vorlage verdichtet werden. Aus dieser tropft das Natrium in
ein mit
Steinöl gefülltes
Gefäß.
[* 7] Man erhält nur 0,33 Proz. der theoretischen
Ausbeute. Das Natrium kann in einem trocknen
Gefäß
aufbewahrt werden, da eine sich alsbald bildende Oxydschicht die weitere
Oxydation verhindert.
Besser überzieht man das Natrium mit
Paraffin,
[* 8] und kleinere
Quantitäten bewahrt
man inErdöl
[* 9] auf. Das Natrium ist bei gewöhnlicher
Temperatur
knetbar wie
Wachs, in der
Kälte spröde, schmilzt bei 95,6,° gibt bei Rotglut farblosen
Dampf,
[* 10] spez. Gew. 0,972,
Atomgewicht
22,99. Es ist auf frischer Schnittfläche silberweiß, läuft aber an der
Luft sofort an, indem sich
Natriumhydroxyd bildet. Es besitzt eine sehr große
Neigung, sich mit andern
Elementen zu verbinden,
steht darin aber doch dem
Kalium nach.
Wie dieses, rotiert es auf
Wasser, indem es dieses zersetzt und sich mit demSauerstoff desselben verbindet;
aber der dabei frei werdende
Wasserstoff entzündet sich nur, wenn das
Wasser erwärmt ist oder das
Metall an einer
Stelle festgehalten
wird.
Beim Erhitzen an der
Luft verbrennt es mit gelber
Flamme.
[* 11] Seine
Verbindungen sind denen des
Kaliums analog und so ähnlich,
daß sie in vielen
Fällen dieselben vertreten können. Es ist einwertig und bildet mit
Sauerstoff zwei
Oxyde, von welchen das
Natriumoxyd
(Natron) Na2O weitaus am wichtigsten ist.
Mit
Kalium bildet es eine bei gewöhnlicher
Temperatur flüssige
Legierung, die wie
Quecksilber aussieht. Es dient zur Gewinnung
von
Aluminium,
Magnesium,
Silicium und andern
Metallen, von reinemNatriumhydroxyd und vielen chemischen
Präparaten
und ist als Sprengmittel empfohlen worden, wobei der in Berührung mit
Wasser sich entwickelte
Wasserstoff die Sprengwirkung
ausüben soll. Bei der Goldgewinnung
[* 12] mittels
Quecksilbers setzt man zu letzterm Natrium zu, um die Amalgamierung des
Goldes zu befördern.
Natrium wurde zuerst 1807 von
Davy dargestellt. Die jetzige Gewinnungsmethode rührt von
Brunner her. Durch
die
Aluminium- und Magnesiumindustrie hat Natrium technische Wichtigkeit erlangt und wird daher im großen
Maßstab
[* 13] dargestellt.
(Sodium). Ein metallischer Grundstoff, ist ebenso wenig, wie das ihm ähnliche Kalium, luftbeständig und daher
in der Natur ebenfalls nur in Verbindungen anzutreffen. Sein Vorkommen in solchen ist aber weit häufiger,
denn es bildet nicht nur, wie das Kali in Verbindung mit Kieselsäure und Thonerde, einen Bestandteil vieler kristallinischer
Gesteine, sondern ist auch als Bestandteil des Koch-, See- und Steinsalzes in den ungeheuersten Mengen vorhanden, kommt ferner
auch im natürlichen Soda- und Glaubersalz und als Bestandteil des Chilisalpeters vor.
Aufgelöst finden sich Natriumverbindungen im Meere und in zahlreichen Mineralwässern. Das Natrium zeigt
sowohl an sich, als in allen seinen Verbindungen die größte Analogie mit dem Kalium, obschon sich beide durch besondre Eigentümlichkeiten
doch auch wieder scharf voneinander unterscheiden. Das Natriummetall ist ebenfalls silberweiß, bei gewöhnlicher Temperatur
knet- und schneidbar wie Wachs, leichter als Wasser, bedeckt sich an der Luft rasch mit einer weißlichen
Kruste
¶
mehr
von Oxyd und verwandelt sich endlich ganz in solches. Dieses Natriumoxyd ist das eigentliche Natron, das aus der Luft rasch
Wasser anzieht. Direkt mit ein wenig Wasser zusammengebracht, nimmt es dies unter Erhitzung sogleich auf und verwandelt sich
in Natriumoxydhydrat (Natriumhydrooxyd ^[richtig: Natriumhydroxyd]), das gewöhnliche Ätznatron. Auf eine größere Menge
Wasser geworfen, rennt das Metall, wie das Kalium darauf, als glänzende heiße, immer kleiner werdende Kugel umher; es zersetzt
Wasser und bildet mit dem Sauerstoff desselben Oxyd, das sich sogleich im Wasser löst.
Das mit Natriumdämpfen entweichende Wasserstoffgas entzündet sich dabei unter gewöhnlichen Umständen nicht, wie es beim
Kalium der Fall, wohl aber, wenn das Wasser heiß oder mit einer Säure versetzt ist. Es ist dann
die Zersetzung von einer stark gelben Flamme begleitet. Die Darstellung des Metalls ist der des Kaliums konform und etwas
leichter ausführbar, da es den Sauerstoff nicht ganz so festhält wie jenes. Es werden in bestimmten
Verhältnissen entwässerte Soda, Steinkohle und Kreide als feine Pulver gemischt und in einem eisernen Destillierapparat zur
Rotglut erhitzt.
Das Metall geht dabei in Dampfform über und verdichtet sich in der Vorlage unter Steinöl, Schieferöl u. dgl. zu glänzenden
Kugeln. Unter einem solchen Luftabhaltungsmittel wird es auch gewöhnlich versandt, bequemer und in Kisten
versendbar in einer Umhüllung von Paraffin. Sonst hat man es auch in wohlverschlossenen Glasfläschchen ohne weiteres Schutzmittel,
nur bedeckt von einer oberflächlichen Oxydschicht. Das Metall ist zu verschiednen technischen und chemischen Verwendungen
nützlich und notwendig und wird daher im großen dargestellt, namentlich in England. Es ist durch die
großartige englische Fabrikation dort der Preis des englischen Pfundes bis zu fünf Schillingen (fünf Mark) herabgebracht
worden, während von den Chemikalienhandlungen allerdings weit höhere Preise notiert werden. Es ist unter solchen Umständen
in England ökonomisch thunlich geworden, das Metall wieder zu oxydieren, also in Ätznatron zurück zu verwandeln, wenn
es sich darum handelt, ein sehr reines Ätznatron für chemische Laboratorien zu beschaffen.
Das Metall wird zu diesem Zwecke stückweise in einen tiefen, außen mit Wasser gekühlten silbernen Kessel eingetragen,
ab und zu ein Tropfen destilliertes Wasser zugegeben und umgeschüttelt. Es entsteht ein weißer Brei, der getrocknet, darauf
die Masse bei Rotglut geschmolzen und in Stengelform gegossen wird. Das Metall selbst dient hauptsächlich
zur Darstellung des Aluminiums und des Magnesiums (s. diese), ferner hat es in Kalifornien eine Bedeutung gewonnen für die
Gewinnung des Goldes aus gepulvertem Quarzfels.
Das Ausziehen des Goldes aus solchem mit Quecksilber auf dem Wege der Amalgamation wird erleichtert und
ertragreicher gemacht, wenn dem Quecksilber etwas Natrium einverleibt worden. Solches Natriumamalgam hat auch beim Vergolden
und Versilbern von Metallen und in der Chemie Anwendung. In chemischen Laboratorien wird das Natrium überhaupt als energisches
Reduktions-
und Zersetzungsmittel bei vielen Gelegenheiten gebraucht. Von den zahlreichen Natriumverbindungen sind das
Kochsalz (Chlornatrium) und das kohlensaure Natron oder die Soda (s. d.) die wichtigsten; nach diesen kommen schwefelsaures,
salpetersaures, phosphorsaures und borsaures Natron. - Natrium ist zollfrei. Ätznatron gem. Tarif
Nr. 5 d, Kochsalz Nr. 25 t, kohlensaures Natron Nr. 5 g,
schwefelsaures, borsaures und phosphorsaures N. sind zollfrei.