Nationalverein,
deutscher, polit. Verein, welcher aus einer auf Veranlassung des hannöverschen Abgeordneten R. v. Bennigsen 17. Juli 1859 in Eisenach abgehaltenen Versammlung mehrerer sogen. Gothaer hervorging und auf einer zweiten Zusammenkunft in Eisenach 14. Aug. sein Programm aufstellte, welches die einheitliche Gestaltung Deutschlands unter preußischer Hegemonie sowie eine dem entsprechende Reform der Bundesverfassung mit einer deutschen Nationalvertretung anstrebte. Er breitete sich rasch aus, da die Ereignisse während des italienischen Kriegs die heillose politische Zerfahrenheit Deutschlands zu deutlich dargelegt hatten und die Schillerfeier 10. Nov. der nationalen Begeisterung einen mächtigen Aufschwung gab. Bereits im Herbst 1859 organisierte sich der Verein als d. Nationalverein,; der Sitz des Ausschusses war Koburg, sein Organ eine »Wochenschrift«, die seit 1860 erschien. Die Zahl seiner Mitglieder betrug 1864: 21,000, seine Einnahme 25,000 Gulden jährlich. Die preußische Regierung, welcher man im ersten Programm die Führung Deutschlands zugedacht hatte, wußte jedoch mit dieser Bewegung unglücklicherweise nichts zu machen und verhielt sich von Anfang an sehr kühl, fast ablehnend gegen sie. Noch mehr verscherzte sich Preußen das Vertrauen, als dort 1862 der Verfassungskonflikt ausbrach. Die Preußenfreunde im N. verloren mehr und mehr den Mut, offen für die preußische Hegemonie aufzutreten, und die demokratischen Elemente erlangten bald das Übergewicht. Die Flottenbeiträge, welche gesammelt waren, wurden nicht mehr an die preußische Regierung abgeliefert; ja, 1863 versuchte es der Nationalverein, sogar, gegen Preußen aufzutreten, indem er in der schleswig-holsteinischen Frage ein eignes Programm aufstellte und sich zu dessen Durchführung mit seinem Gegner, dem großdeutschen Reformverein, verband und im Dezember 1863 den Sechsunddreißiger-Ausschuß bildete. Der Nationalverein, sprach sich in offenem Bruch mit der preußischen Hegemonie sogar dahin aus, daß erst ein allgemeines deutsches Parlament über den künftigen Träger der Zentralgewalt in Deutschland entscheiden solle, und der Ausschuß verwarf Bismarcks Bundesreformvorschläge vom 9. April 1866. Indem nun Preußen wirklich im Sommer 1866 seine Bundesreform durchführte, war der Nationalverein, vernichten. Angesichts dieser unerwartete Wendung der Dinge löste sich der Nationalverein, im Herbst 1867 auf einer Zusammenkunft zu Frankfurt a. M. förmlich auf. Die angesammelten Flottengelder wurden dem Verein für Rettung Schiffbrüchiger übergeben.