Narwal
(Nahl,
Monodon L.), einzige
Gattung der Säugetierfamilie der Narwale
(Monodontia) aus der
Ordnung der
Seesäugetiere. Die einzige hinlänglich bekannte Art, der gemeine Narwal
(Seeeinhorn, M. monoceros
L.), ist 6 m lang,
mit walzigem, vorn abgerundetem
Kopf, sehr kurzer, breiter, dicker Schnauze, tief an den Kopfseiten liegenden
Augen, weiter
nach hinten stehenden, sehr kleinen
Ohren, halbmondförmigem
Spritzloch auf der Stirnmitte zwischen den
Augen, großem, nach vorn gerichtetem, spiralig gefurchtem Stoßzahn (meist der linken Seite angehörig, während der
der rechten Seite, wie beim Weibchen beide, verkümmert), kleinen, früh abortierenden
Zähnen in beiden
Kiefern, fast spindelförmigem
Leib, kurzen Brustflossen, ohne Rückenfinne und mit sehr großer, zweilappiger Schwanzflosse.
Die
Haut
[* 2] ist nackt, glatt, weiß oder gelblichweiß, braun gefleckt. Der Narwal
findet sich am
häufigsten zwischen dem 70. und 80.° nördl.
Br. in der
Davisstraße, der
Baffinsbai, zwischen
Grönland und
Island,
[* 3] um
Nowaja Semlja
sowie weiter in den nordsibirischen Gewässern, wo er in
Rudeln zu
Hunderten angetroffen werden soll.
Seegurken, nackte
Weichtiere
und
Fische
[* 4] bilden seine Hauptnahrung. Seine Lebensweise ist übrigens noch sehr unbekannt. Im hohen
Meer werden einzelne harpuniert,
doch wird nirgends eifrig
Jagd auf Narwale
gemacht.
Die Grönländer essen das
Fleisch getrocknet und gekocht, den
Speck roh, brennen das
Fett in
Lampen
[* 5] und verfertigen aus den
Flechsen starken
Zwirn. Die
Walfischfänger stellen ihm besonders des Stoßzahns wegen nach, der wie
Elfenbein
verarbeitet wird. Den Alten war der Narwal
wohl bekannt;
Strabon nennt ihn den
Oryx des
Meers, und
Albertus Magnus spricht von der
Furchtbarkeit seiner
Waffe. Den
Zähnen schrieb man allerlei Wunderkräfte zu und bezahlte sie mit enormen
Summen.
Man hielt sie für das
Horn des in der
Bibel
[* 6] als
Einhorn aufgeführten fabelhaften
Tiers,
und im englischen
Wappen
[* 7] trägt daher das
Einhorn einen Narwal
zahn.
Kaiser und
Könige ließen mit Schnitzwerk geschmückte
Stäbe aus dem
Zahn verfertigen,
welche ihnen nachgetragen wurden, und auch
Bischofsstäbe wurden daraus gefertigt. Ein
Zahn, welcher in der
kurfürstlichen Sammlung zu
Dresden
[* 8] an einer goldenen
Kette hing, wurde auf 100,000
Reichsthaler geschätzt, und für einen
andern, welcher im
Besitz der
Markgrafen von
Baireuth
[* 9] war, boten die
Venezianer noch 1559 vergeblich 30,000 Zechinen.
Später
benutzte man das
Pulver des gebrannten
Zahns noch arzneilich, und gegenwärtig ist der
Zahn in
China
[* 10] und
Japan sehr geschätzt.